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Ich bin Nummer Vier

Ich bin Nummer Vier

Titel: Ich bin Nummer Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore Pittacus
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den Geisterfahrten für die Gänsehaut sorgen: Sie werden im Wald auf uns warten.
    »Siehst du das?«, frage ich Henri.
    Er betrachtet sie alle, nickt und nimmt einen langen Schluck aus seinem Kaffeebecher. »Glaubst du immer noch, du solltest an der Geisterfahrt teilnehmen?«
    »Nein. Aber ich gehe trotzdem.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    Mark ist als Zombie maskiert in dunklen, zerfetzten Klamotten, mit schwarzgrauem Make-up im Gesicht und roten Blutflecken an vielen Stellen. Als er fertig geschminkt ist, läuft Sarah hinüber und spricht mit ihm. Obwohl er seine Stimme hebt, kann ich ihn nicht verstehen. Seine Bewegungen sind hektisch und er redet so schnell, dass er über seine eigenen Worte stolpern muss. Sarah verschränkt die Arme und schüttelt immer wieder den Kopf. Seine Körperhaltung ist angespannt. Ich will aufstehen, aber Henri fasst mich am Arm.
    Kurz darauf geht Mark mit hängendem Kopf und wütendem Gesicht zurück zu seinen Freunden. Ein paar von ihnen schauen in meine Richtung, manche grinsen spöttisch. Dann gehen sie in Richtung Wald – in einem langsamen, methodischen Marsch, fünfundzwanzig maskierte Jungen, die in der Ferne verschwinden.
    ***
    Damit die Zeit schneller vergeht, begleite ich Henri zurück in die Stadtmitte und wir essen imAuf dem Rückweg ist die Sonne bereits untergegangen und der erste Anhänger, mit Heu hoch beladen, wird von einem grünen Traktor zum Wald gefahren. Die Menge ist bemerkenswert geschrumpft, etwa hundert Menschen, vor allem Schüler der Highschool und abenteuerlustige Erwachsene, sind geblieben. Ich suche Sarah unter ihnen, sehe sie aber nicht. Der nächste Heuwagen startet in zehn Minuten. Dem Flugblatt nach dauert die ganze Fahrteine halbe Stunde, wobei der Traktor langsam durch den Wald fährt, um die Spannung zu steigern, dann hält, und die Fahrgäste aussteigen und zu Fuß auf einem anderen Weg zurückgehen müssen. Beim Aussteigen fängt die Sache mit der Gänsehaut an.
    Henri und ich stehen unter dem Pavillon und ich scanne wieder die Schlange von Geisterfahrern, die warten, bis sie an der Reihe sind. Da vibriert mein Handy in der Tasche. Es hat sich bisher nur gemeldet, wenn Henri angerufen hat. Jetzt zeigt das Display
Sarah Hart
. Sie muss meine Nummer in ihrem Handy gespeichert haben, als sie meins hatte.
    »Hallo?«, frage ich
    »John? Hier ist Sarah. Bist du noch im Park?« Sie klingt, als sei es ganz normal, dass sie mich anrufe, und als ob ich bloß nicht zweimal darüber nachdenken sollte, woher sie meine Nummer hat.
    »Ja.«
    »Super! Ich bin in fünf Minuten da. Haben die Fahrten schon angefangen?«
    »Ja, vor ein paar Minuten.«
    »Aber du sitzt noch nicht auf einem der Wagen, oder?«
    »Nein.«
    »Gut. Dann warte, damit wir zusammen fahren können.«
    »Alles klar«, sage ich. »Der zweite Wagen startet jetzt gerade.«
    »Perfekt. Ich werde rechtzeitig für den dritten da sein.«
    »Bis dann.« Ich lege auf. Auf meinem Gesicht macht sich ein strahlendes Lächeln breit.
    »Sei vorsichtig da draußen«, mahnt Henri.
    »Bin ich.« Dann versuche ich einen leichten Ton anzuschlagen. »Du musst hier nicht warten. Irgendjemand bringt mich sicher nach Hause.«
    »Ich will bleiben und in dieser Stadt leben, John. Selbst wennes vermutlich klüger wäre, wir würden abreisen, wenn man bedenkt, was schon geschehen ist. Aber du musst mir auch bei manchem entgegenkommen. Zum Beispiel jetzt. Mir gefällt nicht, wie diese Typen dich vorhin angesehen haben.«
    Ich nicke. »Ich werde das gut überstehen.«
    »Bestimmt. Aber für alle Fälle warte ich hier auf dich.«
    Ich seufze. »Fein.«
    Fünf Minuten später taucht Sarah mit einer hübschen Freundin im Schlepptau auf, die ich schon flüchtig gesehen habe. Sarah hat Jeans angezogen, einen Wollpulli und eine schwarze Jacke, und sie hat den gemalten Geist von ihrer rechten Wange gewischt. Ihr jetzt offenes Haar fällt über die Schultern.
    Zur Begrüßung legt sie den Arm um mich, es ist wie eine vorsichtige Umarmung. Der Duft ihres Parfüms steigt von ihrem Nacken auf. Dann tritt sie zurück.
    »Hallo, Johns Vater«, sagt sie zu Henri. »Das ist meine Freundin Emily.«
    »Freut mich, euch beide kennenzulernen«, antwortet Henri. »Ihr traut euch also ins unbekannte Grauen?«
    »Worauf Sie sich verlassen können«, sagt Sarah. »Wird der hier das dort draußen überstehen? Ich möchte nicht, dass er sich zu sehr vor mir fürchtet.« Sarah deutet lächelnd auf mich.
    An Henris Grinsen erkenne ich, dass er

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