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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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war.
    Und Joachim Merz.
    Jeden Augenblick konnten die beiden um die Ecke kommen.
    Doch jetzt, in diesem Moment, wollte ich einfach nur … Heulen? Mich an Dennis’ Schulter werfen?
    Einfach nicht mehr nachdenken. Einfach nur noch …
    Standing on a beach with a gun in my hand
    Das Geräusch war so weit weg.
    Ich wollte es nicht zur Kenntnis nehmen.
    Staring at the sea, staring at the sand
    Dennis ließ mich los.
    «Das ist dein Diensthandy.» Leise. «Bitte geh ran! Es … es tut mir leid, wenn ich dir das Gefühl gegeben habe, ich würde deinen Job nicht ernst nehmen. Ich … Ich bin sehr stolz auf dich und …» Er holte Luft. «Bitte geh ran!»
    Meine Kehle war wie zugeschnürt.
    Das sind die Dinge, die ich
dir
sagen wollte.
    Sagen
muss
.
    Sagen werde.
    «Ja?», krächzte ich ins Handy. «Nils?»
    «Äh, nein …»
    Ich kannte diese Stimme von irgendwoher. Von weit, weit weg.
    «Hier ist, äh, Jonas Wolczyk. Wir haben uns gestern …»
    Verdammt! Dein Job
ist
wichtig! Reiß dich zusammen!
    «Ja», murmelte ich. «Der Freund von Frau Werden.»
    «Sie ist nicht meine …»
    «Herr Wolczyk», flüsterte ich, «das ist ein etwas ungeschickter Moment zum Plaudern. Wenn Sie mir einfach sagen würden, womit ich Ihnen helfen kann?»
    Und woher Sie meine Nummer haben. Aber die Antwort saß sowieso gerade mit dem Traumfänger beim Kaffee.
    «Ja, äh … Ich wollte eigentlich mit Herrn … also Herrn Hauptkommissar Albrecht sprechen. Aber der geht nicht ran. Er hatte gemeint, wenn mir noch was einfällt, sollte ich ihn einfach anrufen. Also, wahrscheinlich meint er das natürlich immer noch. Denke ich. Und wenn er nicht rangeht, dann sollte ich …»
    Nie wieder, schwor ich mir. Nie, nie, nie wieder nimmst du einen Psychologen in Schutz.
    «Dann raus mit der Sprache!», brummte ich. «Ich geb’s ihm weiter.»
    «Ja.» Ein Räuspern. «Das dachte ich mir schon. Also, was ich ihm sagen wollte: das Timing. Er meinte ja, das wäre das entscheidende Element in der Ermittlung. Als wir die Aktentasche des Professors gefunden haben, wissen Sie? Dass der Täter genau berechnet hätte, wie lange Professor Möllhaus noch le… leben konnte in diesem Sarg. Sodass wir nur ganz, ganz knapp zu spät kommen würden.»
    «Ja», murmelte ich. «Das ist richtig.»
    Ich hatte erhebliche Zweifel, dass ich selbst aus einer popeligen Aktentasche dermaßen weitgehende Schlüsse gezogen hätte. Doch ich kannte die Gabe unseres Herrn und Meisters, auf der Stelle zuzugreifen, wenn irgendwo noch ein Kreuz rumstand, das er sich auf die Schultern laden konnte.
    «Also …» Ein Seufzen. «Also, was ich mich gefragt habe: Es war doch sieben Uhr früh, als wir ins Institut gekommen sind. Verstehen Sie?»
    «Ja?»
    Schweigen.
    Sieben Uhr früh … Die Information war in meinem Hirn angekommen. Wolczyk schien zu erwarten, dass sie dort irgendwas auslöste. Einen Denkvorgang im Idealfall.
    Also wartete auch ich. Und wartete.
    Und wartete.
    Ich kniff die Augen zusammen.
    «Sieben Uhr früh ist ziemlich früh, oder?», fragte ich ins Handy.
    «Genau, ziemlich richtig früh sogar. Ich meine … die meisten von uns an der Uni sind eher Nachtmenschen. Und am Abend vorher hatten wir dieses Kolloquium bis kurz nach zwölf. Also, normalerweise wäre ich jedenfalls nicht vor elf oder so im Institut aufgetaucht. Gut, beim Professor weiß man das nie … oder wusste man nie, als er noch lebte. Weil er ja nicht geschlafen hat.»
    Nicht geschlafen?
    «Aber jedenfalls …» Ich glaubte das Achselzucken zu hören. «Na ja, woher hätte der Täter das alles wissen sollen? Dass da jemand auftaucht vor acht oder neun oder sonst wann. Und dass das ausgerechnet Herr Albrecht ist. Ich meine … An sich konnten das nur, na ja …»
    Tick. Tick. Tick.
    Eine Uhr. Ein Geräusch in meinem Kopf. Ich konnte es wirklich hören.
    Die Zeit läuft ab.
    «Das konnten nur diejenigen wissen, die an diesem Abend dabei waren», flüsterte ich. «Der Professor, Albrecht, Sie selbst. Wer noch?»
    «Äh, alle. Also die Doktoranden. Martin Börker, Claus, Abdul, Katja Gronemeyer … Maja natürlich …»
    Stopp!
    Maja.
    Maja!
    In meinem Kopf kam etwas in Gang.
    «Ha… Haben Sie zufällig noch irgendwo zusammengesessen hinterher?», fragte ich ins Handy. «Maja und Sie?»
    «Maja? Äh, nein. Ich hab sie nach Haus gebracht, wie immer. Ist ja gleich um die Ecke vom Institut.»
    Gleich um die Ecke vom Institut.
    Ich biss die Zähne zusammen. Eine Idee, eine hartnäckige Idee in

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