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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Der Wagen stand an der Ecke 29 th Street, Park Avenue. Seine Wohnung befand sich auf der anderen Straßenseite.
    Er rieb sich die Augen, und Vivien betrachtete ihn.
    » Bist du müde?«
    » Ich fürchte, ja.«
    » Du wirst Zeit zum Schlafen haben, wenn diese Geschichte vorbei ist.
    Russell sagte nicht, dass seine Hoffnungen in eine ganz andere Richtung gingen, sondern stieg aus und nutzte die Grünphase der Ampel, um die Straße zu überqueren. Als er das Haus erreichte, drückte er die Glastür auf und betrat die Eingangshalle. Wie alle Nobelwolkenkratzer in New York verfügte auch dieser über einen vierundzwanzigstündigen Pförtnerdienst. Russell ging auf den Portier zu, der hinter seinem Tresen saß, und wunderte sich, zu dieser Uhrzeit auch Zef, den Building Manager, anzutreffen. Zef war ein freundlicher Mann albanischer Herkunft, der die Ärmel hochgekrempelt und schwer gearbeitet hatte, um sich zu seiner jetzigen Position emporzuarbeiten. Stets war Russell freundschaftlich mit ihm verbunden gewesen, und er wusste, dass Zef nicht nur Zeuge seiner zweifelhaften Unternehmungen, sondern im Geheimen auch sein einziger Fan war.
    » Guten Abend, Mr. Wade.«
    Außer zu einer zügellosen Lebensweise neigte Russell auch noch zu Nachlässigkeit, und nachdem er mehrere Schlüsselbunde verloren hatte, hinterlegte er sie nun immer beim Pförtner. Normalerweise streckte man sie ihm bereits ungefragt entgegen. Dass es jetzt nicht so war, verhieß nichts Gutes. Beunruhigt wandte sich Russell an seinen Freund.
    » Hallo, Zef. Hast jetzt ausnahmsweise mal du den Schlüssel verlegt?«
    » Ich fürchte, es gibt ein Problem, Mr. Wade.«
    Die Worte des Mannes und mehr noch sein Gesichtsausdruck verstärkten Russells Beunruhigung. Eine Ahnung stieg in ihm auf, die fast schon eine Gewissheit war. Trotzdem stellte er seine Frage.
    » Was für ein Problem?«
    Der Mann war sichtlich verlegen. Dennoch behielt er seine korrekte Haltung bei und blickte Russell in die Augen.
    » Heute sind Vertreter von Philmore Inc. und ein Anwalt da gewesen und haben mir einen Brief vom Verwalter gegeben. Und einen Brief für Sie.«
    » Und was steht in dem Brief?«
    » Den Brief an Sie habe ich natürlich nicht geöffnet. Er liegt bei der anderen Post.«
    » Und in dem anderen?«
    » In dem Brief, den ich von der Verwaltung erhalten habe, wird mir mitgeteilt, dass das Apartment, das der Gesellschaft in diesem Gebäude gehört, Ihnen nicht mehr zur Verfügung steht. Mit sofortiger Wirkung. Ich kann Ihnen also die Schlüssel nicht aushändigen.«
    » Und meine Sachen?«
    Zef hob die Schultern, als wollte er sagen: Don’t shoot me, I’m only the piano player. Russell musste lachen. Das war wie in einer Hollywoodkomödie, nur dass dies hier wirklich passierte.
    » Die fragliche Person ist in Ihr Apartment gegangen und hat Ihre persönliche Habe in zwei Koffer gepackt. Sie stehen im Lagerraum.«
    Er schien über die Entwicklung wirklich betroffen zu sein, und Russell hatte keine Veranlassung, an seiner Aufrichtigkeit zu zweifeln. In der Zwischenzeit hatte der Pförtner die Post geholt und sie auf den Marmortresen gelegt. Russell sah den gelben Umschlag mit der Adresse in seiner eigenen Handschrift und daneben einen unfrankierten mit dem Logo von Philmore Inc. Letzteren nahm er und öffnete ihn. Als er das Blatt auffaltete, erkannte er sofort die Schrift seines Vaters.
    Russell,
    ein jedes Band reißt einmal, wenn es über die Maßen gespannt wird. Meines ist schon vor langer Zeit gerissen. Deine Mutter, diese gute Seele, hat die Enden zusammengehalten und dir ohne mein Wissen Geld zukommen lassen und dir das Apartment verschafft, in dem du bis heute gewohnt hast. Ich fürchte jedoch, dass nach deinem letzten Coup selbst ihre Kräfte nachlassen. Sie sah sich vor die Wahl gestellt: Entweder sie behält die Beziehung zu dem Mann bei, den sie vor vielen Jahren geheiratet und der ihr im Laufe der Zeit seine Liebe tausendfach bewiesen hat, oder sie wendet sich ihrem hoffnungslos verlorenen Sohn zu, der nichts weiter vollbracht hat, als – in seinen besten Momenten – dieser Familie großes Ungemach zu bereiten.
    Die Entscheidung, so schwer sie auch sein mochte, fiel augenblicklich.
    Um es in einer Sprache zu sagen, die du verstehst: Scher dich zum Teufel.
    Jenson Wade
    PS: Wir würden es sehr begrüßen, wenn du den Takt besäßest, deinen Nachnamen zu ändern.
    Russell passte sich der Wortwahl an, als er die Lage rekapitulierte.
    » Also hat mein Vater, dieses

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