Ich bin an deiner Seite
das Bett ist so hart. Ich kann darauf nicht schlafen.«
»Mach dir deswegen keine Sorgen, Schatz. Ich konnte ohnehin nicht mehr liegen. Heute nehme ich dich mit auf eine richtige Abenteuerreise. Einen echten Captain-Cook-Ausflug.«
»Versprochen?«
»Großes Indianerehrenwort.«
»Soll ich meine Stifte mitnehmen?«
»Aye, aye, Erster Maat«, erwiderte er, küsste ihre Stirn und stand auf, erschöpft vom Schauspielern. Er fragte sich, ob sie beide diese Reise durchhalten konnten, und wünschte erneut, Kate hätte sie gar nicht erst losgeschickt. Er ging ins Bad, setzte sich auf die Toilette und dachte an Matties Tränen und ihr Zittern. Er musste sie heute zum Lachen bringen, sagte er sich immer und immer wieder. Seine Augen waren fest geschlossen, und er ballte seine Hände so fest zu Fäusten, dass seine Fingernägel Abdrücke in seinen Handflächen hinterließen. Wenn sie nicht lachte, dann hatte er sie erneut im Stich gelassen. Sie brauchte ihn, brauchte die Hoffnung auf bessere Tage, auch wenn er selbst sie nicht hatte.
Ian stellte die Dusche an und hielt seine eigenen Tränen zurück, bis das Wasser auf ihn herunterprasselte. Als es das tat, lehnte er sich gegen die geflieste Wand. Seine Kraft wich aus ihm, floss durch den Abfluss und verschwand. Für eine Weile fühlte er sich, als würde er ertrinken, ersticken an einem Millimeter Wasser. Er sehnte sich nach Hilfe, aber niemand konnte ihm helfen. Er sehnte sich nach morgen, doch der Tag hatte gerade erst angefangen. Jeder seiner Hilferufe schien von den Wänden widerzuhallen und unbeantwortet zu ihm zurückzukommen. Er verfluchte sich selbst dafür, dass er früher wie ein Besessener gearbeitet hatte, dass er so wenig an Matties Leben teilgenommen hatte, und fragte sich, wie er ihren Bedürfnissen gerecht werden und ihr die Ängste nehmen sollte. Er wollte sie aus dem Schmutz und dem Unglück des Lebens herausheben, fühlte sich jedoch unfähig dazu. Um sie hochzuheben, musste er ein Teil von ihr sein, so wie Kate es gewesen war. Aber er fühlte sich nicht wie ein Teil von ihr. Manchmal war sie wie eine Fremdsprache auf seiner Zunge.
Weil er Angst hatte, dass Mattie vielleicht klopfen würde, stellte er sich gerade hin. Seine Beine zitterten, seine Finger griffen nach der Seife. Er fing an zu summen, tat so, als würde er singen, während sich Schaum auf seiner Haut bildete. Er schrubbte noch fester, als würde die Seife ihn von seinen Erinnerungen, seinem Versagen, seiner Schwäche reinwaschen.
Er dachte weiter über Mattie nach, darüber, was sie von ihm brauchte, während er sich schrubbte und summte, und er fasste einen Plan. Heute würde er sie zum Lachen bringen. Das war ein Anfang.
***
Nachdem sie spät gefrühstückt und eine Stunde über Matties Mathe-Arbeitsbuch gesessen und Bruchrechnen geübt hatten, verließen Ian und Mattie das Hotel. Sie waren im Partnerlook gekleidet, trugen beide ein buntes T-Shirt, eine Jeans und Tennisschuhe. Er hatte eine grünschwarze Baseballkappe auf, die sie und ihre Mutter ihm bei einem Ausflug zur Freiheitsstatue gekauft hatten. Er hatte Mattie ihr langes Haar zu Zöpfen geflochten und die Enden jeweils mit einem lilafarbenen Band zusammengebunden.
Aus der Lobby zu treten war so, als stünde man plötzlich in einem reißenden Fluss. Der breite Bürgersteig schien keine weiteren Menschen mehr fassen zu können. Geschäftsmänner und Geschäftsfrauen in dunklen Anzügen und Kostümen liefen hastig nur wenige Zentimeter voneinander entfernt darüber. Alle schienen es eilig zu haben, und die meisten hatten Regenschirme dabei, obwohl der Himmel nur teilweise bewölkt war. Viele der Fußgänger waren auf dem Weg zu den nur diskret markierten U-Bahn-Eingängen und verschwanden darin wie Wasser, das in einen Abfluss fließt. Das Wasser nahm kein Ende.
»Bereit für unsere erste Erkundung, Erster Maat?«, fragte Ian und hielt Matties Hand, entschlossen, ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern, das dort bleiben würde.
»Aye, aye, Captain.«
»Dann machen wir uns auf den Weg.«
Er tauchte mit ihr in die Menge ein, und ihm fiel auf, dass sie zwischen den Leuten um sie herum praktisch verschwand. Mattie war es nicht gewöhnt, neben Hunderten von anderen zu gehen. Wenn Ian zu schnell ging, dann lief sie gegen die Leute vor ihr. Wenn er ein bisschen langsamer ging, traten sie ihr in die Hacken. Sie blickte zu ihm auf, das Gesicht gerötet, und ohne ein Wort beugte er sich zu ihr runter, hob sie hoch und setzte sie auf
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