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Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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Roman Dracula zur Seite. Düster starrte er auf das Bücherregal und lauschte mit einem Whisky Sour in der Hand und einer Zigarette zwischen den Lippen Brahms’ Klavierkonzert in B-Dur op. 83.
    Es stimmte. Das Buch war zwar ein Sammelsurium von Aberglauben und melodramatischen Klischees, aber mit diesem einen Satz hatte der Romanheld die Wahrheit ausgedrückt. Niemand hatte an sie geglaubt, und wie konnte man etwas bekämpfen, an dessen Existenz man nicht glaubte?
    So hatte es ausgesehen. Schwarze Nachtgespenster aus dem Mittelalter waren plötzlich Wirklichkeit geworden - etwas Unwirkliches, Unglaubliches aus Schauerromanen, etwas, das man allzu lebhafter Fantasie zugeschrieben hatte, trieb mit einem Mal sein Unwesen. Und das, obwohl Vampire passé waren, genau wie Summers’ Idylle oder Stokers Schauermär, beziehungsweise nicht mehr als ein kurzer Absatz in Lexika, oder etwas zum Aufbauschen für Horrorschriftsteller oder für die Filmindustrie - eine Legende, die von Jahrhundert zu Jahrhundert weitergegeben worden war, aber mehr nicht.
    Ja, es stimmte.
    Robert Neville nahm einen Schluck und schloss die Augen, als die kühle Flüssigkeit durch seine Kehle rann und seinen Magen wärmte. Es stimmte, dachte er erneut, doch niemand hatte die Chance gehabt, es festzustellen. Sie wussten, dass es irgendetwas war, klar, aber das, nein, das konnte es nicht sein. Das war reine Fantasie, das war Aberglaube, so etwas gab es ganz einfach nicht.
    Und ehe die Wissenschaft die Wahrheit der Legende erfasst hatte, hatte die Legende die Wissenschaft und alles andere verschlungen.
    Er hatte an diesem Tag kein Dübelholz gefunden. Er hatte den Generator nicht überprüft. Er hatte die Spiegelscherben nicht weggeräumt. Er hatte auch kein Abendessen zu sich genommen, ganz einfach mangels Appetits. Aber das war nicht das erste Mal. Nach allem, was er am Nachmittag getan hatte, konnte er sich nicht zu einem herzhaften Mahl niedersetzen. Selbst nach fünf Monaten noch nicht.
    Er dachte an die elf - nein, zwölf Kinder heute und goss hastig den Rest seines Drinks hinunter. Er blinzelte und das Zimmer schien leicht zu schwanken. Hast schon ein bisschen zu viel getrunken, Junge, sagte er sich. Na und?, antwortete er. Hat jemand mehr Grund dazu als ich?
    Er warf das Buch durchs Zimmer. Lebt wohl, Van Helsing und Mina und Jonathan. Leb wohl, Graf mit den blutunterlaufenen Augen. Alle erdichtet, alle faselnde Extrapolationen eines makabren Themas.
    Ein hüstelndes Kichern entrang sich seiner Kehle. Ben Cortman stand wieder mal draußen und forderte ihn auf rauszukommen. Gleich, Benny, dachte er, muss nur noch meinen Smoking anziehen.
    Schaudernd knirschte er mit den Zähnen. Warum eigentlich nicht? Warum soll ich nicht hinausgehen?, fragte er sich. Es wäre die wirksamste Methode, sie loszuwerden.
    Er brauchte nur einer von ihnen zu werden!
    So einfach war das. Er kicherte und stemmte sich aus dem Sessel hoch. Auf nicht ganz geradem Weg ging er an die Bar. Warum nicht? Er kam nicht davon los. Warum sollte er sich all die Mühe machen, wo er doch nur die Tür aufzureißen und ein paar Schritte zu tun brauchte, um mit allem ein Ende zu machen?
    Ganz einfach: Er wusste es nicht. Natürlich gab es eine ganz, ganz schwache Möglichkeit, dass noch andere wie er irgendwo lebten, dass sie wie er weitermachten und hofften, eines Tages wieder unter ihresgleichen sein zu können. Doch wie sollte er sie je finden, wenn sie weiter als eine Tagesreise von seinem Haus entfernt waren?
    Er zuckte die Achseln und schenkte Whisky nach, er hatte schon lange aufgegeben, sparsam damit umzugehen. Knoblauch an den Fenstern, Netze über dem Treibhaus, die Leichen verbrennen, die Steine aufsammeln und wegschleppen und ihre unheilige Zahl eins um eins, eins um eins dezimieren! Warum versuchte er denn, sich etwas vorzumachen? Er würde nie einen anderen finden.
    Schwer ließ er sich in den Sessel fallen. Da sind wir, Kinder, sitzen mollig in unserem Stübchen, umzingelt von einem Bataillon Blutsauger, die nichts anderes wollen, als sich mit meinem originalverpackten 50%igen Hämoglobin volllaufen zu lassen. Also, wie wär’s mit einem Drink, Männer? Die Runde geht wirklich auf mich!
    Sein Gesicht verzog sich zu unkontrollierbarem Hass. Bastarde! Ich pfähle jeder Mutter Sohn, ehe ich aufgebe! Seine Rechte schloss sich wie eine Zwinge um das Glas - bis es zersprang.
    Mit stumpfen Augen blickte er auf die Scherben am Boden, auf den ausgezackten Glasrest in der Hand, auf

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