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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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Rehman Malik die Pässe zurückgehalten hatte, weil er mit meiner Familie fliegen und im Krankenhaus in Birmingham gemeinsam mit meinem Vater eine Pressekonferenz geben wollte. Wegen seines politischen Renommees hinderte er also meine Eltern daran, so schnell wie möglich die kranke Tochter besuchen zu können. Außerdem wollte Rehman Malik sicherstellen, dass meine Angehörigen nicht in Großbritannien politisches Asyl beantragten, weil dies ein schlechtes Licht auf die Regierung geworfen hätte. Am Ende stellte er meine Eltern diesbezüglich sogar direkt zur Rede. Das war lustig, weil meine Mutter nicht einmal wusste, was Asyl bedeutete, und mein Vater nicht einmal im Traum daran dachte, so etwas zu tun. Er hatte wirklich anderes um die Ohren.
    Als meine Eltern ins Kashmir House kamen, erhielten sie Besuch von Sonia Shahid, Shizas Mutter, dem Mädchen, das damals die Schülerinnen der Khushal-Schule nach Islamabad eingeladen hatte. Sie hatte angenommen, unsere Familie sei längst bei mir in England. Als sie dahintergekommen war, dass sich alle noch in Pakistan befanden, reagierte sie entsetzt. Meine Eltern berichteten ihr, man habe ihnen gesagt, dass es keine Flugtickets nach Birmingham gebe. Sonia brachte meiner Familie Kleidung, denn meine Angehörigen hatten in Mingora ja alles stehen und liegen lassen. Außerdem gab sie ihnen die Nummer von Präsident Zardaris Büro. Dort hinterließen meine Eltern eine Nachricht für ihn. Noch am Abend rief der Präsident zurück und versprach meinem Vater, dass alles geregelt werden würde. »Ich weiß, was es heißt, von seinen Kindern getrennt zu sein«, meinte er. Damit spielte er auf seine Jahre im Gefängnis an.
    Als ich hörte, dass sie in zwei Tagen in Birmingham landen würden, hatte ich nur ein Anliegen. »Bring mir meine Schultasche mit«, bat ich meinen Vater. »Aber wenn du nicht ins Swat reisen kannst, um sie zu holen, ist das auch nicht schlimm. Könntest du mir dann aber neue Bücher kaufen? Im März sind wieder Prüfungen.« Und natürlich wollte ich unbedingt wieder Klassenbeste werden. Vor allen Dingen wollte ich mein Physikbuch haben, denn Physik fällt mir schwer. Außerdem brauchte ich mein Mathebuch, um mir die algebraischen Gleichungen anzusehen, die ich auch nicht richtig beherrschte. Ich dachte natürlich, ich würde im November wieder zu Hause sein.
    ***
    Schließlich dauerte es noch zehn Tage, bis meine Eltern kamen. Diese zehn Tage ohne sie fühlten sich an wie 100 Jahre. Mir war langweilig, und ich schlief schlecht. Ich starrte auf die Uhr in meinem Zimmer. Das Vergehen der Zeit zeigte mir, dass ich noch da war. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich Frühaufsteherin. Jeden Morgen um 7 Uhr wartete ich schon sehnsüchtig auf die Schwestern. Sie und Dr. Fiona machten dann Spiele mit mir. Weil das Queen Elizabeth Hospital kein Kinderkrankenhaus ist, holten sie Spiele aus Dr. Fionas eigentlicher Arbeitsstelle. Eins meiner Lieblingsspiele war »Vier gewinnt«. Mit Dr. Fiona zog ich meistens gleich, aber auch alle anderen konnte ich bei dem Denkspiel schlagen. Den Schwestern und dem Rest des Personals tat ich leid: so ein kleines Mädchen und so weit weg von zu Hause. Sie waren sehr nett zu mir, vor allem Yma Choudhury, die lustige Verwaltungsleiterin, und Julie Tracy, die Oberschwester, die sich immer neben mich setzte und mir die Hand hielt. Alles, was ich aus Pakistan mitgebracht hatte, war ein beigefarbener Kopfschleier gewesen, den Oberst Junaid Dr. Fiona für mich als Geschenk mitgegeben hatte. Also ging man für mich einkaufen. Natürlich hatte niemand eine Vorstellung davon, wie konservativ ich erzogen worden war oder was ein Mädchen aus dem Swat so tragen würde. Sie marschierten einfach in den nächsten British Home Store und brachten mir aus dem Warenhaus ganze Taschen voll T-Shirts, Schlafanzügen, Socken und sogar BH s mit. Yma fragte, ob ich die traditionelle Kleidung haben wolle, und ich nickte. »Was ist denn deine Lieblingsfarbe?«, wollte sie wissen. Natürlich lautete die Antwort: »Pink.«
    Jeder machte sich Sorgen, weil ich so wenig aß. Aber ich mochte das Essen im Krankenhaus nicht. Vielleicht war es nicht halal, also rein im Sinne des Islam. Daher nahm ich nur die Spezialnahrung zu mir, eine Art Milchshake. Schwester Julie fand heraus, dass ich
Wotsits
mochte, eine Art Maischips mit Käse, und brachte mir solche mit. »Was isst du denn gern?«, hieß es immer. »Brathuhn«, sagte ich. Yma machte tatsächlich eine Filiale von

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