Ich Bin Ein Schwein
streichelt über meine Schambehaarung und umrundet gleichzeitig meinen Nippel mit ihrer Zunge.
Ich atme kontrolliert.
Sie unterbricht ihre Zungenschläge, lacht und legt sich auf mich. Ihre Lippen öffnen meine. Laura schaukelt auf mir: kreisen, reiben, wieder kreisen, indes ihre Zunge an meiner saugt, solange, bis unsere Körper sich ineinander auflösen und alle Erinnerungen verwerfen, weil alle Zuordnungen verschwunden sind. Nur auf meiner Haut bleiben die Berührungen wie eingeschriebene Spuren zurück.
Als ich aufwache, sitzt Laura schon am Frühstückstisch. Sie isst Schwarzbrot mit Philadelphia und einem Klecks Erdbeermarmelade. Dazu trinkt sie Tee aus einer der blauen Tassen.
„Wenn du willst, kannst du ja frühstücken. Ich muss jedenfalls gleich los.“ Hastig schluckt sie das halbe Brot in großen Bissen, kippt den restlichen Tee aus ihrer Tasse ins Spülbecken.
„Guten Morgen“, sage ich.
Die Sonne leuchtet durch die Terrassentür in die Küche. Lauras Blick konzentriert sich auf den Boden. „Wir sehn uns dann ja“, entgegnet sie.
Wenig später fällt die Tür ins Schloss.
Die aufgeharkten Blätter liegen noch immer auf einem Haufen im Garten. An einem schweren Kastanienbaum huscht ein Eichhörnchen den Stamm nach oben. Ich lege mich mit der Augenbinde ins Bett, bis sie zurückkommt, denke ich, einfach abwarten. Verharren wie die Bäume in ihrem Garten. Stattdessen streife ich durch ihre Wohnung. Sprühe ihr Parfüm aus der sternförmigen Flasche zwischen die Brüste und auf die Handgelenke, rieche Schokolade und Minze. Gewartet habe ich schon zu lange. Lauras Kleidung hängt gebügelt und nach Farbtönen sortiert in ihrem Schrank. Nur Schwarz und Grau, manchmal mit Fischgrätmuster. In anderen Farbtönen habe ich sie noch nie gesehen. Bei ihr würde das aussehen wie Fasching, und wer geht schon im November mit einer roten Clownsnase spazieren?
Seit ich Laura kenne, gewöhne ich mir langsam das Farbentragen ab. Nur vom Rot will ich mich noch nicht trennen. Deshalb sind meine Oberteile immer weinrot, während die Hosen oder Röcke schwarz sind. Laura gefällt mein neuer Stil. Sie hat angeboten, meine Haare zu schneiden, die jetzt blond über die Schultern fallen. So ein Zwanzigerjahre-Schnitt wäre gut, hat sie gesagt und mir beim Bummeln durch Ottensen ihren Friseur gezeigt. Lauras Haare sind braunrot und kurz, das bringt ihre großen Augen noch mehr zur Geltung.
Seit kurzem hat Laura auch einen Computer, den ihre Eltern für sie erstanden haben. Seitdem tippt sie alles, was sie in der Schule aufgeschrieben hat, in Dateien ein. Ich kenne mich mit Computern nicht besonders aus, aber es reicht, um ihren anzuschalten. Er surrt leise, wie um mich willkommen zu heißen.
Es ist leicht. Laura hat kein Passwort angelegt. Die Schuldateien sind mit den Namen der Fächer belegt. Methodenlehre, Pädagogik, Psychologie, Rechtslehre, Deutsch, Jugendliteratur, Kunst und Spiel und Sport.
Sogar Letzteres zeichnet sie akribisch auf, obwohl das nur Spiele sind, die von Stunde zu Stunde ausprobiert werden. In solchen Fächern schreibt man nicht mal Klausuren. Wir haben auch Wahlpflichtkurse. Laura und ich hatten uns beide für den Massagekurs angemeldet. Ich war derart angespannt, nach dem Kurs hatte ich noch tagelang Schmerzen. Ihre Hände kneteten meinen Körper nach den Anweisungen der Lehrerin, während ich ständig Angst hatte, meine Finger könnten sich zu kalt auf ihrer Haut anfühlen, die so warm war und mir keinen Widerstand entgegensetzte. Statt wie gefordert zu kneten, rangen meine Hände um ein Streicheln.
„Mit mehr Kraft, Laura“, betonte die Kursleiterin immer wieder.
Beim Theaterstück hingegen konnte ich mich nicht mehr drücken. Dabei war Shakespeare meine Idee. Nur das Stück nicht, und gegen die Besetzung habe ich mich erfolglos gewehrt. Während sie als Julia auf einem Gerüst saß, musste ich eine steile Leiter hinaufsteigen und sie dabei umwerben. Das Publikum hat von meiner Höhenangst und dem fehlenden Sportgeist allerdings nichts mitbekommen. Das war alles so echt, haben sie gesagt, auch der Kuss – es hat gar nicht gestört, dass zwei Frauen gespielt haben.
Auf dem Bildschirm gibt es eine doc. Datei, die sie Laura genannt hat. Ich weiß das, weil Laura sie gestern schnell geschlossen hat, als mein Blick darauf hängen blieb. Jetzt flimmert sie auf dem Schirm. Auf mein Anklicken hin öffnet sie sich. Zwei Unterordner, Laura 2 und Maria, erscheinen. Unter Marias Ordner blinkt
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