Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg
sie.
Meine ellenlangen Sketche labere ich also auf eine Kassette und komme nach mehrmaligem Kontrollhören zu der Überzeugung, dass es besser wäre, die Sketche zusätzlich zu erklären. Also folgt auf einer weiteren Kassette zu jedem Sketch auch noch eine fünfminütige Erläuterung.
Vier Wochen später flattert mir eine Einladung für zwei Personen zur Funkausstellung nach Berlin ins Haus.
»Herzlichen Glückwunsch! Sie sind zusammen mit fünf weiteren Bewerbern aus über sechshundert Zuschriften ausgewählt worden und können Ihr Talent in Berlin unter Beweis stellen!« Großartig! Wahrscheinlich hat meine unfreiwillig komische Zusatzkassette den Ausschlag für diese Entscheidung gegeben. So machen mein Vater und ich – gerade mal sechzehn – uns also auf nach Berlin.
Unser Abreisetag fällt allerdings unglücklicherweise auf meinen ersten Schultag nach den Sommerferien und ich müsste eigentlich im Erdkundeunterricht sitzen und nicht am Düsseldorfer Flughafen.
Mein Vater hält es aber auf Grund des gegebenen besonderen Anlasses für vertretbar, die ersten zwei Schultage ausfallen zu lassen.
Als wir im Warteraum vor unserem Abfluggate sitzen, spaziert gut gelaunt der Direktor meines Gymnasiums herein! Mein Geschichtslehrer. Besser hätt’s nicht laufen können. Der sieht mich natürlich sofort und kommt auf mich zugestürzt: »Und du fliegst also auch am ersten Schultag nach Berlin?« Das kann ich schlecht leugnen.
Mein Vater übernimmt das Ruder und erzählt eine haarsträubende Geschichte von einer verstorbenen Tante in Berlin! Wie traurig das alles sei, wo der Junge doch so an ihr gehangen hätte! Herr Dr. Koch schaut betrübt drein und lässt uns in Ruhe weitertrauern.
Im Flugzeug maßregle ich meinen Vater: Die Wahrheit zu erzählen wäre ja wohl besser gewesen. Bei meiner Ankunft in Berlin muss ich nämlich als Erkennungszeichen für die Redakteurin eine zehn Zentimeter große Papiermargerite sichtbar anheften. Mit der Aufschrift: »Ich lese Hör Zu!« Wie sollen die von der »Hör Zu« mich auch sonst am Flughafen erkennen?
Was nützt’s? Kurz vor dem Verlassen des Jets stecke ich mir also diesen Riesenoschi ans Revers. Während mein Direktor sich von mir verabschiedet, glotzt er ständig auf die Blume.
Der Wettbewerb findet vor viel Laufpublikum in einer Halle des Berliner Messegeländes statt. Die Jury ist mit hochkarätigen Experten besetzt. Bei meinem Auftritt tue ich genau das, was ich bereits auf Familienfeiern und Schulfesten ausprobiert habe – und siehe da: auch im Gewühl der Messebesucher findet mein Humor einen gewissen Anklang.
Am Ende des Wettbewerbes gehöre ich zu den Siegern in allen Kategorien.
Danach bombardiere ich sämtliche Rundfunkanstalten mit meinen Kassetten. Tja, und ein Sender meldet sich dann auch tatsächlich bei mir. Lutz Hahn vom Saarländischen Rundfunk bearbeitet, korrigiert und verbessert mit mir zusammen das gesamte Sketchmaterial und fünfundzwanzig Texte werden in Saarbrücken aufgezeichnet und später gegen ein sattes Honorar gesendet. Die Arbeit beim Saarländischen Rundfunk ist großartig und macht enorm viel Spaß. Ohne den Mut und den kühnen Einsatz des Redakteurs wäre ich nie beim Radio gelandet.
Der WDR wird dann durch die Aufnahmen des SR auf mich aufmerksam und der verantwortliche Unterhaltungsredakteur Georg Bungter lädt mich daraufhin immer wieder zu kleinen WDR-Hörfunkproduktionen ein. Dass diese beiden Redakteure das damals gemacht haben! Einen siebzehnjährgen Schnösel zu Aufnahmen einzuladen. Ich bin ihnen ewig zu Dank verpflichtet! Daraufhin werde ich zusammen mit »Nicki«, damals hieß sie noch »Doris«, von Dieter Pröttel in den »Talentschuppen« eingeladen. Der Auftritt bewirkt allerdings gar nichts, außer dass ich merke, dass eigentlich nicht das Radio, sondern das Fernsehen mein Element ist.
Kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag schreibe ich mal wieder einige meiner berüchtigten Briefe mit beiliegender aktualisierter Probekassette an den Bayerischen Rundfunk und sämtliche andere Fernsehanstalten, für die ich noch nicht gearbeitet habe.
Es hagelt nur rüde Absagen. Lediglich eine Redakteurin des BR antwortet höflich und schreibt mir einen sehr lieben und langen Absagebrief. Über den ich mich allerdings, weil er der letzte in der Reihe ist, so ärgere, dass ich der Dame einen unverschämten Schrieb nach München zurückschicke. Daraufhin ruft die immer noch verständnisvolle Fernsehfrau mich eines Tages zu
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