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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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einzige Hoffnung – der spitze und scharfe Trokar, der wie ein Schlangenkopf auf den Windungen aus Plastik ruhte. Ich schaltete den Strom ein und blickte zum Ventilator hoch, der stotternd zum Leben erwachte.
    »Hoffentlich lässt uns der Ventilator nicht gerade jetzt im Stich«, sagte ich. Dann drückte ich mich neben der offenen Tür an die Wand. Gegenüber riss Mom gerade die andere Tür weit auf. Dann blickte sie entsetzt zu mir zurück.
    »John, er ist da!«
    Der Dämon stürmte in den Raum und wollte mit rasiermesserscharfen Krallen nach ihr greifen. Da rammte ich ihm den summenden Trokar mit aller Kraft mitten in die Brust. Er taumelte, riss die Augen weiter auf, als ich es für möglich gehalten hätte, und dann hörte ich das Schlürfen, als irgendetwas – vielleicht sein Blut oder auch sein ganzes Herz – aus dem halb verfallenen Körper herausgerissen wurde und in den Vakuumschlauch glitt. Der Dämon sank auf die Knie, während Flüssigkeiten und Organe aus ihm herausgesaugt wurden, und ich hörte das vertraute, widerliche Zischen von Fleisch, das zu Matsch zerfiel. Der Vakuumschlauch ringelte sich und rauchte vor Hitze. Ich wich zurück und beobachtete, wie der Körper des Dämons sich selbst verzehrte, weil er die Lebenskraft aus allen Gliedmaßen abzog, um das Gewebe zu ersetzen, das er im Oberkörper verlor. Er zerfiel förmlich vor meinen Augen, in trägen Wellen lief der Auflösungsprozess durch die Finger und Zehen, die Arme und Beine hinauf und dann über den ganzen Rumpf.
    Ich bemerkte kaum, dass Mom zu mir kam, doch irgendwann spürte ich halb benommen, dass sie mich verkrampft festhielt, während wir entsetzt zusahen. Ich hielt sie überhaupt nicht fest, sondern stand nur da und starrte den Dämon an.
    Bald darauf war er kaum noch zu erkennen – ein geschrumpfter Brustkorb und ein knorriger Kopf, der mich aus einer Lache rauchenden Teers anstarrte, die wie ein Mann geformt war. Er schnappte keuchend nach Luft, aber seine Lungen waren sicher schon zu stark beschädigt, um den Atem halten zu können. Langsam nahm ich die Skimaske ab und trat vor, um ihm mein Gesicht zu zeigen. Ich rechnete damit, dass er zuschlagen würde, außer sich vor Wut und Schmerzen und vom verzweifelten Willen getrieben, mir das Leben zu nehmen, um sich selbst zu retten, doch er beruhigte sich. Er sah mich an, als ich mich ihm näherte, seine gelben Augen folgten mir, bis ich vor ihm stand. Ich erwiderte den Blick.
    Der Dämon holte tief Luft, seine zerstörten Lungen flatterten vor Anstrengung. »Tiger Tiger«, sagte er. Seine Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern. »Grauses Licht.« Er hustete schwer, und ich hörte, wie sehr er litt.
    »Es tut mir leid«, antwortete ich ihm. Etwas anderes fiel mir nicht ein.
    Wieder holte er flatternd Luft, während er an den eigenen verfallenden Körperteilen erstickte.
    »Ich wollte Ihnen nicht wehtun.« Es klang fast flehend. »Ich wollte niemandem wehtun.«
    Die Reißzähne hingen nutzlos im Mund wie verwelkte Grashalme. »Nicht …«, sagte er. Dann musste er innehalten, weil ihn ein schrecklicher Hustenanfall schüttelte. Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder gefangen hatte. »Sag es ihnen nicht.«
    »Wem sollen wir nichts sagen?«, fragte Mom.
    Das schreckliche Gesicht verzerrte sich ein letztes Mal vor Wut, Anstrengung oder Angst, und die schreckliche Stimme stieß einen keuchenden letzten Satz hervor: »Vergiss mich nicht, wenn ich fort bin.«
    Ich nickte. Der Dämon blickte zur Decke, schloss die Augen und zerfiel endgültig, er zerkrümelte und löste sich zu einem formlosen, zischenden schwarzen Haufen auf. Der Dämon war tot.
    Draußen schneite es wieder.

NEUNZEHN

Ich starrte den schwarzen Klecks auf dem Boden an und versuchte zu verarbeiten, was gerade passiert war. Vor einer Minute war der Kleister noch ein Dämon gewesen, und nur eine Stunde vorher war er in Gestalt meines Nachbarn herumgelaufen, des freundlichen alten Mannes, der seine Frau liebte und mir Schokolade anbot.
    Aber nein, es war einfach nur Pampe. Die Überbleibsel eines Körpers, der niemals wirklich sein eigener gewesen war. Die Lebenskraft dahinter, das Bewusstsein oder die Seele oder was auch immer den Körper lebendig gemacht hatte, war verschwunden. Der Dämon war ein Feuer gewesen, dem wir als Brennstoff gedient hatten.
    Vergiss mich nicht, wenn ich fort bin.
    »Ist er tot?«
    Erst jetzt wurde mir bewusst, dass Mom meine Schultern fest gepackt und sich halb vor mich gestellt hatte,

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