Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt
übersetzt. Robinson kritisiert unter anderem, dass fast jedes Bildungssystem der Welt die vorhandene Kreativität von Kindern abziehe. Lesen Sie selbst, was er im Rahmen des Vortrags »School Kills Creativity« auf einer TED-Konferenz im Februar 2006 sagte:
»Ich habe vor Kurzem eine tolle Geschichte gehört - ich erzähle sie zu gern - über ein kleines Mädchen, das in einer Schulstunde malte. Sie war sechs Jahre alt und sie malte hinten in der letzten Reihe und die Lehrerin sagte, dass dieses kleine Mädchen fast nie aufpasste, außer in der Zeichenstunde.
Die Lehrerin war fasziniert, ging zu ihr herüber und fragte: ›Was malst du denn da?‹ Und das Mädchen sagte: ›Ich zeichne ein Bild von Gott.‹ Und die Lehrerin sagte: ›Aber niemand weiß, wie Gott aussieht.‹ Und das Mädchen antwortete: ›Gleich wissen Sie es.‹
Diese Beispiele zeigen, dass Kinder bereit sind, etwas zu riskieren. Wenn sie es nicht wissen, probieren sie es einfach. Nicht wahr? Sie haben keine Angst, etwas falsch zu machen. Ich will damit nicht sagen, dass etwas falsch zu machen bedeutet, kreativ zu sein. Wir wissen aber, dass, wer nicht bereit ist, einen Fehler zu machen, nie etwas wirklich Originelles schaffen wird. Und wenn sie erst erwachsen sind, haben die meisten Kinder diese Fähigkeit verloren. Sie haben Angst, Fehler zu machen. Und, nebenbei, wir machen das in Firmen genauso. Wir stigmatisieren Fehler. Wir haben heute nationale Bildungssysteme, in denen Fehler das Schlimmste sind, was man machen kann. Und das Ergebnis ist, dass wir den Menschen ihre kreativen Fähigkeiten weg-unterrichten. Picasso hat mal gesagt: ›Alle Kinder werden als Künstler geboren‹. Das Problem ist, ein Künstler zu bleiben, während man aufwächst. Ich bin nun überzeugt, dass wir nicht in die Kreativität hineinwachsen, sondern aus ihr heraus. Oder wir werden vielmehr heraus-unterrichtet.«
Viele Menschen haben Angst davor, etwas nicht gleich richtig zu machen, und vergeben sich damit die Chance, Neues zu entdecken. Das erleben wir bei unseren Trainings immer wieder. Unsere Kunden wären so gerne spontan und kreativ, aber sie trauen es sich nicht. Häufig verstecken sie sich hinter dem Satz:«Ich würde ja so gerne spontan sein, aber ich habe überhaupt kein lustiges Talent und bin kein bisschen kreativ und spontan.« Dabei haben sie es noch nicht mal ausprobiert.
Wenn ich Angst hätte, einen Fehler zu machen, dann könnte ich nicht mehr auf die Bühne gehen. Ich würde mir ständig sebst im Wege stehen und bei jedem Auftritt denken: Mein Gott, heute bist du total spontan, heute muss alles klappen, heute darf nichts schiefgehen, meine Kollegen dürfen nicht merken, dass ich einen Fehler gemacht habe. Würde ich das tun, dann würde ich bis zum Ende der Show weinend verzweifeln.
In einer improvisierten Shakespeare-Szene finde ich nicht den richtigen Reim, das Publikum fordert von mir, ein Lied als gregorianischen Gesang zu singen. Das kann ich nun wirklich nicht und mache es trotzdem. Ich fange zum Beispiel an, eine Szene zu spielen, und bin sicher, dass wirklich jeder erkennt, dass ich Michael Schumacher bei seinen Rennvorberetungen darstellen will. Da kommt mein Kollege plötzlich auf die Bühne und will rote Rosen von mir kaufen. Er dachte, ich spiele einen Blumenhändler. Das Publikum liebt es, uns bei solchen »Fehlern« zu ertappen. Ima Team lösen wir die Problem auf der Bühne spontan. Meine Lollegin vollendet meinen Shakespeare-Reim und gibt der Szene damit eine neue Wendung. Ich versuch mich am gregoreianischen Gesan, doch es klingtwirklich schlimm. Meine Kollegin sagt »Ja« zu der Situation und macht daraus eine Szene, in der ein Mönch aus dem Kloster entlassen wird, da er nicht singen kann. Bei uns geht dauernd etwas schief, meist merken wir es gar nicht, da wir nach vorne schauen, die Szene weiterspielen une jeden Fehler einbauen.
Sie kennen das vielleicht auch: Sie haben Erwartungen an sich selbst, z.B. dass ein Vorstellungsgespräch erfolgreich läuft, der Besuch beim Kunden Ihnen einen neuen Auftrag bringt, Ihr Date Sie beeindruckend findet und der Abend mit Freunden perfekt wird. Sie haben einen fehlerlosen Plan aufgestellt, um alles zu bewerkstelligen. Und dann geht dieser Plan nicht auf. Was also machen Sie beim nächsten Mal? Werden Sie sich
einfach nicht mehr vorstellen? Werden Sie keine Freunde mehr treffen und auch nicht mehr zu Kunden fahren?
Geht nicht, sagen Sie? Stimmt. Geht nicht. Doch es gibt eine
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