Ich bin Nummer Vier
was du tun kannst, ist, unser Geheimnis nicht zu verraten. Wenn jemand anders davon erfährt, könnte es unseren Tod bedeuten.«
»Keine Angst, ich werde niemals darüber reden – ich möchte nicht, dass John seine Kräfte an
mir
ausprobiert.«
Wir alle lachen.
Als Sam gefahren ist, gehen Henri und ich hinein. Obwohl ich auf der Heimfahrt geschlafen habe, bin ich immer noch erschöpft. Ich lege mich aufs Sofa. Henri sitzt mir gegenüber in einem Sessel.
»Sam wird nichts verraten«, sage ich.
Er reagiert nicht, starrt nur auf den Boden.
»Sie wissen nicht, dass wir hier sind.«
Er sieht zu mir auf.
»Bestimmt nicht. Wenn sie es wüssten, hätten sie uns jetzt verfolgt.«
Er schweigt weiter.
Ich kann es nicht länger ertragen. »Ich verlasse Ohio nicht wegen wilder Spekulationen.«
Henri steht auf. »Ich bin froh, dass du einen Freund gefunden hast. Und ich finde Sarah großartig. Aber wir können hier nicht bleiben. Ich fange an zu packen.«
»Nein.«
»Wenn wir gepackt haben, gehe ich in die Stadt und kaufe einenneuen Wagen. Wir müssen hier weg. Sie haben uns vielleicht nicht verfolgt, aber sie wissen, wie kurz davor sie waren, uns zu fangen, und dass wir immer noch in der Nähe sein könnten. Ich glaube, dieser Anrufer der Zeitschrift hat tatsächlich einen von ihnen geschnappt. Das war ja auch seine Geschichte, dass er einen gefangen und gefoltert hat, bis er redete – und dann hat er ihn getötet. Wir kennen ihre Verfolgungstechniken nicht, aber sie brauchen bestimmt nicht lange, bis sie uns gefunden haben. Und dann werden wir sterben. Dein Erbe entwickelt sich und deine Kraft nimmt zu, aber du bist noch lange nicht so weit, um gegen sie zu kämpfen.«
Er geht hinaus. Ich setze mich auf. Ich will hier nicht weg! Zum ersten Mal im Leben habe ich einen richtigen Freund, der weiß, was ich bin, und keine Angst hat, mich nicht für einen Freak hält. Ein Freund, der bereit ist, mit mir zu kämpfen und sich mit mir Gefahren auszusetzen. Und ich habe eine Freundin, die mit mir zusammen sein will – sogar ohne zu wissen, wer ich bin –, die mich glücklich macht, für die ich kämpfen und die ich beschützen würde, auch wenn es gefährlich für mich wäre. Meine Erbe hat sich zwar noch nicht ganz entwickelt, aber immerhin doch so weit, dass ich es mit drei erwachsenen Männern aufnehmen konnte. Sie hatten keine Chance! Es war, als würde ich mit kleinen Kindern kämpfen. Ich konnte alles mit ihnen machen, was ich wollte. Wir wissen auch, dass Menschen ebenfalls kämpfen und Mogadori fangen, verletzen und töten können. Wenn sie das können, dann kann ich es definitiv auch.
Ich werde nicht gehen.
Henri kommt aus seinem Zimmer mit dem lorienischen Kasten, unserem kostbarsten Besitz.
»Henri«, sage ich.
»Ja?«
»Wir gehen nicht weg.«
»Oh doch.«
»Du kannst, wenn du willst, aber dann werde ich bei Sam bleiben. Ich gehe nicht.«
»Du hast das nicht zu entscheiden.«
»Ach nein?! Ich dachte, ich sei der Verfolgte. Ich dachte, ich sei in Gefahr. Du könntest jetzt fortgehen, und die Mogadori würden nie nach dir suchen. Du könntest ein schönes, langes, normales Leben genießen. Du könntest tun, was du willst. Ich nicht. Immer werden sie hinter mir her sein. Immer werden sie versuchen, mich zu finden und zu töten. Ich bin fünfzehn Jahre alt, ich bin kein Kind mehr. Ich habe das sehr wohl zu entscheiden.«
Er starrt mich eine Minute lang an. »Gute Rede. Aber sie ändert nichts. Pack deinen Kram zusammen. Wir müssen los.«
Ich hebe die Hand, deute auf ihn und hebe ihn vom Boden. Er ist so geschockt, dass er stumm bleibt. Ich stehe auf und schiebe ihn in die Ecke, hoch bis zur Decke. »Wir bleiben!«
»Lass mich hinunter, John.«
»Nur, wenn du zustimmst, dass wir bleiben.«
»Es ist zu gefährlich.«
»Das wissen wir nicht. Sie sind nicht in Paradise. Sie haben vielleicht keine Ahnung, wo wir sind.«
»Lass mich runter.«
»Erst wenn du sagst, wir bleiben!
»LASS MICH RUNTER!«
Ich entgegne nichts mehr, halte ihn nur dort oben. Er versucht sich mit Händen und Füßen zu wehren, sich von Wand und Decke abzustoßen, aber er kann sich nicht bewegen. Meine Kraft hält ihn fest. Und ich fühle mich dabei stärker denn je. Ich gehe nicht. Ich renne nicht davon. Ich liebe mein Leben in Paradise. Ich liebe meine Freundin und bin froh, einen richtigen Freund zu haben. Ich bin bereit zu kämpfen für das, wasich liebe, ob es gegen die Mogadori ist oder, wenn’s sein muss, gegen
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