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Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt

Titel: Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Schmitt , Torsten Voller
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den
aktuellen Flurfunk aus der Firma mitzubekommen, und dann …

    Eine Kombination aus Tür- und Weckerklin geln reißt mich aus dem Schlaf, und mein allmorgendliches Traumbild fällt zusammen. In meinem Kopf sortieren sich die Gedanken neu, und es fällt mir wieder ein: Halt! Heute ist etwas anders, und zwar entscheidend anders. Ich muss nicht ins Büro. Ich habe frei - also fast frei. Mein Freund Ralf und ich haben beschlossen, uns selbstständig zu machen. Der Internetbranche geht langsam die Luft aus. Das Zerplatzen der »Dotcom-Blase« hängt schon in der Luft. Ralf und ich wollen unser Leben selbst in die Hand nehmen. Wir wollen Abenteuer erleben. Wir wollen unser Hobby zum Beruf machen. Theater spielen und davon leben - unsere Leidenschaft Realität werden lassen. Wir wollen Theater für Firmen spielen und deren Themen interaktiv auf die Bühne holen. Verrückte Idee! Was Neues wagen! Und heute ist der Tag, an dem wir eine Bürofläche mieten möchten, die sich auch als Probebühne eignet. Wir wollen den Vermieter mit unserer Idee überzeugen. Ich hatte Ralf versprochen, dass wir mit meinem Auto fahren, und in 30 Minuten müssen wir am anderen Ende der Stadt sein. Jetzt muss es schnell gehen: Ich renne zur Tür und brülle in die Gegensprechanlage »Bin unterwegs!«, will mir meinen Anzug greifen, doch der ist in der Reinigung. Also Jeans, T-Shirt, Jacke. Auf dem Weg zur Tür noch die Zähne geputzt, auch den neuen Zahn. Dann runter zum Auto. Ralf guckt auf die Uhr und sagt: »Ist dir unser Projekt nicht so wichtig?«
    »Doch, doch!«, antworte ich, während ich auf den Fahrersitz klettere und den Zündschlüssel drehe. Verdammt, warum
springt die Kiste jetzt nicht an? Das gibt es doch gar nicht, denke ich. Aber doch genau das gibt es. Wir sind ja mittendrin in dieser Geschichte, die es eigentlich gar nicht gibt.
    Ich will gerade anfangen rumzuschreien, da schauen Ralf und ich uns in die Augen - und lachen. Danach passiert alles in Z-E-I-T-L-U-P-E, zumindest fühlt es sich aus heutiger Sicht so an.
    Ungeplant geht es weiter. Wir haben keine andere Wahl. Eins ergibt das andere. Wir beschließen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Auf dem Weg zum Bahnhof noch mal zum Bäcker rein, ohne Frühstück überlebe ich den Tag nicht. Die Verkäuferin lächelt mich an, Blickkontakt, wir schauen uns tief in die Augen. Wow. Ich bekomme Herzklopfen. Arbeitet die schon immer hier? Und seit wann gibt es hier überhaupt eine Bäckerei? Ich beschließe, dazubleiben und sofort zu heiraten. Ralf packt mich am Kragen und zieht mich aus dem Laden. Gut, hier werde ich ab sofort öfter einkaufen. Wir rennen beschwingt weiter zum Bahnhof. Am Fahrkartenautomaten bin ich erst mal überfordert. Wann habe ich mir zuletzt ein S-Bahn-Ticket geholt? Ich drücke wie wild auf die Tasten des Automaten und wähle ein »Touristenticket«, 24 Stunden gültig für zwei Personen. Während Ralf zum S-Bahn-Steig hochsprintet, um die Tür des eingefahrenen Zuges zu blocken, schiebe ich schon das vierte Mal meinen 20-Mark-Schein in den Automaten, der ihn mir immer wieder zurückgibt. Plötzlich tippt mir jemand auf die Schulter. Es ist mein Nachbar, den ich nur vom Sehen kenne. Er gibt mir das nötige Kleingeld und sagt: »Geben Sie es mir heute Abend wieder.« Ich bin mir nicht mal sicher, ob er rechts oder links unter mir wohnt. Er stand die ganze Zeit hinter mir, ich hatte ihn bloß nicht gesehen.

    In der S-Bahn überlegen Ralf und ich, wie wir am schnellsten zu den neuen Büroräumen kommen. Wo müssen wir umsteigen, wo müssen wir aussteigen? Im Auto hätte ich einen Stadtplan gehabt. Jetzt brauche ich meine Intuition. Ich erinnere mich an meinen alten Schulweg, denn meine Schule befand sich in der Gegend, wo wir heute hinmüssen. Endlich habe ich Zeit, ein bisschen aus dem Fenster zu schauen. Ich staune, wie sich die Umgebung auf der Strecke verändert hat. Einige Häuser sind neu, andere abgerissen. Ich staune über die Stadt, in der ich schon so lange lebe. Hier war ich lange nicht mehr. Oder habe ich das letzte Mal einfach nicht genau hingeschaut?
    Wir schaffen es pünktlich zum Besichtigungstermin. Wie konnte das denn klappen? Mit der S-Bahn kamen wir tatsächlich schneller voran als mit dem Auto.
    Am Telefon war der Vermieter noch skeptisch. Er hatte die Räume schon an diverse Existenzgründer vermietet, die aber alle kein Jahr durchgehalten haben. Und jetzt ein Theater (»Sie wollen mit Theater Geld verdienen?«)? Ja, und wir

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