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Ich bin der letzte Jude

Ich bin der letzte Jude

Titel: Ich bin der letzte Jude Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chil Rajchman
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Bewusstsein: Ich weiß nicht mehr, wo ich bin. Als
ich laufe, um neue Gepäckstücke zu holen, höre ich einen von den Mördern, einen SS -Mann, schreien: »Wer von euch ist Friseur?«
    Ich schaue mich um und sehe, dass vier nackte Männer etwas
abseitsstehen, darunter mein Freund Lejbl Goldfarb aus meinem Schtetl. Ich
laufe zu ihnen und sage, dass ich Friseur bin.
    Der Mörder fragt, ob ich die Wahrheit sage. Ich antworte: »Jawohl!« Er zeigt auf eine Tür: Ich bin der Fünfte. Andere
folgen mir, aber er weist sie zurück: »Es reicht!«
    Er befiehlt uns, ihm zu folgen, und führt uns in ein Lager, in dem
die sortierten Herrenanzüge liegen. Zu den Juden, die da arbeiten, sagt er,
dass sie uns etwas zum Anziehen geben sollen, und wir kriegen eine Hose und ein
Jackett. Ich bitte auch um ein Hemd. Der Jude, der dort arbeitet, sagt, dass
ich schweigen und mich schnell anziehen soll. Er fügt hinzu: »Mein Bruder, du
bist gerade dem Tod entkommen!«
    Ich streife rasch Hose und Jacke über. Die vier anderen tun das
Gleiche. Der Mörder führt uns ein Stück weiter, wo wir uns Schuhe nehmen
sollen. Jeder greift ein Paar und zieht es schnell an. Dann führt er uns zu
einem Ort, wo Juden Gepäck sortieren. Vorläufig müssen wir hier bleiben und
sortieren. Wenn der nächste Transport kommt, sollen wir freigegeben werden,
denn wir sind fürs Haareschneiden eingeteilt.
    Ich verstehe nichts vom Friseurhandwerk, und ich weiß nicht, was
geschehen wird, wenn ich nicht in der Lage bin zu tun, was man von mir
verlangt. Aber schlimmer als der Tod kann es doch nicht sein, sage ich mir.
    Während ich sortiere, sehe ich Männer aus unserem
Transport vorbeilaufen, darunter meinen Freund Rojsman. Ich rufe ihm zu, dass
er sich bei dem Deutschen melden soll, der mich als Friseur genommen hat. Er
tut es und erhält als einzige Antwort einen Peitschenhieb auf den Kopf. Ich
sehe meinen Freund zum letzten Mal. Gleich darauf wird er schon in die Ewigkeit
gejagt.
    Wir werden in Gruppen aufgeteilt. Unser Vorarbeiter zeigt uns, was
wir aussortieren sollen. Die Arbeit besteht darin, Herrenhosen, Jacketts,
Winter- und Sommermäntel von den übrigen Kleidungsstücken zu trennen. Er sagt,
wir sollten jedes Kleidungsstück genau untersuchen, besonders die Taschen, die
Kragen und die Aufschläge. Wenn wir auf etwas Eingenähtes stoßen, müssten wir
es herausreißen, wenn wir etwas übersehen, würden wir ausgepeitscht.
    Wir machen uns an die Arbeit. Mein Freund Lejbl steht neben mir. Wir
kontrollieren jedes Kleidungsstück so gründlich wie möglich. Auf der anderen
Seite von mir steht einer, der diese Arbeit schon seit ein paar Tagen macht.
Ich frage ihn, was das Ganze bedeutet, denn obwohl ich die übrig gebliebenen
Kleider unglücklicher Opfer vor mir sehe, verstehe ich immer noch nicht, was
hier geschieht. Er rät mir: »Denk dran: sprich nicht, bleibe gebückt, richte
dich niemals auf, sonst kriegst du Schläge.«
    Ich bücke mich noch mehr und frage ihn wieder, was hier vor sich
geht.
    »Siehst du denn nicht? Allen Unsrigen wird das Leben genommen. Hast
du denn nicht begriffen, dass das die Kleider von den Unglücklichen sind, die
hierhergebracht werden?«
    Er hat Angst, zu viel zu sprechen, eine große Angst, die nie
aufhört. Ich erzähle ihm, dass wir fünf vom Transport getrennt worden sind, um
als Friseure zu arbeiten, und dass ich nicht weiß, was unsere Aufgabe sein
wird. Ich erfahre, dass auch er einer der Friseure ist und dass wir allen
Frauen die Haare abschneiden müssen. Ich frage ihn, wie das gehen soll. Er
antwortet: »Du wirst schon sehen.«
    Ich lasse ihn in Ruhe und untersuche Kleidungsstück für
Kleidungsstück, so wie es die anderen tun. Um uns herum sind viele Koffer
aufgestellt, jeder enthält etwas anderes. Der größte Koffer ist für das
eingenähte Geld bestimmt. Er füllt sich schnell mit Gold, Devisen und
Wertgegenständen. Von Zeit zu Zeit kommt ein Arbeiter, er wird Goldjude genannt, und trägt die vollen Koffer weg. Dann
gibt es noch die Koffer für wertvolle Kleinigkeiten, für Uhren zum Beispiel; Koffer
für die Rasierer, die Feuerzeuge und andere Dinge. Alles wird genau sortiert.
    Mein Nachbar rät mir, ich solle mir für meine Arbeit eine gute
scharfe Schere heraussuchen. Ich finde eine lange Haarschere und sage meinem
Freund Lejbl, er solle das Gleiche tun, denn er hat vom Friseurhandwerk nicht
mehr Ahnung als ich.
    Die Uhr schlägt zwölf, ein Trompetensignal ist zu hören.
Alle gehen zu dem Ort, wo das

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