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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Die letzten ein oder zwei Jahre. – Das war’s. Danke.»
    Und weg war er.
    Der Raum leerte sich. Lehmann war gleich hinter dem Chef durch die Tür verschwunden. Faber, Seydlbacher und Matthiesen fanden sich zu einem wenig begeisterten Grüppchen zusammen, gingen dann gemeinsam.
    Ich blieb sitzen. Ich musste bei Oliver Ebert anrufen, und mir war jetzt schon schlecht, wenn ich an das Gespräch mit dem kleinen Raoul dachte.
    Doch das stand für diesen Moment im Hintergrund.
    Es waren Albrechts letzte Worte, sein letzter Arbeitsauftrag.
    Jemand, mit dem ich mich auf eine Bekanntschaft eingelassen hatte, auf eine Weise, die untypisch für mich war. Jemand, von dem meine engste Umgebung nichts ahnte – selbst Dennis nicht. Jemand, der von sich aus diese Bekanntschaft gesucht hatte.
    Teure Anzüge und noch teurere Schuhe.
    Und
noch
teurere Zähne.
    Ich hoffe, wir sehen uns bald mal wieder.

[zur Inhaltsübersicht]
vier
    D ie Polizeipräsidentin schlug die Mappe zu. Der Knall hallte durch ihr Büro, als hätte sie dem Hauptkommissar eine Ohrfeige verpasst.
    Wenn sie wütend wurde, sah sie durchaus anziehend aus, stellte Jörg Albrecht nicht zum ersten Mal fest. Die roten Haare waren mit ziemlicher Sicherheit gefärbt, aber der intensive, rosige Teint auf ihren Wangen …
    «Das ist Ihre spektakuläre neue Spur? Eine
Kartenlegerin

    Albrecht nickte verbindlich. «Ich habe mich nicht erkundigt, ob sie diese Tätigkeit professionell ausübt, doch das lässt sich nachholen.»
    «Und diese Frau hatte also den Eindruck, dass sich Kerstin Ebert und der Täter
gefunden
hätten?»
    «Nicht den Eindruck», korrigierte Albrecht. «Das Gefühl.»
    «Warum habe
ich
das Gefühl, dass Sie diese Ermittlung nicht ernst nehmen?», giftete Isolde Lorentz. «Wenn ich von einem Beamten geglaubt hätte, dass er begreift, was hier auf dem Spiel steht, dann wären Sie das gewesen! Die Dimensionen einer Ermittlung im Blickpunkt der Öffentlichkeit!»
    Er schlug den Blick nicht nieder. «Doch, darüber bin ich mir vollkommen im Klaren.»
    Jörg Albrecht hatte gelogen, als er gegenüber Friedrichs betont hatte, sie müsse sich keine Sorgen machen. Die Polizeipräsidentin könne es sich nicht leisten, ihn vorzeitig von dem Fall abzuziehen.
    In Wahrheit spürte er eine tiefe innere Unruhe, und er unterschätzte die Instinkte der Frau, die ihm jetzt gegenübersaß, nicht. Doch selbst sie konnte ihm nichts anmerken.
    Eine kupferrote Haarsträhne hatte sich aus Isolde Lorentz’ Frisur gelöst und fiel ihr in die Stirn. Jörg Albrecht hatte diese Strähne aufmerksam im Blick. Es war ein uralter Trick. Für die Polizeipräsidentin musste es aussehen, als schaue er ihr unentwegt in die Augen.
    Die wenigsten Menschen konnten das lange ertragen. Wenn sie gerade dabei waren, ihr Gegenüber fachmännisch zusammenzufalten, galt das verstärkt.
    Doch so sehr dieser besondere Teint ihm auch gefiel: Er wusste, dass er es nicht übertreiben durfte.
    «Ich könnte mir vorstellen, dass Kerstin Ebert selbst bei ihrer Bekanntschaft mit dem Täter ein ganz ähnliches Gefühl hatte», erklärte er. «Zwei Menschen, die sich gefunden haben. Und Kriminalkommissar Hartung war dreiundzwanzig Jahre lang für mich tätig. Ich denke, ich darf mit Recht behaupten, dass ich diesen Mann einschätzen kann. Er war ein misstrauischer Mensch, wie geschaffen für die verdeckte Ermittlungsarbeit.
    Was ansonsten in ihm geschlummert hat, kann ich nicht beurteilen. Die sexuellen Vorlieben meiner Mitarbeiter gehen mich nichts an. Aber eines weiß ich mit Sicherheit: In die Lage, in der er aufgefunden wurde, hat er sich nicht leichtfertig gebracht. Er hatte Gründe, warum er dieser Person sein Vertrauen geschenkt hat. Gründe, die stärker waren als seine Skepsis.»
    Lorentz öffnete den Mund, zögerte jedoch. «Sie glauben, er war der Meinung, da hätten sich zwei Menschen gefunden?»
    Albrecht hob die Schultern. «Ich glaube nicht, dass er es auf diese Weise ausgedrückt hätte. Doch ich habe keinen Zweifel daran, dass diese Person etwas Besonderes für ihn war. Warum sonst hätte er alle seine Prinzipien über Bord werfen sollen?»
    Die Polizeipräsidentin nickte widerwillig, tastete unter ihren Schreibtisch und brachte eine Schachtel Zigaretten zum Vorschein. Sie holte eine heraus, schob sie in einen Zigarettenhalter und nahm einen tiefen Zug.
    Ganz anders als Heiner Schultz, dachte Albrecht.
    Sündig.
    Verboten geradezu.
    Wie in allen öffentlichen Gebäuden.
    «Und wie stellt

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