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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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in Lebensgefahr. Was uns betrifft, können ganz viele Köpfe rollen. Oder diese Köpfe werden mit einem Lorbeerkranz geschmückt. Unsere Köpfe sind jedenfalls dabei, Vivien.«
    Russell hatte den Eindruck, dass Vivien diese Worte erwartet hatte. Weder ihre Mimik, noch ihre Worte verrieten, was in ihr vorging.
    » Verstanden.«
    » Wade, hören Sie mich?«
    Russell beugte sich automatisch in die Gegend vor, wo er das Mikrofon vermutete.
    » Ja, Captain.«
    » Ich habe mit dem Chef nicht über unsere Abmachung gesprochen. Wenn irgendetwas durchsickert, bevor diese Geschichte zu Ende ist, dann wird Ihr Leben einen schlimmeren Verlauf nehmen als im schlimmsten Ihrer Albträume. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
    » Durchaus, Captain.«
    Das bedeutete, dass ihre Leben von jetzt an unauflöslich aneinandergekettet waren, wie auch immer die Sache ausgehen und ob die Köpfe nun rollen oder mit Lorbeerkränzen geschmückt werden würden. Vivien wandte sich mit ruhiger, beherrschter Stimme an ihren Vorgesetzten, was Russell bewunderte, weil er selbst so wenig Selbstbeherrschung besaß.
    » Das wäre also geklärt. Gibt es noch etwas?«
    Der Captain verwandelte sich wieder in den professionellen Beamten, der Ermittlungsdaten analysiert. Das emotionale Intermezzo war beendet, es ging an die Arbeit zurück.
    Man hörte, wie in Papieren geblättert wurde.
    » Ich habe hier die Ergebnisse der ersten Untersuchungen. Die Experten glauben, herausgefunden zu haben, um welche Art Zündvorrichtung es sich handelt. Eine simple, aber sehr einfallsreiche Geschichte. Eine bestimmte Anzahl von Funkimpulsen wird auf verschiedenen Frequenzen in einer ganz bestimmten Reihenfolge ausgelöst. Das stellt sicher, dass in einer Stadt voller Radiowellen die Minen nicht durch ein zufälliges Signal zur Explosion gebracht werden.«
    Seit Beginn dieser verrückten Geschichte hatte Russell eine Frage auf der Zunge gelegen. Jetzt mischte er sich erneut in das Gespräch ein.
    » Das Haus wurde vor vielen Jahren gebaut. Wie können die Minen nach so langer Zeit noch funktionieren?«
    Der Captain seufzte. Diese Frage hatte er sich wohl selbst schon gestellt. In seiner Antwort schwang ungläubiges Staunen vor dem Genie des Wahnsinns mit.
    » Keine Batterien. Dieser Mistkerl hat die Zündvorrichtung an die Stromleitung des Gebäudes angeschlossen. Die ein oder andere Leitung ist im Laufe der Jahre möglicherweise marode geworden, aber wer weiß schon, an wie vielen Stellen dieser Verrückte sein Scheißzeug platziert hat.«
    Ein seltsames Geräusch war zu hören, und Russell fürchtete schon, dass die Verbindung unterbrochen worden war. Dann tönte Bellews Stimme wieder durch den Fahrgastraum.
    » Ihr leistet gute Arbeit, Leute. Das wollte ich unbedingt noch loswerden. Hervorragende Arbeit.«
    Da alles gesagt war, was zu sagen war, beendete Vivien das Gespräch.
    » Ich warte also, dass du dich meldest. Ruf mich an, sobald du neue Informationen hast.«
    » So schnell ich kann.«
    Vivien legte auf. Eine Weile war es im Fahrzeug vollkommen still. Man hörte nur die gedämpften Geräusche des Verkehrs draußen, die mit ihren Gedanken im Wettstreit lagen. Russell blickte auf die Straße und in die Lichter des Abends. An diesem Tag ohne Erinnerung war ihnen die Zeit davongelaufen, und nun war es zu ihrer großen Überraschung schon wieder dunkel geworden.
    Russell nahm als Erster den Gesprächsfaden wieder auf. Er tat es, um sich für das Vertrauen zu revanchieren, das Bellew ihm entgegenbrachte.
    » Willst du das Original?«
    Vivien war in Gedanken versunken und begriff nicht sofort.
    » Welches Original?«
    » Du hattest Recht mit deinem Vorwurf, dass ich mit einer Fotokopie der Briefseite zu euch gekommen bin. Das Original habe ich in einen Umschlag gesteckt und an meine eigene Adresse geschickt, ein System, das Ziggy mir beigebracht hat. Ich denke, es müsste mittlerweile in meinem Briefkasten sein.«
    » Wo wohnst du?«
    Russell war froh, dass Vivien keinen weiteren Kommentar abgab.
    »29 th Street, zwischen Park und Madison Avenue.«
    Ohne etwas zu sagen, fuhr Vivien den Queens Boulevard entlang und dann über die Queensboro Bridge. Über die 60 th Street kamen sie nach Manhattan hinein, bogen nach links in die Park Avenue und folgten dem launischen Verkehrsstrom Richtung Süden.
    » Wir sind da.«
    Viviens Stimme drang wie eine entfernte Erinnerung an sein Ohr, und Russell merkte, dass er eingeschlafen war, sobald sein Kopf die Lehne berührt hatte.

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