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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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das Motto der Schule: »Wir haben uns verpflichtet, euch für den Ruf der Neuzeit bereit zu machen.« Mein Vater hatte außerdem ein Schild anfertigen lassen mit einem berühmten Zitat von Khattak auf Paschtu: »Ich gürte mich mit meinem Schwert im Namen der afghanischen Ehre.« Mein Vater wollte, dass wir von unserem großen Helden inspiriert würden, aber auf zeitgemäße Art: mit Stiften, nicht mit Schwertern. So wie Khattak die Paschtunen gegen einen ausländischen Feind einte, so mussten wir gemeinsam gegen die Unwissenheit kämpfen.
    Unglücklicherweise ließen sich nicht viele Menschen überzeugen. Als die Schule eröffnete, hatten sie nur drei Schüler.
    Keiner der beiden Männer war durch die eigene Familie finanziell abgesichert. Und Hidayatullah war nicht gerade erbaut, als er entdeckte, dass mein Vater noch bei einer Menge Leute vom College Schulden hatte, weshalb diese ständig Briefe schickten und ihr Geld zurückforderten.
    Und es sollte noch schlimmer kommen, als er sich aufmachte, um die Schule registrieren zu lassen. Zuerst ließ man ihn stundenlang warten, dann führte man ihn ins Büro des zuständigen Beamten, der hinter hohen Aktenbergen saß, neben ihm zahlreiche Leute, die in seinem Büro herumhingen und überhaupt nichts taten. »Was ist das denn für eine Schule?«, fragte der Inspektor und lachte über den Antrag. »Wie viele Lehrer haben Sie? Und Ihre Lehrer sind nicht ausgebildet? Jeder ist wohl der Meinung, er könne einfach eine Schule eröffnen!«
    Die anderen Leute im Büro lachten mit, als der Inspektor lachte. Alle machten sich lustig über meinen Vater. Er selbst war wütend. Es war klar, dass der Inspektor Geld wollte. Paschtunen ertragen es aber nicht, wenn man sie erniedrigt, auch dachte mein Vater nicht im Geringsten daran, Bestechungsgeld zu bezahlen für etwas, auf das er ein Anrecht hatte. Außerdem hatten er und Hidayatullah kaum Geld für Lebensmittel, geschweige denn für Bestechung. Die Gebühr für die Registrierung belief sich auf rund 13 000  Rupien; die Summe konnte höher ausfallen, wenn man für reich gehalten wurde. Und von Schuldirektoren wurde erwartet, dass sie den Beamten regelmäßig ein gutes Mittagessen boten, Hähnchen oder frisch aus dem Fluss gefangene Forellen. So meldete sich auch später der Schulrat zu einer Inspektion an und gab dabei eine detaillierte Bestellung für sein Mittagessen auf. Mein Vater murrte: »Wir sind eine Schule, keine Geflügelfarm.«
    Er erzählte mir, dass er sich während des Gesprächs mit dem Inspektor mit seiner jahrelang geübten Debattierkunst an ihn wandte. Er fragte: »Warum stellen Sie mir all die Fragen? Bin ich in einem Büro oder auf einer Polizeiwache, oder stehe ich sogar vor Gericht? Bin ich etwa ein Krimineller?«
    Er beschloss, die bei ihm sitzenden Beamten herauszufordern, um andere Schulbetreiber vor Schikane und Korruption zu schützen. Er wusste, dass er dazu seine ganze Kraft benötigen würde. Als Erstes trat er dem Verband der Privatschulen im Swat bei. Das war damals eine kleine Organisation mit nur 15 Mitgliedern, und mein Vater wurde bald ihr Vizepräsident.
    Die anderen Schuldirektoren hielten Schmiergelder für unvermeidbar. Doch mein Vater wandte ein, wenn alle Schulen sich vereinigten, könnten sie sich widersetzen. »Eine Schule zu betreiben ist kein Verbrechen! Warum sollt ihr Bestechungsgelder zahlen? Ihr betreibt keine Bordelle, ihr unterrichtet Kinder! Regierungsbeamte sind nicht eure Vorgesetzten«, hielt er ihnen entgegen. »Sie beziehen Gehälter und haben euch zu dienen. Ihr unterrichtet
deren
Kinder.«
    Schon bald wurde mein Vater Präsident des Verbands und erweiterte ihn, bis er um die 400  Schuldirektoren als Mitglieder zählte. Auf einmal hatten die Schulbetreiber Macht.
    »Ich wurde sehr deprimiert und bin angesichts der vielen Probleme manchmal zusammengebrochen. Aber wenn Ziauddin in einer Krise steckt, ist er stark und voller Tatendrang«, meinte Hidayatullah
    Mein Vater vertrat den Standpunkt: »Nicht kleckern, sondern klotzen.« Als Hidayatullah eines Tages von dem Bemühen, Schüler zu rekrutieren und Aufschub für Rechnungszahlungen zu erwirken, zurückkehrte, traf er Ziauddin im Büro an, wo er mit dem Lokalchef des pakistanischen Fernsehens über Werbemaßnahmen sprach.
    Sobald der Mann gegangen war, brach Hidayatullah in Lachen aus. »Ziauddin, wir haben nicht mal einen Fernseher! Wenn wir werben, können wir es gar nicht sehen.« Aber mein Vater war und ist Optimist

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