Ich bin dann mal alt
Ergebnis taucht dann meistens ein »Götzenbild« auf. Das Problem dabei scheint zu sein, dass jede Vorstellung von Gott teilweise vielleicht stimmt, aber zugleich auch falsch ist. Mit dem Verstand lässt sich Gott nicht begreifen.
Gott hat, so erzählt die Heilige Schrift, keinen Gefallen an den Sünden und am Tod des Menschen, sondern sein Wille ist es,
dass der Mensch ein Leben in Fülle führt – und deshalb braucht er Beziehungen.
Beziehungen sind die stärkste Lebenskraft, die ein Mensch besitzt. Allerdings sind die Beziehungen der Menschen untereinander oft nicht besonders stabil. Zu allen Zeiten haben deshalb die Menschen nach einer Beziehung gesucht, die intensiv ist, dauerhaft – auch über das Ende des irdischen Lebens hinaus. Diese Sehnsucht nach Geborgenheit und Kommunikation, nach Austausch und Lebendigkeit, nach Kraft und einem guten Leben kann sich nur erfüllen in der Existenz eines Wesens, das nicht den irdischen Begrenzungen unterworfen ist. Das Überschreiten der sinnlichen Grenzen und der Eintritt in eine transzendente Welt brachten den Menschen in die Beziehung zu einer höheren Gottheit, die von den einzelnen Religionen mit vielerlei Namen benannt wurde.
Die Perspektive des Menschen, dass es einen Gott gibt, hat natürlich Folgen für sein Leben auf Erden. Wer glaubt, dass dieser Gott auch auf Erden immer gegenwärtig ist, wird sein Leben anders gestalten als jene, für die mit dem letzten Atemzug alles aus ist. Die Gegenwart Gottes kann man ganz praktisch spüren in den Menschen, die einem begegnen. Jesus sagte: »Was ihr dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan – ich bin euch begegnet.« Insofern ist die Beziehung der Menschen untereinander eine Gottesbeziehung. In einer Gottesbeziehung zu leben, heißt also nicht, dass man sich in ein religiöses Wolkenkuckucksheim zurückzieht, sondern dass man inmitten der Menschen und der Schöpfung wahrnimmt: Gott ist präsent.
So zu leben, ist schon im Diesseits ein paradiesischer Zustand, der jedoch nicht mit dem Sterben endet, sondern lediglich ein Vorgeschmack auf das ist, was einen nach dem Tod erwartet.
Glaube statt Verzweiflung
Es gibt im Leben Situationen, da verzweifelt man, weil jede Hoffnung und alle Perspektiven verschwunden sind. In dieser Ausweglosigkeit fragen sich viele, ob es überhaupt einen Gott gibt, einen weisen Schöpfer, der das Leben in seinen Händen hält. Ängste, Schrecken und Depressionen bei sich selbst, die sichtbaren Ungerechtigkeiten im privaten und beruflichen Umfeld, die weltweiten Katastrophen – viele finden auf die Frage nach dem Sinn des Lebens und der Schöpfung keine vernünftige Antwort.
Es ist keine Lösung, wenn man in Bitterkeit nur noch um sich und seine Probleme kreist. Dabei kann es durchaus sinnvoll sein, in dieser verzweifelten Lage therapeutische Beratung anzunehmen, die von kirchlichen und sozialen Einrichtungen angeboten wird. Aber ohne Glauben an Gott kommt der Mensch aus diesem Teufelskreis nicht heraus.
Hoffnung in dieser Verzweiflung gibt die Erkenntnis, dass Gott mit allen Menschen solidarisch ist. Er begegnet dir in jedem anderen, im Erfolgreichen und im Kranken, im Armen und im Reichen, im Kind wie im Greis. »An Gottes Barmherzigkeit niemals verzweifeln«, sagt der heilige Benedikt in seiner Ordensregel – und meint damit: Zweifel sind zwar berechtigt, aber man muss wissen, dass Gott immer beim Menschen ist, dass er solidarisch mit ihm den Weg geht, auch über Steine und Hindernisse, durch Unglück und Leid. Es gibt kein glattes, unbeschwertes Leben, das nur Sonnenseiten und Erfolge kennt – auch das Dunkle, das Schwierige, der Kampf gehören dazu. Der Glaube an Gott gibt dem Menschen die Kraft, in dieser unvollkommenen Welt zu überleben. Dieser Glaube kann rational allein nicht begründet werden, aber er ist eine Realität, mit der selbst die tiefste Enttäuschung
überwunden werden kann. Die Alternative dazu ist, nicht zu glauben – dann wird die Verzweiflung zum Gefängnis, aus dem man sich nicht mehr befreien kann. Es ist also nicht wichtig zu wissen, ob es Gott wirklich gibt – entscheidend ist, ob du an Gott glaubst, selbst wenn es dafür keine rationale Begründung gibt. Im Ungläubigen erlischt jede Hoffnung – deshalb ist der Glaube an Gott die einzige Chance fürs Überleben.
Der Abend vorher ist ein Blick ins Paradies
Ich habe manchmal einen Kopf wie ein Mühlradl. Mir wär oft lieber, wenn das Leben schon vorüber wäre.
Weitere Kostenlose Bücher