Ich bin dann mal alt
Karriere-Trip und smarte Typen aus Politik und öffentlichem Leben – oft sind sie rücksichtslos ihren Erfolgsweg gegangen.
Beziehungen konzentrieren sich in dieser Zeitspanne vor dem 42. Lebensjahr vor allem auf den Beruf und seine Kampffelder. Bei Männern gilt die berufliche Selbstverwirklichung als selbstverständlich und legitim, während Frauen gern in die Ecke der Emanzipation gestellt werden. Frauen verspüren häufig den Wunsch, sich aus der Abhängigkeit von Mann, Familie und Kindern zu lösen; in diesem Lebensabschnitt gibt es die meisten Trennungen und Scheidungen. Aber auch als Mutter und Hausfrau braucht die Frau Kraft, um sich durchzusetzen – gegenüber ihren heranwachsenden Kindern und gegenüber ihrem Mann.
Doch in dieser Phase seines Lebens erfährt der Mensch auch, dass Erfolgsdenken und Unnachgiebigkeit nicht immer zum Erfolg führen. Manches lässt sich leichter erreichen, wenn man besonnen vorgeht. Klugheit und Zurückhaltung werden zu neuen Tugenden. Der Mensch erlebt Konflikte, lernt das Scheitern und erste Niederlagen kennen.
Das Leben von 42 über 49 bis 56 – die Grundlage für sinnvolles Altwerden
In der Mitte des Lebens beginnt ein doppelter Siebener-Rhythmus. Die Zeit zwischen dem 42. und dem 56. Lebensjahr ist geprägt von wichtigen Einsichten und spirituellen Perspektiven. Männer und Frauen können in dieser Phase den Grundstein für ein gutes Leben im Alter legen, denn die bewusste Hinwendung zur Spiritualität wirkt wie ein Samen, der eines Tages reiche Früchte trägt.
Der Mensch erkennt, dass seine kämpferischen Bewegungen allmählich zur Ruhe kommen und dass es im Leben nicht mehr allein um Auseinandersetzungen, um Siege oder Niederlagen geht. In der ersten Lebenshälfte lag der Schwerpunkt vor allem
auf Äußerlichkeiten: Es zählen in erster Linie die berufliche Karriere, das eigene Haus, Autos und Urlaube, Partys und Events, außerdem die Familiengründung, das Heranwachsen der Kinder, der Freundeskreis.
In der Lebensmitte geschieht fast immer eine Wende. Jetzt wird der Mensch konfrontiert mit Ereignissen, die sein Leben durcheinanderbringen. Oft sterben in dieser Zeit die Eltern und gute Freunde, nicht selten scheitert die Ehe, die Kinder verlassen das Elternhaus und gehen ihre eigenen Wege. Im Beruf steigen die Anforderungen, man wechselt die Arbeitsstelle, Kündigung und Entlassung drohen – und der Mensch spürt die beginnenden Verschleißerscheinungen an Körper und Seele. Es ist eine Zeit, in der ihm die ersten tiefen Verlusterfahrungen die eigene Begrenztheit vor Augen führen. Ab Mitte 40 kommt häufig die Einsicht, dass einem das Leben vieles vorenthalten hat, und es tun sich Fragen nach dem Sinn auf.
Jetzt hat der Mensch die Möglichkeit, zu sich selbst zurückzufinden, nachdenklicher zu werden, sich der Spiritualität und vielleicht dem Glauben zu öffnen. Auf jeden Fall hat er die Möglichkeit, seinen Weg langsamer zu gehen und das Leben gelassener zu betrachten. Ihm wird bewusst, dass das Wachstum nicht unendlich ist, sondern dem Werden und Vergehen unterliegt.
Die starken Spannungen, die bisher das Leben und den Erfolg bestimmt haben, lösen sich allmählich, das kämpferische Element weicht einer gelasseneren Einstellung. In dieser Lebensphase erkennt der Mensch Zusammenhänge, die er bisher kaum beachtet hat. Jetzt kann er sein Leben mit mehr Ruhe und Distanz betrachten. Die Ziele verlagern sich an der Schwelle zur zweiten Lebenshälfte mehr und mehr von außen nach innen, der Blick richtet sich zusehends weg von der Erde – hin zu Höherem. Der Mensch wird bereit, anderen zu helfen, und zwar aus ehrlicher Überzeugung heraus und nicht mehr nur aus Berechnung,
wie das früher oft der Fall war. So ist es ganz natürlich, dass sich Männer und Frauen mehr mit ihrem Schicksal und mit der Frage nach dem Sinn des Lebens beschäftigen – es sind erste Schritte auf dem Weg zu Weisheit.
Doch leider nehmen viele diese ganz natürliche Wandlung in der Lebensmitte nicht als Chance wahr und reagieren falsch. Sie weigern sich, in ihr Inneres hineinzuschauen, und treten die Flucht an. Meistens stürzen sie sich dann noch stärker auf die Äußerlichkeiten der Welt und wollen mit Gewalt alles verbessern und verschönern. Dabei werden sie oft rücksichtslos, rechthaberisch oder sogar tyrannisch. Firmenbosse kleben dann an ihrem Chefsessel und sind nicht bereit, der jüngeren Generation die Verantwortung zu übergeben. Sie bilden sich ein, sie seien
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