Ich bin an deiner Seite
Schüler erneut an, die nickten und kicherten. »Ich bin Akiko«, sagte sie. »Und wenn Sie möchten, dann begleiten Sie uns gerne zu unserer Schule. Bitte folgen Sie mir.«
Während mehrere Kinder klatschen und die anderen sich die Hände vor ihre grinsenden Gesichter hielten, ging Akiko über die Straße, am Rande des Bürgersteigs entlang. Überall waren Geschäftsleute und sprachen in ihre Handys, während sie mit ihren Regenschirmen und Aktentaschen weiterliefen, um ihre U-Bahn zu erwischen. An der nächsten Ecke überreichten Teenagerinnen in pinkfarbenen Strumpfhosen jedem verpackte Erfrischungstücher mit einer Werbebotschaft darauf.
Während Akiko darauf wartete, dass die Ampel grün wurde, deutete Ian auf die dicken weißen Streifen, die auf die Straße gemalt waren. Er wandte sich an die Schüler und sagte: »In Australien nennen wir das einen Zebrastreifen. Obwohl unsere nicht so breit sind wie der hier.«
Die Kinder blickten über die Kreuzung, wiederholten seine Worte und fingen an zu lachen. Mattie lachte mit ihnen. Zum ersten Mal seit der Begegnung schämte sie sich nicht für ihren Vater, was sie oft tat. Bevor ihre Mutter gestorben war, hatte er ständig Witze gemacht. Ihre früheste Erinnerung war sogar, dass sie kichernd bei ihm auf dem Schoß saß. Und obwohl sie gerne kicherte, redete er manchmal einfach zu viel.
»Natürlich haben wir keine Zebras in Australien«, fuhr er fort. »Aber wenn ihr gerne mal ein Känguru sehen wollt, dann nehmen Mattie und ich euch mit in den Busch. Und dann sehen wir ihnen dabei zu, wie sie springen, als hätte ihnen jemand Feuer unter dem Hintern gemacht.«
Als die Ampel grün wurde, tönte ein pulsierendes Piepsen durch die Luft und ließ alle Blinden wissen, dass es Zeit wurde, über die Straße zu gehen. Akiko führte die Gruppe in ein großes Gebäude und durch einen langen Flur, wie man ihn auch in einer Western-Bank-Niederlassung finden konnte. Mattie wusste, dass sie in einer Schule war, denn sie sah Schüler in Klassenräumen. Aber diese Schule sah ganz anders aus als alle, die sie kannte. Keine Zeichnungen und Banner hingen an den Wänden, und es gab auch keine Reihen mit Spindfächern seitlich in den Fluren.
Akiko führte die Schüler, gefolgt von Ian und Mattie, in ein Klassenzimmer. Während die Schüler sich an Zweiertische setzten und sich aufgeregt unterhielten, stellte Mattie sich ein wenig hinter ihren Vater, der in der Nähe der Tafel stehen blieb.
Ian schien ihr Unbehagen zu spüren. »Deine Mutter hat Kinder wie diese unterrichtet«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Und ich schätze, sie sieht uns jetzt zu. Bringen wir sie zum Lachen.«
Mattie sah instinktiv nach oben, doch ihr Blick kehrte zurück zu den Schülern, als Akiko auf Japanisch zu reden begann. Mattie wurde klar, dass die Lehrerin älter war, als sie zunächst gewirkt hatte. Ein Teil von Akikos Haar war bereits grau, und um ihren Mund waren tiefe Lachfältchen zu sehen. Während sie sprach, nickten die Schüler aufmerksam, saßen ganz still da, etwas, das Matties Klassenkameraden nicht so einfach hätten nachmachen können.
Akiko wandte sich an ihre Besucher. »Nun, Mr …«
»McCray. Ich bin Ian McCray. Bitte nennen Sie mich Ian. Und das hier ist meine Tochter Mattie.«
»Wir haben Glück, Schüler«, sagte Akiko. »Zuerst durften wir unseren Ausflug zur Japan Times genießen, und jetzt werden uns Ian-san und Mattie für den Rest der Stunde aushelfen. Noch ungefähr fünfzehn Minuten. Schlagt jetzt bitte eure Englischbücher auf Seite vierunddreißig auf.«
Ian beugte sich zu Akiko hinüber. »Könnten wir stattdessen nicht ein Spiel spielen?«, flüsterte er.
»Ein Spiel?«
»Etwas, das sie zum Lachen bringt.«
Sie lächelte und schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Sicher, Ian-san. Das wäre schön.«
Ian nahm Matties Hand und blickte die Schüler an. »Eure tolle Lehrerin, Akiko-san, hat erlaubt, dass wir ein Spiel spielen«, sagte er und betonte seinen australischen Akzent, weil er glaubte, dass die Kinder seinen Dialekt komisch finden würden. »Hat irgendjemand von euch kleinen Kröten schon mal was von Stille Post gehört?«
Die Schüler lächelten und schüttelten den Kopf.
»Na, so ein Käse«, sagte er und schüttelte in gespieltem Unglauben ebenfalls den Kopf.
Akiko lachte und legte dabei instinktiv die Hand vor ihren Mund. »Was bedeutet … so ein Käse, Ian-san?«
»Es bedeutet, dass ich es nicht glauben kann, dass ihr alle noch nie Stille
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