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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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unruhig.
    «Oliver macht Holz.»
    Ich keuchte und schlug die Hand vor den Mund.
    «Liebling?»
    Dennis hatte an dem Gartentisch unter der efeuumrankten Laube gesessen, an dem Kerstin und ich immer unseren Kaffee getrunken hatten. Ein schattiges Plätzchen, und man war nahezu unsichtbar, hatte aber fast den ganzen Garten im Blick – was mehr als sinnvoll war mit einem Fünfjährigen im Haus.
    Seit heute Morgen war schon wieder dermaßen viel passiert, dass ich schlicht vergessen hatte, wer versprochen hatte, den Tag mit Oliver Ebert zu verbringen.
    «Tut …» Ich stellte fest, dass meine Finger von meinem Mund an mein Herz gewandert waren. «Tut mir leid», murmelte ich. «Ich bin einfach …»
    Dennis kam zu mir, breitete einladend einen Arm aus, und ich ließ mich an seine Brust sinken. Eine Sekunde lang gönnte ich mir dieses Gefühl, das wie ein Stück Zuhause war.
    Dennis hatte seine Fehler. Die dralle Blondine war ein verdammt großer Fehler gewesen, und mit ziemlicher Sicherheit nicht der einzige in dieser Richtung.
    Doch gleichzeitig war dieser Mann mein persönlicher Fels in der Brandung.
    Ich weiß sehr gut, dass die meisten Leute mich für ziemlich tough halten. Man steht es nicht durch bei der Kripo, wenn man nicht zumindest nach außen so rüberkommt. Nicht wenn
man
eine Frau ist.
    Dennis hatte gelernt, damit umzugehen. Er kannte meine andere Seite. Er war einer von einer Handvoll Menschen, denen ich sie zeigte. Vielleicht war er deshalb damals auf die Idee mit den Handschellen gekommen.
    «Alles okay?», fragte er. Kritisch gehobene Augenbrauen, die unter seiner Piratenfrisur verschwanden. Er war kein durchtrainierter Schönling wie Joachim Merz, hatte sich im Gegenteil in den letzten Jahren das eine oder andere Pfund zu viel angefuttert. Doch ich spürte die Muskeln durch sein offenes Hemd, selbst wenn sie ganz gut gepolstert waren.
    Da fiel mein Blick auf den Gartentisch.
    «Was ist das?», fragte ich.
    Dennis sah über die Schulter. Mit Sicherheit hatte er mitgekriegt, dass mein Ton sich verändert hatte.
    «Ich hab mir Arbeit mitgebracht.» Er fuhr sich durch die Haare. «Wir sitzen immer noch auf diesem Objekt in Bergedorf, aber am Wochenende steht ein Termin an, bei dem …»
    «Du wolltest dich um Oliver kümmern!»
    «Oliver macht Holz», sagte er ruhig. Seine Augen wurden eine Winzigkeit schmaler. «Ich habe ihm angeboten, zusammen irgendwas zu unternehmen. Oder zu reden von mir aus. Aber er will nicht. Vielleicht braucht er einfach …»
    «Wo ist Raoul?», fragte ich scharf.
    «Im Haus.» Er hob die Schultern. «Die Nachbarin ist da.»
    «Das nennst du
kümmern

    «Soll ich Olli die Axt aus der Hand reißen?» Jetzt wurde er etwas lauter. «Und mit dem Kind? Was soll ich deiner Meinung nach mit einem Fünfjährigen anstellen, was die Nachbarin nicht besser kann?»
    Ich holte Luft. «Kannst du dir wirklich nicht vorstellen, wie sich Oliver gerade fühlt?»
    «Beschissen.» Dennis nickte. «Würde ich auch. Aber er weiß, dass ich hier bin. Wenn er will …»
    «Verdammt!», zischte ich und spürte, dass an meiner Schläfe eine Ader zu pochen begann. Diese Ader war ein Warnzeichen, für mich selbst. Komm runter! Das nimmt gerade eine Richtung, die nicht gut ist. «Hättest du dir nicht ein bisschen mehr Mühe geben können, auf ihn einzugehen?», knurrte ich.
    Er schloss die Augen. Ich sah, dass er ebenfalls Luft holte.
    «Es tut mir leid», sagte er leise – aber nicht auf eine angenehme Weise leise. «Es tut mir leid, dass ich gewagt habe, etwas von
meiner
Arbeit mitzubringen, wo ich dir doch versprochen habe, mich um
deine
Freunde zu kümmern. Es tut mir leid, dass bei meiner Arbeit keine Menschenleben auf dem Spiel stehen und ich nichts Dramatischeres mache, als Altbauten zu verkaufen. Es tut mir leid, wenn ich bis zu diesem Moment der Meinung war, wir könnten das Geld trotzdem ganz gut gebrauchen, um unser eigenes Haus abzuzahlen!»
    Deine Freunde.
    Natürlich hörte ich auch den Rest, doch nach
Deine Freunde
war es eigentlich vorbei.
Er
hatte zusammen mit Oliver dieses verfluchte Boot gekauft. Kerstin und Oliver waren
unsere
Freunde, selbst wenn ich sie schon gekannt hatte, bevor ich Dennis kennenlernte. Und, ja, verflucht, ich wusste auch, dass er recht hatte mit seinem Job und dem Geld und dem Haus, aber …
    Kerstin war tot. Ole Hartung war tot. Ein unfassbarer Täter war im Begriff, mein Revier auszulöschen! Ich hatte mir gerade fast in die Hosen gemacht, als
mein

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