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Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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mich wieder.
    Aber der Whisky schmeckte wie Terpentinöl. Er knurrte mit gefletschten Zähnen wie ein Hund und schmiss das Glas an die Wand. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit rann die Tapete herunter auf den Teppich. Ich werd bald keine Gläser mehr haben!, dachte er gereizt, und sein Atem ging keuchend.
    Er ließ sich auf die Couch fallen, setzte sich steif auf und schüttelte vorsichtig den Kopf. Es hatte ja doch keinen Sinn, sie machten ihn fertig, diese blutgierigen Bastarde!
    Wieder überwältigte ihn dieses schreckliche Gefühl - dieses Gefühl, als wüchse er in alle Dimensionen, und das Haus zöge sich zusammen. Jeden Augenblick mochte er es in einer Explosion von Holz, Putz und Ziegel sprengen. Er stand wieder auf und lief zur Tür. Seine Hände bebten.
    Auf dem Rasen tat er tiefe Atemzüge in der feuchten Morgenluft, das Gesicht vom Haus, das er hasste, abgewandt. Aber er hasste auch die anderen Häuser ringsum, und er hasste das Pflaster und den Bürgersteig und die Rasen und überhaupt alles auf der Cimarron-Straße.
    Der Hass wuchs. Plötzlich wusste er, dass er wegmusste von hier. Bleigrauer Tag oder nicht, er musste fort von hier. Also sperrte er die Haustür zu und die Garagentür auf. Dann zog er die schwere Kipptür hoch und fuhr den Kombi rückwärts aus der Garage. Er machte sich nicht die Mühe, die Tür wieder herunterzuziehen. Bin ja bald zurück, dachte er. Will nur eine kurze Weile weg von hier.
    Er wendete, gab Gas und brauste in Richtung Compton Boulevard davon. Er wusste selbst nicht, wohin er eigentlich wollte.
    Um die Ecke bog er mit sechzig und beschleunigte auf hundert, noch ehe er den nächsten Block erreicht hatte. Der Wagen schnellte vorwärts, und sein Fuß blieb starr auf dem Pedal. Die Hände klebten wie festgefroren am Lenkrad und sein Gesicht war das einer Statue. Mit hundertsechzig Stundenkilometern schoss er den leeren Boulevard entlang, ein Heulen in der großen Stille.

    Die Natur in ihrer Üppigkeit verschlingt alles, dachte er, während er langsam über die Rasenfläche des Friedhofs stapfte.
    Das Gras war so hoch, dass die Halme sich unter ihrem eigenen Gewicht neigten, unter seinen schweren Schuhen knirschte es. Außer diesem Knirschen und dem, wie ihm schien, sinnlosen Zwitschern der Vögel war kein Laut zu hören. Früher dachte ich, sie zwitschern und trillern, weil die Welt in Ordnung ist, dachte Neville. Jetzt weiß ich, dass ich mich täuschte. Sie singen, weil sie keinen Verstand haben.
    Zehn Kilometer war er dahingesaust, das Gaspedal durchgetreten, ehe ihm klar wurde, wohin er fuhr. Seltsam, wie Geist und Körper es vor seinem Bewusstsein verborgen hatten. Er hatte nur gewusst, dass er sich elend und verzweifelt fühlte und aus dem Haus herausmusste. Dass er Virginia besuchen wollte, war ihm nicht bewusst gewesen.
    Aber er war geradewegs und so schnell wie möglich hierhergefahren, hatte an der Friedhofsmauer geparkt, war durch das verrostete Tor eingetreten. Und nun drückten seine Sohlen das hohe saftige Gras nieder.
    Wann war er das letzte Mal hier gewesen? Vor einem Monat? Oder war es noch länger her? Er wollte, er hätte Blumen mitgebracht - aber er hatte ja gar nicht gewusst, dass er kommen würde, bis er fast am Tor war.
    Er presste die Lippen zusammen, als ihn wieder einmal die quälenden Gedanken übermannten. Weshalb konnte nicht auch Kathy hier sein? Warum hatte er so blind die Gesetze geachtet, die diese Idioten sich während der Seuche hatten einfallen lassen? Wenn sie nur hier sein könnte, bei ihrer Mutter.
    Fang nicht schon wieder damit an!, befahl er sich wütend. Als er näher zur Gruft kam, fiel ihm auf, dass die Eisentür einen Spalt offen stand. O nein , stieß er zwischen den Zähnen hervor. Er sprintete über das feuchte Gras. Wenn sie sich an ihr vergriffen haben, brenn ich die ganze Stadt nieder, schwor er sich; bei Gott, ich mach sie dem Erdboden gleich, wenn sie sie auch nur berührt haben!
    Er riss die Tür auf. Mit einem hohlen, widerhallenden Krachen schlug sie gegen die Marmormauer. Hastig flog sein Blick über das Gruftinnere zum Marmorsockel, auf dem der verschlossene Sarg ruhte.
    Erleichtert atmete er auf. Er war noch da und schien unberührt zu sein.
    Erst als er nähergetreten war, sah er den Mann zusammengekauert in einer Ecke auf dem kalten Boden liegen.
    Wutschnaubend rannte Robert Neville zu ihm, packte den Burschen am Kragen, schleifte ihn zum Eingang und warf ihn erbost hinaus ins Gras. Der Schlafende rollte auf den

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