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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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fuhr sie ihnen ja hinterher, doch er hatte auf der anderen Seite der Park Avenue kein Auto losfahren sehen.
    Er wandte sich wieder LaMarr zu.
    » Dein Problem ist, dass du immer noch das falsche Deo benutzt. Wenn man neben dir sitzt, muss einem einfach schlecht werden.«
    » Gute Antwort. Die hat einen Sonderapplaus verdient.«
    LaMarr grinste ihn weiter an und gab dem Mann auf dem Vordersitz ein Zeichen. Der drehte sich um und verpasste Russell eine Ohrfeige. Das Geräusch von Fleisch auf Fleisch war einen Augenblick lang das Einzige, was im Fahrzeug zu hören war.
    Russell spürte tausend kleine Nadelstiche an der Wange, und ein gelber Fleck tanzte vor seinem linken Auge. Ungerührt legte ihm LaMarr eine Hand auf die Schulter.
    » Wie du siehst, haben meine Männer eine etwas merkwürdige Art, humorvolle Bemerkungen zu beklatschen. Hast du vielleicht noch andere auf Lager?«
    Russell ließ sich resigniert gegen die Rückenlehne sinken. In der Zwischenzeit war das Auto in die Madison Avenue eingebogen und fuhr Richtung Uptown. Am Steuer saß ein Typ mit kahl rasiertem Schädel. Russell schätzte, dass er dieselbe Statur hatte wie der, der ihm soeben seine fragwürdige Aufmerksamkeit hatte zuteilwerden lassen.
    » Was willst du, LaMarr?«
    » Das habe ich dir doch schon gesagt. Geld. Normalerweise kümmere ich mich nicht persönlich ums Kassieren, doch bei dir mache ich eine Ausnahme. Man hat schließlich nicht jeden Tag mit berühmten Leuten zu tun. Außerdem gehst du mir unglaublich auf den Sack.«
    Er wies mit dem Kopf auf den Mann, der Russell soeben geohrfeigt hatte.
    » Es wird mir ein Vergnügen sein, in der ersten Reihe zu sitzen und zuzugucken, wie du mit Jimbo verhandelst.«
    » Das ist zwecklos. Im Augenblick habe ich deine fünfzigtausend Dollar nicht.«
    LaMarr schüttelte seinen dicken Kopf. Im Licht von draußen war zu sehen, wie sein schweißglänzendes Doppelkinn wabbelte.
    » Falsch. Mathematik ist wohl nicht deine Stärke. Poker offenbar auch nicht. Es sind sechzigtausend, erinnerst du dich?«
    Russell war drauf und dran, etwas zu erwidern, doch er hielt sich lieber zurück. Eine weitere Begegnung mit Jimbos Handfläche wollte er unbedingt vermeiden. Er hatte nicht das geringste Bedürfnis, nochmals Sternchen zu sehen.
    » Wohin fahren wir?«
    » Wart’s ab. An einen Ort, wo wir in Ruhe unter Gentlemen plaudern können.«
    Im Auto wurde es still. LaMarr schien Russell keine weiteren Informationen geben zu wollen. Die hätten ihm auch nicht viel genutzt. Er wusste genau, was geschehen würde, wenn sie ihr Ziel erreicht haben würden, egal welches es war.
    Langsam schlängelten sie sich durch den Strom farbiger Lichter und Autos und erreichten eine Gegend von Harlem, die Russell gut kannte. Hier gab es eine Reihe von Pubs, die er aufsuchte, wenn er guten Jazz hören wollte, und andere, weniger beworbene Lokalitäten, in die er ging, wenn er Ärger hatte und Würfelpoker spielen wollte.
    Der Wagen hielt in einer schlecht beleuchteten Straße vor einem heruntergelassenen Rolltor. Jimbo stieg aus, öffnete ein Vorhängeschloss und legte einen Hebel um. Im Scheinwerferlicht erschien hinter dem Rolltor allmählich ein kahler Raum, ein großes Lager in L-Form mit einer Reihe von Betonpfeilern in der Mitte.
    Das Auto rauschte durch die Einfahrt, und das Rolltor schloss sich hinter ihnen wieder. Sie bogen nach links ab und blieben quer im Raum stehen. Im selben Augenblick leuchteten an der Decke ein paar dreckverkrustete Glühbirnen auf und verbreiteten anämisches Licht.
    Jimbo öffnete Russells Tür.
    » Steig aus.«
    Mit eisernem Griff packte er ihn am Arm und führte ihn um das Fahrzeug herum. So durfte Russell das Schauspiel miterleben, wie sich LaMarr mühsam aus dem Auto zwängte. Einen Kommentar konnte er sich gerade noch verkneifen, denn der hätte ihm gewiss erneuten Sonderapplaus von Jimbo eingetragen.
    Zu ihrer Linken befand sich ein Schreibtisch mit Stuhl. Davor stand ein Holzstuhl mit ihrer Sitzfläche aus Strohgeflecht. Trotz seiner prekären Situation fand Russell das Arrangement ziemlich klassisch. LaMarr war offenbar nostalgisch veranlagt.
    Jimbo schob ihn zum Schreibtisch und deutete auf die Platte.
    » Leer deine Taschen aus. Alle. Zwing mich nicht, es selbst tun zu müssen.«
    Russell seufzte und legte alles, was er in seinen Taschen hatte, auf den Tisch. Eine Geldbörse mit seinen Papieren, die Briefe, die fünfhundert Dollar, die ihm Zef gegeben hatte, und ein Päckchen

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