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Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Titel: Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Ringkampf, gemischt mit verschiedenen Kampfsportarten, gefolgt von Elementen der Beherrschung – Druck würdevoll standhalten, Gehirnwäsche, die Angst in den Augen eines Gegners zu bemerken und dann zu wissen, wie man sie am besten aufdeckt. Nicht Henris hartes Training war es, das mich deprimiert hat, sondern sein Blick. Ein bedrückter Blick, vermischt mit Angst, Verzweiflung, Enttäuschung. Ich weiß nicht, ob er sich nur um den Fortschritt sorgt oder ob es etwas Tiefsitzenderes ist, aber diese Stunden werden immer zermürbender – emotional und körperlich.
    ***
    Sarah kommt pünktlich. Ich gehe hinaus, küsse sie zur Begrüßung, als sie die vordere Veranda betritt, nehme ihr den Mantel ab und hänge ihn auf. In einer Woche steht uns die Halbjahresprüfung in Hauswirtschaft bevor und Sarah hat vorgeschlagen, dass wir die Mahlzeit zur Übung kochen, bevor wir sie in der Schule zubereiten müssen. Sobald wir damit anfangen, greift Henri nach seiner Jacke und geht spazieren. Er nimmt Bernie Kosar mit und ich bin dankbar, dass wir ungestört sind. Wir kochen gebackene Hühnerbrust mit Kartoffeln und gedämpftem Gemüse, und die Mahlzeit wird viel besser, als ich gehofft habe. Als alles fertig ist, setzen wir drei uns und essen sie gemeinsam. Henri schweigt fast die gesamte Zeit. Sarah und ich unterbrechen die beklommene Stille durch Gerede über dies und das, auch darüber, dass wir am Samstag ins Kino gehen wollen. Henrisieht kaum von seinem Teller auf, doch er macht uns zumindest Komplimente über unsere Kochkünste.
    Nachdem Sarah und ich gespült haben, sitzen wir auf dem Sofa und schauen uns in unserem kleinen Fernseher den Film an, den Sarah mitgebracht hat. Henri starrt meistens aus dem Fenster. Nach der Hälfte des Films steht er mit einem Seufzer auf und geht hinaus. Sarah und ich sehen ihm nach, dann halten wir uns an den Händen und sie lehnt ihren Kopf an meine Schulter. Bernie Kosar sitzt neben ihr, den Kopf in ihrem Schoß, eine Decke liegt über beiden. Draußen mag es kalt und stürmisch sein, doch in unserem Wohnzimmer ist es warm und gemütlich.
    »Ist bei deinem Dad alles okay?«, fragt Sarah.
    »Ich weiß nicht. Er verhält sich merkwürdig.«
    »Er war so still beim Essen.«
    »Ja, ich will mal nach ihm schauen. Bin gleich zurück.«
    Ich finde Henri auf der Veranda, von der er in die Finsternis schaut.
    »Was ist denn los?«, frage ich.
    Er sieht nachdenklich hinauf zu den Sternen. »Etwas ist nicht in Ordnung.«
    »Was meinst du?«
    »Es wird dir nicht gefallen.«
    »Okay. Raus damit.«
    »Ich weiß nicht, ob wir noch länger hierbleiben sollten. Es kommt mir nicht sicher vor.«
    Mir wird das Herz schwer, doch ich sage nichts.
    »Sie sind verzweifelt, und ich glaube, sie kommen näher. Ich kann das spüren. Ich fürchte, dass wir hier nicht sicher sind.«
    »Ich will nicht weg.«
    »Das weiß ich.«
    »Wir haben uns versteckt gehalten.«
    Henri sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.»Nimm es mir nicht übel, aber ich glaube kaum, dass du im Verborgenen geblieben bist.«
    »Ich weiß, wo es darauf ankommt.«
    Er nickt. »Wir werden sehen.« Er geht zum Rand der Veranda und legt die Hände aufs Geländer. Ich stehe neben ihm. Schneeflocken rieseln herunter, weiße Punkte, die in einer sonst finsteren Nacht schimmern.
    »Das ist nicht alles.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    Er seufzt. »Du hättest schon längst die Telekinese entwickeln sollen. Sie geht fast immer mit dem ersten Erbe einher. Sehr selten ist dieses Bewegen von Gegenständen durch übersinnliche Kräfte zu einem späteren Zeitpunkt möglich, und wenn, dann nicht später als eine Woche.« Ich sehe ihn an. Seine Augen wirken besorgt, Kummerfalten ziehen sich über seine Stirn. »Dein Erbe kommt aus Lorien. Das war immer so.«
    »Was willst du mir damit sagen?«
    »Ich habe keine Ahnung, wie viel wir von hier aus erwarten können.« Nach einer kleinen Pause fährt er fort: »Da wir nicht mehr auf dem Planeten sind, weiß ich nicht, ob dein restliches Erbe dich überhaupt erreichen wird. Und wenn es nicht zu dir kommt, können wir die Hoffnung, erfolgreich gegen die Mogadori zu kämpfen und sie zu besiegen, wohl begraben. Und wenn wir sie nicht besiegen, können wir niemals zurück.«
    Ich betrachte den Schneefall und kann nicht entscheiden, ob ich besorgt sein sollte – oder erleichtert, weil dann Schluss mit dem Umziehen wäre und wir endlich sesshaft werden könnten.
    Henri zeigt auf die Sterne. »Genau dort«, sagt er.

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