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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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wiedererstehen lassen.
    Innerhalb von sechs Monaten trennten die Menschen sich von ihren Fernsehern, DVD s und CD s. Fazlullahs Männer sammelten sie ein, warfen sie in großen Haufen auf die Straßen und zündeten sie dann an, worauf dicke schwarze Rauchwolken hoch zum Himmel stiegen. Hunderte von CD - und DVD -Läden schlossen freiwillig und erhielten von den Taliban eine Entschädigung.
    Meine Brüder und ich waren bekümmert; wir liebten unseren Fernseher. Doch unser Vater versicherte uns, wir würden ihn nicht weggeben.
    Vorsichtshalber brachten wir ihn in einem Schrank unter und guckten mit leise gestelltem Ton. Es war bekannt, dass die Taliban an Türen lauschten, dann gewaltsam ins Haus eindrangen und die Fernsehgeräte mitnahmen und auf die Straße warfen, so dass sie in tausend Stücke sprangen. Fazlullah hasste die Bollywood-Filme, die wir so liebten und die er als unislamisch verdammte. Nur Radio war erlaubt, aber sämtliche Musik außer Taliban-Gesängen wurde für
haram
erklärt, für »unislamisch«.
    Eines Tages besuchte mein Vater einen Freund im Krankenhaus und sah viele Patienten, die sich Kassetten mit Fazlullahs Predigten anhörten. »Sie müssen Maulana Fazlullah kennenlernen«, sagten sie zu ihm, »er ist ein großer Gelehrter.«
    »Er hat die Oberschule abgebrochen und heißt mit richtigem Namen gar nicht Fazlullah«, entgegnete mein Vater, aber sie wollten nichts davon hören. Mein Vater war betrübt, weil die Menschen sich von Fazlullahs Worten, von seiner frommen Schwärmerei begeistern ließen. »Es ist lächerlich«, sagte er, »dass dieser sogenannte Gelehrte dem Unwissen das Wort redet.«
    Fazlullah war besonders beliebt in abgelegenen Gegenden, wo die Leute sich erinnerten, dass TNSM -Freiwillige ihnen nach dem Erdbeben geholfen hatten, als die Regierung sich nirgends blicken ließ. In manchen Moscheen stellte man Lautsprecher auf, so dass seine Radiosendungen von allen Leuten im Dorf oder auf den Feldern gehört werden konnten. Der beliebteste Teil des Programms kam am Abend, wenn er Leute öffentlich lobte oder tadelte. Er sagte etwa: »Herr Soundso hat
chars
geraucht, aber er hat aufgehört, weil es sündig war.« Oder: »Herr X hat seinen Bart behalten, und ich beglückwünsche ihn.« Oder: »Herr Y hat sein CD -Geschäft aus freien Stücken geschlossen.«
    Die Menschen bei uns hören ihren Namen gern im Radio. Er erzählte ihnen, sie würden im Jenseits belohnt werden. Und sie mochten es, wenn sie hörten, dass ihre Nachbarn gesündigt hatten. Dann konnten sie besser klatschen: »Hast du das über den Soundso gehört?«
    Radio Mullah machte sich öffentlich über die Armee lustig. Er verurteilte pakistanische Regierungsbeamte als »Ungläubige« und sagte, sie seien gegen die Einführung der Scharia. Er sagte, wenn sie sie nicht umsetzten, würden seine Männer es »erzwingen und die Ungläubigen in Stücke reißen«.
    Ein Lieblingsthema von ihm war die Ungerechtigkeit des Khan-Systems. Manchmal stellten seine Männer die ausgefallenen Kleider zur Schau, die sie, wie sie sagten, »dekadenten Frauen« abgenommen hatten, um sie bloßzustellen.
    Die armen Leute waren froh, dass es den Khans heimgezahlt wurde. Sie sahen in Fazlullah eine Art Robin Hood. Sie glaubten, wenn er die Macht übernähme, würde er das Land der Khans an die Armen verteilen. Manche Khans flohen. Mein Vater war damit nicht einverstanden. Er war gegen das Khan-System, sagte aber, die Taliban seien schlimmer.
    Sein Freund Hidayatullah war nun Regierungsbeamter in Peshawar. Er warnte uns davor, wie Leute wie Fazlullah vorgingen: »Sie wollen Herzen und Köpfe der Menschen gewinnen, also sehen sie sich an, welche Probleme es vor Ort gibt. Dann stellen sie öffentlich die dafür Verantwortlichen bloß. Auf diese Weise sichern sie sich die Unterstützung der schweigenden Mehrheit. So haben sie es auch in Waziristan angestellt, als sie sich gegen Entführer und Banditen wandten. Dann aber, wenn sie an der Macht sind, benehmen sie sich selbst wie die Verbrecher, die sie vorher zur Strecke gebracht haben.«
    Anfangs gaben die Leute Fazlullah viel Geld.
    Fazlullahs Sendungen waren oft an Frauen gerichtet. Aller Wahrscheinlichkeit nach wusste er, dass viele von unseren Männern fern von zu Hause waren und im Süden in den Kohlebergwerken oder auf den Baustellen am Golf arbeiteten. Manchmal gab er die Anweisung: »Männer, geht jetzt hinaus. Ich spreche zu den Frauen.« Dann sagte er: »Frauen sind dazu da, ihre Pflichten

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