Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin die, die niemand sieht

Ich bin die, die niemand sieht

Titel: Ich bin die, die niemand sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berry
Vom Netzwerk:
Ihnen.« Er geht.
    Sie sieht mich an. »Du kannst also sprechen.«
    Ich nicke. Suppe! Gib mir die Suppe!
    Sie wirkt beeindruckt. »Es klingt ein wenig holprig, aber es ist Sprache. Unglaublich.« Sie taucht einen großen Löffel in den Suppentopf und hält ihn an meine Lippen. Warme Hühnersuppe rinnt durch meine Kehle.
    Du bist genauso ausgehungert, aber ich schlürfe so lange hungrig die Brühe, bis ich spüre, wie sich die Wärme in meinem Inneren ausbreitet. Als sie mir mehr anbietet, lehne ich ab. »Jetzt Lucass«, bitte ich sie.
    Sie schlurft zu dir hinüber. Es macht mich verrückt, sie sehen zu können und dich nicht.
    »Bist du in sie verliebt?«, will sie von dir wissen. Direkt wie immer, unsere Goody.
    Du schluckst die Suppe hinunter. »Ja, Ma’am.«
    »Warum auch nicht?« Sie lehnt sich zurück, um mich ansehen zu können. »Und du, bist du in ihn verliebt?«
    Ich werde rot. Ich stehe am Pranger und das ist mir peinlich? »Ja, bin ich.«
    Sie füttert dich. »Natürlich bist du das. Du wärst ja verrückt, wenn es anders wäre. Goody Pruett war auch einmal ein junges Mädchen! Ich habe deiner Mutter immer gesagt, dass du keine Närrin bist. Du warst ein kluges kleines Ding. Hast nie viel gesagt, aber deinen großen Kuhaugen ist nichts entgangen.«
    Kuhaugen. Das passt.
    Sie gibt dir noch mehr Suppe, dann bietet sie mir einen Nachschlag an.
    »Goody will wissen, warum du dich da drin nicht verteidigt hast? Denn irgendetwas stimmt hier nicht. So viel ist klar. Warum hast du das nicht gesagt?«
    Ich weiß es auch nicht. Meine Gründe sind mir nicht mehr so klar wie zuvor.
    »Sie würden mir niemals glauben«, antworte ich.
    Sie kratzt den Rest Suppe aus dem Kessel. »Das weißt du nicht.«
    »Nicht einmal meine Mutter glaubt mir.«
    Sie gibt dir die letzten Reste. Ich bin satt.
    »Ah«, sagt sie. »Deine Mutter leidet an gebrochenem Herzen. Sie liebte deinen Vater, wie Goody es noch nie zuvor gesehen hatte. Die Welt ist ungerecht. Den Menschen stoßen schreckliche Dinge zu.«
    Vater. Ich erinnere mich, wie Mutter ihn immer ansah. Als könne sie nie genug von ihm bekommen. Sie verbrachte ihr Leben damit, ihn zu lieben, genau wie ich meines damit verbracht habe, dich zu lieben.
    Goody bückt sich und packt ihre Sachen zusammen. Mit dem Korb in der Hand steht sie vor uns. »Also, Judith Finch. Was kann Goody Pruett tun, um dir zu helfen?«
    XI
    Horace Bron blickt zu uns hinüber und sieht, dass Goody Pruett bereit zum Aufbruch ist. Er macht sich daran, die Straße zu überqueren.
    XII
    Lottie sah ängstlich aus, als er kam, aber nicht entsetzt. Sie rechnete nicht damit, an diesem Abend zu sterben.
    XIII
    Horace hat uns fast erreicht.
    Jetzt. Ich zwinge mich zum Sprechen.
    »Schlage Alarm, Goody. Läute die Glocken.«
    Sie blinzelt und reicht Horace den Arm. Er führt sie die Stufen hinunter. Goody plaudert ohne Pause.
    Er bringt sie zur Straße.
    »Was hast du vor?«, flüsterst du.
    »Ich weiß nicht genau«, gestehe ich.
    Goody bedankt sich bei Horace und geht Richtung Kirche. Er geht zurück zur Schmiede. Goodys langsame Schritte erscheinen mir auf einmal schnell genug.
    XIV
    Ich kletterte vom Baum und schlich zu der Stelle, an der Lotties Leiche lag. Ich kniete mich neben sie. Ihr Mund stand offen, die Zunge hing heraus.
    Sie sah ganz anders aus als sonst. Wenn ihr Kleid nicht gewesen wäre und wenn ich nicht gesehen hätte, was ich sah, hätte ich fast daran gezweifelt, dass sie es wirklich war.
    Ich machte einen Schritt zurück.
    Da legten sich von hinten zwei Hände um meinen Hals.
    XV
    Goody erreicht die oberste Treppenstufe und verschwindet in der Kirche. Sie ist nur eine alte Witwe, die zum Nachmittagsgebet geht. Es müsste ungefähr halb drei sein.
    XVI
    Etwas traf uns wie ein Felsbrocken, der einen Abhang hinunterstürzt. Ich fiel zu Boden. Über mir lag der Mann und das, was ihn getroffen hatte.
    Es war ein anderer Mann. Sie rollten auf dem Boden herum und kämpften. Der Felsbrockenmann gewann schnell die Oberhand und drückte das Gesicht des anderen in den Schmutz. Ich konnte nicht sehen, wer er war.
    XVII
    Die Glocken läuten. Wieder und wieder schlagen sie Alarm.
    Die Haustüren werden geöffnet und die Dorfbewohner strömen mit erstaunten Mienen heraus. Reverend Frye kommt aus dem Haus des Dorfältesten Wilson gelaufen und hinkt so schnell er kann Richtung Kirche. Was wird mit Goody geschehen?
    Die Glocken verstummen.
    Abijah Pratt kommt um die Ecke. Auf dem Weg zur Kirche wirft er uns einen

Weitere Kostenlose Bücher