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Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Titel: Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Küchentisch.
    »Wirklich?«, frage ich.
    Er nickt. »Hier drin ist etwas, was ich dir seit Jahren zeigen wollte.«
    Wir öffnen zusammen das Schloss und er hebt den Deckel nur so weit an, dass ich nicht hineinspähen kann. Einen Samtbeutel holt er heraus, dann schließt er den Kasten und verriegelt ihn wieder.
    »Das hier gehört nicht zu deinem Erbe, aber als wir letztes Mal den Kasten öffneten, habe ich es hineingelegt, weil ich schon da diese üble Ahnung hatte. Auch wenn die Mogadori uns gefangen nehmen – diesen Kasten werden sie niemals öffnen können.«
    »Und was ist in dem Beutel?«
    »Das Sonnensystem.«
    »Warum hast du mir das noch nie gezeigt, wenn es nicht Teil meines Erbes ist?«
    »Weil du dein Erbe entwickeln musstest, um diese Dinge aktivieren zu können.«
    Er räumt den Küchentisch ab und setzt sich dann mir mit gegenüber, den Beutel im Schoß. Als er meine Neugier spürt, muss er grinsen. Er holt sieben Glaskugeln verschiedener Größe aus dem Beutel, hält sie sich ans Gesicht und bläst darauf. Sie sondern winzige Lichtfunken ab, und als Henri sie in die Luft wirft, werden sie plötzlich lebendig und schweben über dem Küchentisch. Jetzt erkenne ich, dass die Glasbälle Modelle unseres Sonnensystems sind. Der Größte, so groß wie eine Orange – Loriens Sonne – hängt in der Mitte und sieht aus wie eine Lavakugel, während er so viel Licht wie eine Glühbirne ausstrahlt. Die anderen Bälle kreisen um ihn, die Nächsten schneller, während die am weitesten Entfernten nur langsam kriechen. Alle drehen sich auch um sich selbst, ihre Tage beginnen und enden im Schnelldurchlauf. Die vierte Kugel vor der Sonne ist Lorien. Wir beobachten, wie sie sich bewegt, wie die Oberfläche sich allmählich bildet. Sie ist etwa so groß wie ein Squashball. Die Modelle sind nicht maßstabgerecht, denn in Wirklichkeit ist Lorien viel kleiner als unsere Sonne.
    »Was geschieht jetzt?«, frage ich neugierig.
    »Der Ball nimmt die exakte Form vom heutigen Lorien an.«
    »Wie ist das möglich?«
    »Es ist ein besonderer Planet, John. In seinem Kern existiert eine alte Magie. Daher kommt euer Erbe. Diese Magie verleiht den Objekten innerhalb unseres Vermächtnisses Leben.«
    »Aber gerade hast du gesagt, dass dieses hier nicht Teil meines Erbes ist.«
    »Nein, aber es kommt vom selben Planeten.«
    Täler bilden sich, Berge entstehen, tiefe Falten durchschneiden die Oberfläche, dort strömten einst Flüsse. Und dann hört es auf. Ich warte auf irgendeine Farbe oder Bewegung, einen Wind, der übers Land blasen könnte. Aber da ist nichts. Die gesamte Landschaft ist ein einfarbiger grauschwarzer Fleck. Ich weiß nicht, was ich zu sehen gehofft, erwartet habe – sicher Bewegung irgendeiner Art, eine Andeutung von Fruchtbarkeit. Plötzlich verblasst die Oberfläche, sodass wir hindurchsehen können, und genau im Innersten der Kugel bildet sich ein schwaches Licht. Es leuchtet, dann schwindet es, dann leuchtet es wieder, als entspräche es den Herzschlägen eines schlafenden Tiers.
    »Was ist das?«, frage ich.
    »Noch lebt und atmet der Planet. Er hat sich tief in sich selbst zurückgezogen, er wartet seine Zeit ab. Winterschaf, wenn du so willst. Aber irgendwann wird er erwachen.«
    »Was macht dich so sicher?«
    »Dieses kleine Licht dort. Das ist die Hoffnung, John.«
    Beim Betrachten verspüre ich eine seltsame Freude an diesem Leuchten. Sie haben versucht, unsere Zivilisation zu zerstören, auch den Planeten, und doch atmet er immer noch.
Ja,
denke ich,
es gibt immer Hoffnung, genau wie Henri ständig herunterbetet.
    »Das ist nicht alles.«
    Henri steht auf, schnalzt mit den Fingern, und die Planeten stehen still. Er nähert sein Gesicht bis auf wenige Zentimeter Lorien, dann legt er die Hände trichterförmig um den Mund und atmet auf den Planeten. Ein Hauch von Grün und Blau fegt darüber und verblasst fast sofort, wie die Feuchtigkeit von Henris Atem verfliegt.
    »Was hast du gemacht?«
    »Beleuchte die Kugel mit deinen Händen!«
    Ich bringe meine Hände zum Strahlen, und als ich sie über die Kugel halte, kommen Grün und Blau wieder, und diesmal bleiben sie, während meine Hände die Farben beleuchten.
    »So hat Lorien am Tag vor der Invasion ausgesehen. Siehst du, wie schön alles ist? Manchmal vergesse selbst ich es.«
    Es
ist
schön. Alles ist grün und blau, üppig und fruchtbar. Die Vegetation scheint zu wogen unter Windstößen, die ich irgendwie zu spüren meine. Leichte Kräusel bilden sich

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