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Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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Unverständliches. Alles schön und gut, sagte er zu seinen Argumenten, aber würdest du deine Schwester einen heiraten lassen?
    Er zuckte die Achseln. Wenn man selbst betroffen war, sah eben alles ganz anders aus.
    Die Musik endete. Die Nadel kratzte in der schwarzen Rille. Er blieb sitzen, seine Beine fühlten sich eisig an. Das kam davon, wenn man zu viel trank, man wurde den Freuden des Rausches gegenüber immun, man fand keinen Trost mehr im Alkohol. Früher war er glücklich im Schwips gewesen und selig eingeschlafen. Aber schon jetzt hörte das Zimmer auf, sich zu drehen. Und der Lärm draußen quälte seine Ohren wieder.
    »Komm raus, Neville!«
    Er schluckte. Zitternd kam der Atem über seine Lippen. Komm raus! Die Frauen waren dort draußen, mit offenen Kleidern oder ganz ohne. Ihre Haut wartete nur auf seine Liebkosung, ihre Lippen warteten auf ...
    Mein Blut, mein Blut !
    Als wäre es die Hand eines anderen, beobachtete er, wie die Faust mit den weißen Knöcheln sich langsam bebend hob, um wie ein Hammer auf sein Bein hinunterzusausen. Der Schmerz ließ ihn heftig die abgestandene Luft einsaugen. Knoblauch. Überall roch es nach Knoblauch. Der Gestank war in seiner Kleidung, in den Möbeln, in seinem Essen, ja selbst in seinem Drink. Wie wär’s mit einem Knoblauch mit Soda? Sein Kopf pochte bei dem Versuch, über diesen Scherz zu lachen, der keiner war.
    Er taumelte hoch und begann schwankend hin und her zu stapfen. Was soll ich jetzt tun? Den gleichen Ablauf wie jeden Abend durchgehen? Das erspar ich mir. Lesen - trinken - das Haus schalldicht machen - die Frauen. Die Frauen, die provokativen, blutdurstigen, nackten Frauen, die ihn mit ihrem heißen Leib lockten. Nein, nicht heiß.
    Ein schauderndes Wimmern quälte sich Brust und Kehle hoch. Verdammt, worauf warteten sie? Bildeten sie sich ein, er würde hinausgehen und sich ergeben?
    Vielleicht tu ich es, vielleicht. Tatsächlich überraschte er sich dabei, dass er den Sperrbalken von der Tür hob. Ich komme, Mädchen, ich komme. Benetzt die Lippen!
    Sie hörten draußen, wie er den Balken wegnahm. Ein erwartungsvolles Geheul zerriss die Nacht.
    Ziemlich benebelt drehte er sich um und hieb mit den Fäusten auf die Wand ein, bis der Verputz herunterbröckelte und seine Haut aufgeschürft war. Am ganzen Körper zitternd und mit klappernden Zähnen hielt er hilflos inne.
    Nach einer Weile beruhigte er sich. Er schob den Balken wieder vor - nur gut, dass der Riegel noch eingerastet gewesen war - und schleppte sich ins Schlafzimmer. Dort setzte er sich aufs Bett und ließ stöhnend den Kopf aufs Kissen fallen. Verzweifelt hieb er - aber nur einmal - mit der Faust auf die Bettdecke.
    O Gott, dachte er. Wie lange soll das noch so weitergehen?

4
    Der Wecker läutete nicht, weil er vergessen hatte, ihn einzustellen. Er schlief tief und reglos, als wäre er aus Gusseisen. Als er endlich die Augen aufzwang, war es zehn Uhr.
    Verärgert brummte er etwas, kämpfte sich hoch und schwang die Beine aus dem Bett. Sofort begann sein Kopf zu pochen, als versuchte sein Gehirn sich einen Weg durch die Schädeldecke zu brechen. Großartig, dachte er, ein ausgewachsener Kater. Das hat mir gerade noch gefehlt!
    Schwankend stand er auf und taumelte ins Badezimmer. Er steckte das Gesicht in kaltes Wasser und schüttete sich ein paar Zahnputzbecher Wasser über den Kopf. Nutzt nichts, beschwerte sich sein Kopf, nutzt nichts, ich fühl mich immer noch lausig. Das Gesicht im Spiegel war hager, stoppelbärtig und wie das eines Vierzigjährigen. Liebe, dein Zauber ist überall - die Worte flatterten in seinem Kopf wie ein nasses Betttuch an der Wäscheleine.
    Langsam ging er ins Wohnzimmer und öffnete die Haustür. Beim Anblick der zusammengekrümmten Frau auf dem Bürgersteig stieß er eine Verwünschung aus. Er straffte sich und schob das Kinn vor, aber sofort fing sein Schädel wieder wie wahnsinnig zu hämmern an. Mir geht’s mies, dachte er, Mann, fühle ich mich mies!
    Der Himmel war bleiern. Wie schön!, dachte er. Wieder einen ganzen Tag in diesem verschlagenen Rattenloch eingesperrt! Er knallte die Tür zu und zuckte stöhnend zusammen, presste dann die Hände an die pochenden Schläfen. Draußen hörte er den Rest des Spiegels auf dem Betonboden der Veranda zersplittern. Großartig! Seine Lippen verzerrten sich.
    Nach zwei Tassen fast kochend heißen schwarzen Kaffees begehrte sein Magen nur noch mehr auf. Er ging ins Wohnzimmer. Zum Teufel, sagte er sich, ich besauf

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