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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Unser Bewusstsein wird geformt durch die Summe unserer Erfahrungen. Unser Herz selbst …» Er senkte die Stimme, trotzdem füllte sie den gesamten Kellerraum.
«Das Herz des Menschen ist dunkel.»
    Schweigen.
    Nur das Brausen, Gurgeln und Rauschen der unterirdischen Strömung war zu hören.
    Und darüber ein anderer Laut.
    Schritte.
    Albrecht drehte sich um, sah, wie das Gebüsch sich teilte, und atmete auf.
    «Maja», murmelte er.
    Sie sah ihn an.
    Nein. Sah sie
ihn
an?
    Sie betrachtete das sonderbare Dreieck der Männer, und Albrecht war sich sicher, dass sie die Situation auf der Stelle erfasste, und doch:
    Sie blinzelte nicht mal.
    Sie blickte zu Freiligrath, bevor sich ihr Blick ganz langsam zu Horst Wolfram bewegte und ihre Hand zu ihrer Jackentasche wanderte.
    «Nicht Maja», sagte sie.
«Lena.»

[zur Inhaltsübersicht]
zwölf
    A uf einen Schlag war es taghell.
    Im Schutz des Dickichts hatten die niedersächsischen Beamten eine ganze Batterie von Scheinwerfern in Stellung gebracht, die jetzt auf Knopfdruck zum Leben erwachten und das Parkgelände gnadenlos ausleuchteten.
    Die Gestalten in ihren dunklen Tarnanzügen, die Merz hatten in die Zange nehmen sollen, eilten im Laufschritt auf die Stelle zu, an der ein Kampf ausgebrochen war.
    Schon konnte ich nichts mehr erkennen. Auch im Gebüsch wurde es lebendig, die Beamten stürzten nach vorn. Alles stürzte nach vorn, ich selbst, Cornelius, der versuchte, mich zu fassen zu kriegen. «Kommissarin! … Bleiben Sie stehen! … Sie haben keine Waffe!»
    Ich hörte nicht auf ihn. Mein Puls schlug wie ein Trommelfeuer, während ich stolpernd den Hang hinaufhastete.
    Joachim!
    Joachim war … der Täter? Nein, Joachim war überfallen worden … vom Täter?
    Wenn er nicht der Täter war, was tat er hier?
    War er verletzt? War er …
    Es rauschte in meinen Ohren, dann hörte ich gebellte Befehle, als die ersten Beamten die Stelle erreichten, an der die Kämpfenden sich am Boden wälzten.
    Schmerzhaftes Ächzen, unterdrückte Flüche, aber, nein, keine Schüsse. Konnten sie beide unbewaffnet sein?
    «Kommissarin! … Hannah!»
    Cornelius packte mich am Arm. Wir waren noch zehn Schritte von der Stelle entfernt.
    Am Boden ein Knäuel von Körpern. Die dunklen Uniformen, dazwischen … Anzüge. Alle beide, Joachim – und der Unbekannte.
    «Lassen Sie mich auf der Stelle …» Das war mein Anwalt, nuschelnd. Irgendjemand musste ihn herzhaft am Kiefer erwischt haben.
    Die andere Gestalt, der Angreifer. Der Anzug in Fetzen, die Hose halb vom Hintern gerutscht. Ein haariges Bauarbeiterdekolleté, bei dem ich gegen meinen Willen an …
    Ich schlug die Hand vor den Mund.
    Der Mann wehrte sich wie ein Berserker, doch zwei der Beamten hatten seine Arme gepackt, zwangen ihn auf den Rücken und pressten ihn zu Boden.
    Ich starrte ihn an, starrte auf die Szene.
    «Kommissarin?» Cornelius. «Kennen Sie den Kerl?»
    Die Gestalt am Boden blinzelte. Das rechte Auge war schon im Begriff zuzuschwellen.
    «Hallo … Hannah», murmelte mein Ehemann.
    ***
    Maja.
    Lena.
    Maja war Lena war Maja.
    Maja Werden war Lena Wolfram, Horst Wolframs Tochter.
    Maja Werden war –
    Jörg Albrechts Verstand stellte die Verbindungen her, im Bruchteil einer Sekunde, nun, da sämtliche Objekte im Raum der Ermittlung aus dem Weg waren.
    Das schrankgroße Ungetüm, das ihm seit Tagen den Blick verstellt hatte, war ein Ungetüm namens Jörg Albrecht gewesen.
    Es war direkt vor seinen Augen geschehen.
    Er hätte es sehen müssen und war doch blind gewesen.
    Nun erst begriff er, erfasste sämtliche wesentlichen Zusammenhänge in der Spanne eines Lidschlags.
    Die wesentlichen Zusammenhänge. Die Zusammenhänge, die auf den ersten Blick zu erfassen waren.
    Das
Wer
. Das
Wie
.
    Noch nicht das
Warum
.
    Nein. Noch nicht das
Warum
.
    Doch etwas war anders als sonst.
    Freiligrath betrachtete ihn, dann glitt der Blick des Traumfängers weiter. Nach links. Zu Wolfram.
    Albrecht wollte …
    Er konnte sich nicht rühren.
    Er atmete. Sein Herz schlug. Sein Gleichgewichtssinn funktionierte, sorgte dafür, dass er nicht vom Stuhl fiel.
    Die Prozesse des autonomen Nervensystems waren nicht betroffen, doch alles andere …
    Panik stieg in ihm auf.
    Ihm war klar, dass sein Zustand eine Form von Schock war, doch die Erkenntnis half nichts. Er war gelähmt.
    Maja war Lena war Maja.
    Doch warum hatte sie …
    Unwichtig. In diesem Moment.
    Er hatte es nicht sehen können. Hatte nicht erkannt, was er selbst seinen

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