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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Arschloch, mich aus der Wohnung gejagt.«
    Zef setzte ein höfliches Gesicht auf, in dem jedoch ein verlegenes Grinsen durchschien.
    » Ich hätte vielleicht andere Worte gewählt, aber das drückt den Sachverhalt aus.«
    Russell grübelte einen Moment. Im Grunde konnte er die Entscheidung nicht kritisieren. Er war vielmehr erstaunt, dass sie so spät kam. Er selbst wäre nicht so geduldig gewesen.
    » Ist in Ordnung, Zef. Das macht nichts.«
    Er nahm die Umschläge vom Tresen und steckte sie in die Innentasche seiner Jacke.
    » Kann ich die Koffer noch hierlassen?«
    » So lange Sie wollen, Mr. Wade.«
    » Sehr gut. Ich hole sie bald ab und komme hin und wieder vorbei, um nachzusehen, ob ich Post habe.«
    » Sie wissen, dass ich mich immer freue, Sie zu sehen.«
    » Ja natürlich. Nun, dann auf Wiedersehen, mein Freund.«
    Russell wandte sich dem Ausgang zu. Zefs Stimme rief ihn zurück.
    » Noch etwas, Mr. Wade.«
    Russell drehte sich um. Zef verließ seinen Platz und kam durch das Atrium auf ihn zu. Als er ihn erreichte, stellte er sich zwischen Russell und den Portier und schlug einen vertraulichen Tonfall an.
    » Ich denke, dass Ihre Situation im Augenblick, wie soll ich sagen, äußerst prekär ist.«
    Russell hatte sich schon immer über den Wortschatz dieses seltsamen Mannes amüsiert. Auch in dieser Situation wurde er seinem Ruf gerecht.
    » Vielleicht ist es nicht ganz so schlimm, aber es geht in die Richtung.«
    » Gut, Mr. Wade, wenn ich mir erlauben dürfte …«
    Zef streckte ihm eine Hand hin, als wollte er sich verabschieden, und als Russell sie drückte, spürte er in der Handfläche ein paar Geldscheine.
    » Zef, hören Sie, das geht doch nicht …«
    Der Mann unterbrach ihn. Er nickte ihm verschwörerisch zu.
    » Das sind fünfhundert Dollar, Mr. Wade. Die brauchen sie vermutlich, um über die Runden zu kommen. Wenn Sie wieder Boden unter den Füßen haben, geben Sie es mir einfach wieder.«
    Russell zog die Hand zurück und steckte das Geld in die Jackentasche. Er nahm es für das, was es war. Für ihn und für den Mann, der es ihm von ganzem Herzen und mit großer Diskretion angeboten hatte. Im wichtigsten Moment seines Lebens kam die einzige Hilfe von einem Fremden.
    Er legte eine Hand auf Zefs Schulter.
    » Du bist eine gute Seele, mein Freund. Ich verspreche dir, dass du das Geld wiederbekommst. Mit Zinsen.«
    » Davon bin ich überzeugt, Mr. Wade.«
    Russell blickte Zef in die Augen und fand dort eine Aufrichtigkeit und ein Vertrauen, wie er sie selbst nicht ansatzweise besaß. Er drehte dem Mann und der Rührung den Rücken zu und ging hinaus. Dort blieb er einen Moment stehen, um über das Geschehene nachzudenken. Dann steckte er die Hand in die Tasche, um sich zu vergewissern, dass er das alles nicht geträumt hatte und Menschen wie Zef tatsächlich existierten.
    Im selben Moment erfasste er aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Eine Hand schoss aus dem Halbdunkel hervor und packte ihn am Arm. Russell schaute nach links und sah einen massigen, dunkel gekleideten Schwarzen neben sich stehen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite leuchteten ein Paar Autoscheinwerfer auf. Eine große, dunkle Limousine löste sich vom Straßenrand und hielt direkt vor ihnen an. Sofort öffnete sich die hintere Tür, als wären die Vorgänge perfekt synchronisiert. Russell sah sich um und versuchte zu erfassen, was hier vor sich ging. Sein Schutzengel vermutete, er suche nach einer Alternative, und stellte die Sachlage lieber gleich klar.
    » Steig ein, ohne zu mucken. Das ist besser für dich, glaub mir.«
    Russell sah durch die geöffnete Hintertür die kräftigen Beine eines Mannes. Mit einem Seufzer kletterte er ins Auto, während der vierschrötige Typ, der ihn so freundlich zum Einsteigen aufgefordert hatte, auf dem Beifahrersitz Platz nahm.
    Russell begrüßte den Mann neben sich in einem Tonfall, mit dem ein Ägypter eine Heuschreckenplage begrüßen würde.
    » Hallo, LaMarr.«
    Das gewohnt höhnische Grinsen legte sich auf die Lippen des Fettwanstes, der ihn im Wageninnern empfing. Der elegante Anzug vermochte die unförmige Gestalt nicht zu kaschieren, und die Sonnenbrille konnte nichts gegen seine groben Gesichtszüge ausrichten.
    » Hallo, Fotograf. Ich sehe, du bist nicht besonders gut in Form. Hast du Sorgen?«
    Als das Auto losfuhr, drehte sich Russell um und warf einen Blick durch die Heckscheibe. Falls Vivien die Szene beobachtet hatte, war ihr keine Zeit zum Eingreifen geblieben. Vielleicht

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