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Ich bin die, die niemand sieht

Ich bin die, die niemand sieht

Titel: Ich bin die, die niemand sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berry
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Ich war vierzehn.«
    Frauen in weißen Hauben nicken. Sie erinnern sich daran.
    »Sie hat erzählt, sie ssei in einen Jungen verliebt gewesen. Sie wollte nicht sagen, wer es ist. Sie dachte darüber nach, mit ihm wegzugehen.«
    Ich warte, bis alle diese skandalösen Neuigkeiten verdaut haben. Manche überlegen schon, wer hier als Verdächtiger in Frage kommen könnte.
    »Erst dachte ich, sie ssei mit ihm fortgegangen. Aber außer ihr wurde niemand vermisst. Vielleichth war sie also allein weggelaufen. Wir trafen uns immer an einem Weidenbaum beim Fluss. Also schlich ich mich aus dem Haus und wartete dort auf sie. Ich versteckte mich im Geäst.
    Als sie kam, machte ich mich nicht bemerkbar, weil ich sie überraschen wollte.
    Sie war schon ganzs nah, als wir beide Schritte hörten. Es war ein Mann. Ich konnte ihn nichth richtigh erkennen. Er griff Lottie an und erwürgte sie.«
    Ich muss aufhören. Mir ist schwindelig. Unter all den entsetzten Blicken bin ich froh um den Pranger, an den ich mich stütze.
    Abijah Pratt weint. Ist es gut, die Toten auf diese Weise wieder zum Leben zu erwecken? Tue ich das Richtige, wenn ich weiterspreche?
    XXII
    »Ich habe nur seine Hände gesehen, nicht sein Gesicht. Er trug einen Hut.
    Er ließ sie dort liegen und lief weg. Ich wartete.
    Ich dachte, sie würde vielleicht wieder aufwachen.«
    Jetzt beginne ich zu weinen. Die Erinnerung ist einfach zu lebendig.
    Goody Pruett wedelt mit einem Taschentuch. Du nimmst es entgegen und reichst es mir.
    »Ich … kletterte hinunter … und ging zsu ihr. Da kam jemandh … ich spüre noch die Hände … Er griff mich an … und würgte auch mich.«
    Mein Hals verengt sich. Ich gerate in Panik und versuche, langsam und regelmäßig zu atmen. Du legst mir beruhigend die Hand auf die Schulter.
    »Jemandh stürzte ssich von hinten auf ihn.
    Mein Verteidiger war Ezra Whiting.«
    XXIII
    Jetzt tuscheln alle durcheinander. Nur Goody Pruett überrascht das alles nicht. Sie sieht mich unbeirrt an und nickt. Weiter, Kind, weiter.
    Ich hole tief Luft, um schnell zum Ende zu kommen.
    »Colonel Whiting warf den Mann zu Boden. Er forderte den Colonel auf, ihn zu töten, doch dieser weigerthe sich. Er ließ den Mann schwören, mir nichts zu tun. Dann sagte der Colonel noch, er traue ihm kein bisschen. Also sagte er: ›Ich bin toth. Ich nehme das Mädchen. Komm mir nie wieder unter die Augen.‹
    Er sagte, er würde Lottie mitnehmen und sicherstellen, dass ssie an einem anderen Orth gefunden werde. Dann hob er Lottie auf und zserrte mich mit sich fort. Wir überquerten den Fluss und wanderten bis zu seiner Hütte. Am nächsten Tag gab er mir Lotties Kleid. In der Nachth warf er ihre Leiche den Wasserfall hinab.«
    XXIV
    Ist das noch nicht das Ende?
    Ihre Augen verraten, dass sie mehr wollen. Sie wollen wissen, was mit mir geschehen ist.
    Wir sprachen von Lottie. Nun gut.
    »Ich lebte zwei Jahre bei ihm. Ich verssuchte zu fliehen, aber er schnappte mich jedess Mal.«
    Ich weiß, was sie jetzt denken.
    Aber ich stehe hier auf der Plattform. Sie werden meiner Stimme glauben. Ich sehe Dorfvorsteher Brown direkt in die Augen.
    »Als ich gesagth habe, dass er mir nie die Jungfräulichkeit genommen hat, war das die Wahrheith. Er hat es nichth getan. Er verspürte den Drang danach und bekämpfte ihn. Irgendwann gelang ihm das nicht mehr, also schnitth er mir die Zunge ab und schickte mich zurück.«
    Die Mütter sind entsetzt und fassungslos.
    »Er hat gesagth, er habe es getan, um mich zu schützen. Ich dachte, er sei verrückth. Aber er wusste, dass Lotties Mörder mich wiedererkennen würde. Ich glaube, er dachte, indem er mir die Stimme nahm, könnte er mich retten.«
    Ich schlucke.
    »Er hatte rechth.«
    XXV
    »Aber das Waffenlager!«, ruft der Dorfälteste Stevens. »Sie wussten davon, warum haben Sie uns nichts gesagt?«
    »Ich wusste es nicht. Nicht bevor die Homelander kamen. Eines Morgens räumte er Kissten und Fässer in den Keller. Ich war … zu verängstigt, um auf irgendetwas zu achten. Aber alss ich sah, wie sich das Dorf wappnen wollte, begriff ich. Also ging ich zu ihm undh bat ihn um Hilfe. Deshalb isth er gekommen. Lucass wusste nichts.«
    Eunice Robinson wirkt sichtlich erleichtert. An dir haftet kein Makel mehr. Ihr oder den anderen ist nicht aufgefallen, dass ich das Dorf gerettet habe.
    Ich gebe mir keine Mühe, meinen Ärger zu verbergen. »Was die anderen Anschuldigungen betrifft: Ssie sind falsch. Ich bin noch Jungfrau. Ich fand Mr Whiting

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