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Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg

Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg

Titel: Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hape Kerkeling
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grandiose und stolze Hauptstadt der Region Navarra anzusehen. Jeder Schritt schmerzt, sodass ich mich schnell für eine Sitzbesichtigung auf der Plaza del Castillo entscheide. Hier humpeln und hinken so einige Pilger durch die Stadt, die mal eine römische Siedlung war. Der Weg scheint allen zuzusetzen, erstaunlicherweise aber mehr den Jungen und vor allem den Deutschen. Immerhin ist es bis zu den Stierläufen noch Wochen hin, hier muss keiner um sein Leben rennen.
    Da ich nicht so recht weiß, was ich mit meinem freien Tag und mir anfangen soll, sitze ich nur so da und beobachte das Treiben auf der Plaza. Und mit einer Sache kann man normalerweise nie etwas falsch machen: Essen! Also bestelle ich mir eine Portion Thunfisch mit Paprika und ein Mineralwasser. Als das Tablett sich nähert, stinkt es schon von weitem nach muffigem Öl. Die Bedienung platziert das Essen und ich stelle fest, dass das Gericht noch ekeliger aussieht, als der Geruch es vermuten ließ. Vor mir auf dem Tisch steht die Krönung der miesesten Kochkunst. Der Fisch ist grau, Paprika kann ich gar nicht erst entdecken und das Öl ist definitiv ranzig. Das rieche ich; dazu muss ich nicht erst probieren. Ich trinke fix das Mineralwasser aus, stehe auf und humpele zügig davon. Ohne zu zahlen! Habe ich vorher noch nie gemacht. Der Pilger als Zechpreller. Das Wasser habe ich selbstverständlich auf das Wohl des Hauses geleert. Das Letzte, was ich jetzt noch brauche, ist eine Gastritis.
    Ich bin heute aber auch quengelig; ich führe das auf die Knieschmerzen zurück. Fühl mich heute auch ein bisschen alleine. Natürlich könnte ich mal zu Hause anrufen, aber wahrscheinlich breche ich die Reise dann sofort ab.
     
     
    Pamplona, wo ich zum Zechpreller wurde  
     
    Hab aber auch überhaupt keine Lust, mich irgend welchen anderen Pilgern anzuschließen. Die meisten wirken erzkatholisch und scheinen sich ihrer Sache so sicher zu sein, dass ich mich frage, warum die überhaupt pilgern. Die werden als die gleichen Menschen die Reise beenden, als die sie sie begonnen haben; falls sie es denn bis nach Santiago schaffen.
    Ich will mich von allen vorgefertigten Vorstellungen mal lösen und entspannt abwarten, was der nächste Tag an neuen Erfahrungen bringt. Irgendetwas sollte dieser Weg schon in mir verändern!
    Seit dem Start treffe ich andauernd den mittelalten Holländer namens John und die französische Mittvierzigerin mit viel sportlichem Ehrgeiz wieder. Beide grüßen mich immer freundlich und geben mir zu verstehen, dass sie Lust hätten auf ein längeres Gespräch. Allerdings wechsele ich dann nur ein paar Worte mit ihnen und gewissermaßen reicht mir das dann auch. Es muss schon irgendwie... passen und das tut es eben nicht!
    Seitdem ich losgelaufen bin, habe ich den Eindruck, dass sich starre, alte Muster in mir allmählich lösen. Ich werde durchlässiger – wie mein Rucksack. Und erlaube es meinen Gedanken, für die ich sonst gar keine Zeit habe, einfach mal aufzusteigen.
    Immer wieder denke ich auf dem Weg auch an meine beruflichen Anfänge zurück und die glücklichen Fügungen, die zwischen meinem fünfzehnten und zwanzigsten Lebensjahr dazu geführt haben, dass mein Traum wahr wurde.
    Schon als Kind hatte ich die unbegründete Gewissheit, einmal im Rampenlicht zu stehen. Richtig los ging’s eigentlich 1981. Da dachte ich mir: »Wenn du Komiker werden willst, brauchst du Material!« Also fing ich an, mir Notizen zu machen.
    Freunde, denen ich ab und zu etwas von meinen wüst zusammengewürfelten Absurditäten vorlese, gucken mich dann mit großen fragenden Augen an: »Das findest du lustig?« Ich mache weiter. Denn ich find’s lustig, sogar sehr! Meine Familie nimmt meine Aktivitäten mit einigem Befremden zur Kenntnis, lässt mich aber gewähren.
    Eines Nachmittags sitze ich bei Kaffee und Kuchen im Haus meiner Patentante Anna und sie knallt mir die »Hör Zu« auf den Tisch: »Hier, du willst doch zum Fernsehen, die suchen Talente.« Ich sehe ein Bild von Carolin Reiber und darunter die forsche Frage: »Sind Sie ein Talent? Melden Sie sich bei mir!«
    Prima, wenn schon meine Freunde nicht über meinen Humor lachen können, dann wird es Carolin Reiber sicher förmlich aus den Socken hauen. Der Einsendeschluss für den Wettbewerb ist allerdings schon seit einer Woche abgelaufen. Aber Tante Anna fegt meine Bedenken beiseite: »Ja und? Schreib doch in den Brief einfach ein anderes Datum! Wer liest denn schon den Poststempel?« Recht hat

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