Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg
Hause komme, ist meine Oma stolz und glücklich. Von da an geht es stetig und schnell weiter. Einen ganzen Monat spiele ich in der von Ingolf Lück großartig moderierten Sprungbrett-Theatershow und das Fernsehen strahlt meine Auftritte im Vorabendprogramm aus. Eine tolle Zeit.
Und dann bekomme ich einen Anruf von einer Dame von Radio Bremen. »Guten Tag, mein Name ist Reckmeyer. Spreche ich mit dem Engel mit dem bösen Blick? Sie müssten mich eigentlich kennen!?«
Der Name sagt mir aber nichts.
»Sie haben mir vor einigen Jahren mal einen Brief geschrieben! Sie wollten damals bei Loriot den ›Dicki Hoppenstedt‹ ersetzen.«
Wie peinlich! Stimmt, ich erinnere mich dunkel daran, als Zwölfjähriger so einen Brief verbrochen zu haben. Darauf schrieb mir eine Dame als Antwort: »Im Moment können wir dich leider nicht besetzen, aber wir haben dich in unsere Besetzungskartei aufgenommen!«
Den Brief habe ich heute noch, denn damals dachte ich: »Wenigstens mal eine Absage, die einem nicht alle Hoffnungen raubt!«
Frau Reckmeyer macht mir ein nettes Angebot.
»Wir möchten, dass Sie beim Bremer Fernsehen bei einem Jugendabend auftreten.«
Toll, ein Live-Auftritt im Bremer Regionalfernsehen! Ich sage zu und fahre nach Bremen. Im Zug lese ich in einer Zeitung, dass es sich bei der Sendung allerdings nicht um eine Regionalsendung, sondern um eine ARD-Show handelt, die um Viertel nach acht ausgestrahlt wird. Mit Gästen wie Nena und Depeche Mode. Oha. Mir zittern die Knie, als ich den Bremer Sender betrete.
Birgit Reckmeyer entpuppt sich als sympathischer Knaller. In ihrem Büro an der Pinnwand hängt tatsächlich mein mit krakeliger Kinderschrift geschriebener Brief von 1977.
Zum ersten Mal betrete ich ein richtig großes Fernsehstudio und bin überwältigt. Der Show-Dino Mike Leckebusch führt bei der Sendung Regie und mich pickeligen Achtzehnjährigen umsichtig ans Fernsehen heran.
Am Nachmittag um vier erscheine ich auf die Sekunde genau zu meiner ersten Probe. Im Studio übt allerdings noch irgendeine schnöselige Amerikanerin mit zwei Tänzern einen potenziellen Sommerhit. Die Kaugummi kauende Frau nervt, denn sie probt und probt und probt und vertanzt sich trotzdem ständig. Die Tänzer verdrehen die Augen, während sie albern kichernd das Playback immer wieder abbricht und meine Probezeit dadurch dramatisch verkürzt.
Die Dame nennt sich übrigens Madonna und der Titel heißt ›Holiday‹. Genervt sitze ich direkt neben der Bühne und schaue mir ihre Performance an. Der Regisseur fährt dann aus der Haut und ermahnt sie zu Disziplin. Ständig zieht sie nervös ihren Kaugummi aus dem Mund und nuckelt daran. Aus der wird nie was! Ich freue mich auf Nena, die direkt nach mir proben soll. Madonna macht eine Pause und meine Probe wird dazwischengeschoben. Währenddessen betritt Nena samt Band das Studio.
Ich erröte vor Ehrfurcht. Auch Madonna, die sich mit ihren Tänzern in der Publikumsbestuhlung fläzt, ist nicht unbeeindruckt. Nena hat gerade einen Nummer-Eins-Hit in den USA gelandet. Nena sieht sich meine Probe an und grinst übers ganze Gesicht. Das nehme ich jetzt mal als gutes Omen! Der Regisseur ist begeistert und meint, eine Probe würde reichen, sonst könnte mein Sketch in der Sendung womöglich nicht mehr frisch wirken. Siehste! Ich bin ein Profi und werde dieser Madonna heute Abend mal zeigen, wo der Showhase langläuft!
Ich war jung und ich brauchte Geld, aber es gab ja kaum welches.
Mein Auftritt in der Sendung läuft wirklich gut und noch am selben Abend bietet mir Radio Bremen eine eigene Show im Ersten an. Nach nur knapp vier Jahren intensiver Arbeit an mir bin ich mit neunzehn Jahren an dem Ziel, das so unerreichbar schien. Ich fasse mein Glück nicht.
Als ich am nächsten Tag nach Hause komme, wartet meine Oma mit einer fast noch dolleren Überraschung auf mich.
»Rate mal, wer heute Morgen hier angerufen hat? Rätst du nie!« Meine Oma will es spannend machen: »Da kommst du nie im Leben drauf!« Stimmt. »Otto!«, erlöst sie mich.
»Hä? Welcher Otto?«
»Otto Waalkes, den kennst du doch! Du, der will sich mit dir treffen!«
Aufgeregt rufe ich in Hamburg bei Rüssel Räckords an. Der nette Herr am anderen Ende der Leitung ist ein Mitarbeiter von Otto. Er lädt mich zu einem von Otto organisierten Comedy-Festival ins Hamburger »Logo« ein.
»Otto hat dich im Fernsehen gesehen und jetzt möchte er dich gerne mal live erleben! Lust zu kommen?«
Was für eine Frage! Man
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