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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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Rechtssystem, weil es viel langsamer und weniger wirksam sei als ihre alten Stammessitten. Mein Großvater schimpfte auf das Klassensystem, die anhaltende Macht der Khans und die Kluft zwischen den Besitzenden und den Besitzlosen.
    Mein Land mag noch jung sein, doch unglücklicherweise blickt es bereits auf eine ganze Reihe von Militärputschen zurück. Als mein Vater acht Jahre alt war, riss unser Armeechef, General Zia-ul-Haq, die Macht an sich. Er war ein furchteinflößender Mann mit dunklen Pandabärenschatten um die Augen, großen Zähnen, die stramm zu stehen schienen, und mit an den Kopf geklatschten pomadisierten Haaren. Unser gewählter Premierminister Zulfikar Ali Bhutto wurde verhaftet, des Verrats angeklagt und im Gefängnis von Rawalpindi am Galgen erhängt. Noch heute sprechen die Menschen von Bhutto als Mann mit großem Charisma. Es heißt, er sei der erste pakistanische Führer gewesen, der sich für die einfachen Leute eingesetzt hat, obwohl er ein reicher Landbesitzer war und große Mangofelder besaß. Seine Hinrichtung schockierte alle Welt und ließ Pakistan in der Welt sein Gesicht verlieren. Die Amerikaner jedenfalls kürzten ihre Hilfen.
    Um das Volk zur Unterstützung der Militärregierung zu veranlassen, startete General Zia eine Kampagne zur Islamisierung, die uns zu einem anständigen islamischen Land machen sollte, und ließ unsere ideologischen wie geografischen Landesgrenzen von seiner Armee verteidigen. Er erklärte unserem Volk, es sei unsere Pflicht, seiner Regierung zu gehorchen, weil sie islamische Prinzipien vertrat.
    Zia wollte uns sogar vorschreiben, wie wir zu beten hatten, in jedem Distrikt setzte er
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ein, Gebetsausschüsse, sogar in unserem abgelegenen Dorf, und ernannte 100 000  Gebetsinspektoren. Davor waren Mullahs fast so etwas wie Witzfiguren gewesen – mein Vater sagte, auf Hochzeitsfeiern hätten sie bloß in einer Ecke herumgehangen und seien bald gegangen. Aber unter Zia wurden sie einflussreich, und man berief sie, unter ihnen meinen Großvater, als Erzieher und Prediger nach Islamabad.
    Unter Zias Regierung wurde das Leben der pakistanischen Frauen noch stärker eingeschränkt. Unser Staatsgründer Muhammad Ali Jinnah hatte einmal gesagt: »Kein Kampf kann gewonnen werden, ohne dass die Frauen den Männern zur Seite stehen. Es gibt zwei Mächte auf der Welt; die eine ist das Schwert, die andere ist der Schreibstift. Es gibt aber noch eine dritte Macht, stärker als die zwei, nämlich die Macht der Frauen.«
    Aber General Zia führte islamische Gesetze ein, nach denen die Zeugenaussage einer Frau vor Gericht nur halb so viel galt wie die eines Mannes. Bald waren die Gefängnisse voll von Fällen wie diesem: Ein dreizehnjähriges Mädchen war vergewaltigt und schwanger geworden. Es wurde wegen Ehebruchs ins Gefängnis gesteckt, weil es die vier männlichen Zeugen, die notwendig waren, um es zu entlasten, nicht beibringen konnte.
    Eine Frau konnte ohne Erlaubnis eines Mannes nicht einmal ein Bankkonto eröffnen. Unsere Nation war immer gut in Hockey, aber Zia befahl unseren Hockeyspielerinnen, Pumphosen statt Shorts zu tragen, und manche Sportarten wurden Frauen ganz verboten.
    Damals wurden viele Madrasa -Schulen eröffnet. Der Religionsunterricht, den wir
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nennen, wurde durch einen Islamunterricht ersetzt, der für pakistanische Kinder bis heute Pflicht ist. Unsere Geschichtsbücher wurden neu geschrieben, darin wird Pakistan als eine »Festung des Islam« bezeichnet, als gäbe es diesen Staat schon viel länger als erst seit 1947 . Zudem wurden in ihnen die Hindus und Juden verdammt. Die Geschichte wurde überhaupt neu erfunden, so dass es so aussah, als hätten wir die drei Kriege gewonnen, die wir gegen unseren großen Feind Indien geführt und verloren haben.
    Das alles änderte sich, als mein Vater zehn war. Ende 1979 fielen die Russen in Afghanistan ein. Millionen waren auf der Flucht, und General Zia bot ihnen Schutz an. Rund um Peshawar entstanden riesige Lager mit weißen Zelten, von denen es einige heute noch gibt. Unser größter Geheimdienst, der ISI (Inter-Services Intelligence), gehört zum Militär. Er startete ein umfassendes Programm zur Ausbildung von aus den Lagern rekrutierten Männern zu Mudschaheddin, zu Widerstandskämpfern. Obwohl die Afghanen berühmte Krieger sind, wurden sie vom ISI verachtet. Colonel Imam, der Offizier, der das Programm leitete, beklagte sich: Afghanen organisieren zu wollen, so sagte er, das sei, als

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