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Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Titel: Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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»Genau dort ist Lorien.«
    Natürlich weiß ich sehr gut, wo Lorien ist, man muss es mir nicht mehr zeigen. Da ist ein gewisser Sog, eine Sicherheit, dass meine Blicke immer von der Stelle angezogen werden, wo Billionenvon Meilen entfernt Lorien liegt. Ich versuche, eine Schneeflocke auf meiner Zungenspitze zu fangen, dann schließe ich die Augen und atme die klirrende Luft ein. Als ich die Augen wieder öffne, drehe ich mich um und betrachte Sarah durchs Fenster. Sie hat die Beine untergeschlagen, Bernie Kosars Kopf liegt immer noch auf ihrem Schoß, sein Körper ist unter der Decke.
    »Hast du je daran gedacht, einfach hierzubleiben, dir zu sagen: ›Zum Teufel mit Lorien!‹, und ein neues Leben auf der Erde anzufangen?«, frage ich Henri.
    »Wir sind weggegangen, als du noch klein warst. Ich kann mir nicht denken, dass du dich an viel erinnerst, oder?«
    »Eigentlich nicht«, antworte ich. »Von Zeit zu Zeit kommen Erinnerungsfetzen. Aber ich weiß nicht, ob sie mir zeigen, woran ich mich erinnere, oder ob es Dinge sind, die ich bei unserem Training gesehen habe.«
    »Das wäre vermutlich nicht so, wenn du dich wirklich erinnern würdest.«
    »Aber ich erinnere mich an nichts. Geht es nicht gerade darum?«
    »Vielleicht«, sagt er. »Aber ob du zurückwillst oder nicht, hat keinen Einfluss darauf, dass die Mogadori dich suchen. Und wenn wir unvorsichtig werden und uns richtig niederlassen, kannst du darauf wetten, dass sie uns finden. Und dann töten sie uns beide. Das lässt sich nicht ändern. Auf keinen Fall.«
    Ich weiß, dass er recht hat. Irgendwie kann ich wie Henri dieses Nahen der Mogadori ahnen, kann es spüren mitten in der Nacht, wenn sich die Haare auf meinen Armen aufrichten, wenn ein leichter Schauder meine Wirbelsäule heraufkrabbelt, obwohl mir nicht kalt ist.
    »Bedauerst du, dass du es so lange mit mir aushalten musst?«, frage ich.
    »Bedauern? Warum, glaubst du, ich könnte es bedauern?«
    »Weil es nichts gibt, zu dem wir zurückkehren könnten. Deine Familie ist tot. Meine auch. Auf Lorien gibt es nur ein Leben des Wiederaufbaus. Wenn ich nicht wäre, könntest du dir hier leicht eine Identität schaffen und den Rest deines Lebens damit verbringen, ein Teil von irgendwas zu werden. Du könntest Freunde haben, dich vielleicht sogar wieder verlieben.«
    Henri lacht. »Ich bin schon verliebt. Und ich werde es bleiben bis zu meinem Tod. Ich erwarte nicht, dass du das verstehst. Lorien ist anders als die Erde.«
    Ich seufze verzweifelt. »Aber trotzdem, du könntest ein Teil von irgendwas, von irgendwo werden.«
    »Ich bin ein Teil von irgendwo. Ich bin im Moment mit dir ein Teil von Paradise, Ohio.«
    Ich schüttle den Kopf. »Du weißt, was ich meine, Henri.«
    »Was fehlt mir denn deiner Meinung nach?«
    »Ein Leben.«
    »Du bist mein Leben, Kleiner. Du und meine Erinnerung, ihr seid meine einzige Verbindung zur Vergangenheit. Ohne dich habe ich nichts. Das ist die Wahrheit.«
    In diesem Moment öffnet sich die Tür hinter uns. Bernie Kosar kommt heraus, Sarah steht im Türrahmen, halb drinnen, halb draußen.
    »Zwingt ihr beide mich wirklich, diesen Film ganz einsam und allein zu Ende anzusehen?«, fragt sie.
    Henri lächelt ihr zu. »Nicht im Traum!«
    ***
    Nach dem Film fahren Henri und ich Sarah nach Hause. Bei ihr zu Hause angekommen, stehen wir an der Eingangstür und lächeln einander zu. Dann küsse ich sie innig zum Abschied, ihre Hände in den meinen.
    »Bis morgen.« Sie drückt meine Hand.
    »Träum was Schönes!«
    Ich gehe zurück zum Wagen und Henri rollt die Auffahrt hinunter. Auf dem Weg zurück zu uns überkommt mich ein mulmiges Gefühl, als ich mich an Henris Worte nach dem ersten Tag in der neuen Schule erinnere:
Bitte denk dran, dass wir unter Umständen sofort abreisen müssen.
    Er hat recht und ich weiß es – aber ich habe noch nie zuvor so für jemanden empfunden. Als würde ich in der Luft schweben, wenn wir zusammen sind. Alle Zeit, die wir nicht zusammen sind, ist entsetzlich, so wie jetzt gerade, obwohl wir die letzten Stunden miteinander verbracht haben. Sarah gibt unserem Davonlaufen und Verstecken einen Sinn, einen Grund, der wichtiger ist als das reine Überleben. Einen Grund, schließlich zu siegen. Und ich weiß, dass ich vielleicht ihr Leben gefährde, wenn ich mit ihr zusammen bin – und das ängstigt mich.
    Als wir zurück sind, marschiert Henri in sein Schlafzimmer und kommt mit dem Kasten wieder hinaus. Er stellt ihn auf den

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