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Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt

Titel: Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Schmitt , Torsten Voller
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    Warum haben wir eigentlich Angst vor Fehlern? Wir haben einen Plan, wie unser Leben verlaufen soll. Oder vielleicht auch nur einen Plan, wie sich ein Abend mit Freunden oder die nächsten 15 Minuten gestalten sollen. Und auf einmal passiert ein Fehler, und der bringt uns von unserem ursprünglichen Plan ab.
    Erinnern wir uns an den sogenannten »Torfall von Madrid« im Jahr 1998. Beim Halbfinalspiel der UEFA Champions League zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund fiel eine Minute vor dem Anpfiff des Spiels eines der beiden Tore um. Es dauerte 76 Minuten, bis ein Ersatztor aufgebaut werden konnte. Diese Zeit mussten die Sportmoderatoren Marcel Reif und Günther Jauch live im Fernsehen überbrücken. In diesen 76 Minuten haben die beiden unter anderem mit einem Maßband und einem Stuhl die Höhe eines Tors vor laufenden Kameras demonstriert und alles, was im Stadion passierte, kommentiert. So auch, als ein paar Männer mit Zettel und Papier bewaffnet von links nach rechts durchs Bild gingen, ob diese nun wichtig oder unwichtig seien. Man hatte den Eindruck, zwei guten Freunden zuzuhören, die gemütlich
auf dem Sofa sitzen, ein Bier in der Hand, und ungläubig das Geschehen im Stadion diskutieren. Einige der spontanen Kommentare haben sogar Kultstatus erreicht: »Noch nie hätte ein Tor einem Spiel so gutgetan.« (Reif) Oder: »Für alle, die nicht rechtzeitig zugeschaltet haben …, das erste Tor ist schon gefallen.« (Jauch)
    Hätte man die beiden vorher gefragt, ob sie bereit wären, so eine Sendung zu moderieren, sie hätten vermutlich abgelehnt, aus Sorge, durch eine schlechte Moderation ihre berufliche Laufbahn zu gefährden. Beide hatten aber keine Zeit, sich zu entscheiden bzw. sich Gedanken darüber zu machen. Während der Sendung kam ihnen dieser Gedanke auch: »Wir haben sie ja nicht alle, was wir hier reden, ist ja hanebüchen …«, so Marcel Reif später in einem Interview. Am nächsten Tag teilte ihnen der Programmchef mit: »Sie wissen schon, es haben mehr Leute den Quatsch vorher gesehen als das Spiel.« Genauer gesagt haben den Quatsch über zwölf Millionen Zuschauer angeschaut, das Spiel selbst lediglich sechs Millionen. Diese spontane Arbeit wurde schließlich mit dem Bayerischen Fernsehpreis belohnt und für den Adolf-Grimme-Preis nominiert.
    Eine klassische unerwartete Situation, auf die man spontan reagieren muss. Beide haben sich an unsere erste Regel gehalten, »Ja« gesagt zu der Situation und sie so akzeptiert, wie sie war.
    Fehler, die wir selber verursachen, jagen uns jedoch noch viel mehr Angst ein. Und genau diese Angst blockiert uns in unserer Spontaneität. Aber mal der Reihe nach. Jetzt haben wir schon so viel über Fehler geschrieben, ohne überhaupt eine Definition des Begriffs zu liefern. Schauen wir mal, was Wikipedia dazu sagt:

    »Ein Fehler ist eine Abweichung von einem optimalen oder normierten Zustand oder Verfahren in einem bezüglich seiner Funktionen determinierten System.
    Unter einem Fehler verstand man lange Zeit die Abweichung von einer Norm. Zwischenzeitlich wurde jedoch die Definition modifiziert. Auch das Deutsche Institut für Normung (DIN) definiert Fehler nun als einen ›Merkmalswert, der die vorgegebenen Forderungen nicht erfüllt‹ und als ›Nichterfüllung einer Forderung‹.«
    Hä? Wie bitte? Das versteht ja kein Mensch, lassen Sie uns das mal übersetzen: Ein Fehler ist eine Störung unseres geplanten Ablaufs. Etwas stellt sich uns in den Weg, es läuft nicht so, wie es soll. Ich habe einen Plan, und die Welt hat einen anderen. Geben Sie Fehlern einfach mal einen Namen. Wir haben Fehler in folgende Kategorien eingeteilt:
    Fehlerkategorie Nummer 1: Shit happens
    Das sind Fehler, die Sie nicht selbst verursacht habe. Wir verbuchen sie unter »höhere Gewalt« oder »Shit happens«. Sie behindern Ihr Leben und sind kurzfristig nicht lösbar. Wenn Sie auf einem gesperrten Autobahnabschnitt vier Stunden lang mit Ihrem Auto festsitzen und zu einer bestimmten Uhrzeit 150 Kilometer weit entfernt einen Termin haben, können Sie an dem Stau nichts ändern. Marcel Reif und Günther Jauch konnten nichts für den Torfall von Madrid, mussten aber 76 Minuten überbrücken, spontan.
    Fehlerkategorie Nummer 2: Reine Schikane
    Bei diesem Fehler gehen wir davon aus, dass ein Anderer Ihren Plan stört. Das kann beabsichtigt sein, wenn Ihr Nachbar
wie jeden Samstag, wenn Sie etwas länger schlafen wollen, um Punkt 7.02 Uhr mit dem Rasenmähen beginnt, aber nur,

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