Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt
wenn er sieht, dass Sie zuhause sind. Oder Sie halten eine Präsentation und ein Kollege stört Sie bewusst die ganze Zeit. Bei einer Störung möchte Sie jemand bewusst schwächen, Ihnen Probleme bereiten, Sie von Ihrem Plan abbringen. Natürlich kann der Fehler auch unbeabsichtigt passieren: Sie sind mit Ihrem Partner essen und Ihre Reservierung ist leider nicht aufgenommen worden. Ärgerlich bleibt das allemal. Sie müssen spontan reagieren. Wie in Kategorie Nummer eins wird der Fehler durch Fremdeinwirkung verursacht.
Fehlerkategorie Nummer 3: Ich hab’s vergeigt
Dabei handelt es sich um selbstverschuldete Fehler, die wir zulassen sollten. Wir sagen dazu: »Ich hab’s vergeigt.« Ein typischer »Ich hab’s vergeigt«-Fehler kann Ihnen beim Einkaufen passieren. Ihr Partner diktiert Ihnen Nudeln auf den Einkaufszettel. Im Supermarkt können Sie Ihre eigene Handschrift nicht lesen und kaufen stattdessen Nutella. Jetzt heißt es beim nächsten Sonntagsessen: »Schatz, es gibt Schokolade zum Mittag.« Sie haben es vergeigt.
Bei allen drei Kategorien von Fehlern sind spontane Lösungen gefragt. Und um spontan reagieren zu können, müssen Sie die Fehler gelassen sehen. Flippen Sie ruhig einmal kurz aus und lassen Sie Ihren Emotionen freien Lauf, schreien Sie rum, schlagen Sie auf das Sofakissen ein, aber betrachten Sie die Sache anschließend wieder gelassen. Den Ärger in sich reinzufressen und mit der Situation lange zu hadern, kostet zu viel Energie, die Sie lieber darauf verwenden sollten, eine spontane Lösung zu finden.
Wir haben Angst vor Fehlern, weil sie nicht unserem Selbstbild entsprechen. Jeder möchte gerne perfekt, attraktiv und
eloquent sein. Wenn wir uns nun aber in die spontane Welt stürzen, können wir nicht garantieren, dass immer alles perfekt läuft. Wir werden vielleicht auch schwach, hässlich und sprachlos sein. Sie denken jetzt bestimmt: Ich möchte aber gerade durch meine Spontaneität glänzen und andere beeindrucken. Wir sagen: Ja, das können Sie gern, aber stellen Sie sich darauf ein, dass auf dem Weg immer wieder Fehler passieren werden. Ob von Anderen oder von Ihnen verursacht. Wir beide handeln nach unseren Spontaneitäts-Prinzipien und trotzdem oder gerade deswegen trauen wir uns auch, Fehler zuzulassen. Oder anders ausgedrückt: Wir machen genauso viele Fehler wie alle anderen, wir versuchen nur nicht, sie zu verstecken.
In der Zusammenarbeit mit einem Teamleiter, dessen Team aus Softwareprogrammieren bestand, besprachen wir das Thema Fehler. Er erzählte, dass bei der Weiterentwicklung von Software in seinem Team natürlich auch Fehler entstehen. Selbst wenn die Programmierer die Fehler entdecken, würden sie aus Zeitnot einen kleinen »Workaround« - eine behelfsmäßige Notlösung - programmieren, die den Fehler nicht ursächlich entfernt, sondern nur dafür sorgt, dass das Programm einigermaßen läuft. Der nächste Programmierer, der daran weiterarbeitet, schreibt dann in seinem Bereich einen vollkommen fehlerfreien Code für die Software, aber aufgrund des versteckten Workarounds funktionierte sein Code nicht korrekt, und er denkt, dass er einen Fehler gemacht hat, wo gar keiner war. Er baut den nächsten Workaround ein, und das Programm wird immer unstabiler und stürzt immer wieder ab. Erst nachdem der Teamleiter das Thema Fehler mit seinen Programmierern diskutierte und alle im Team offen zu ihren Fehlern standen, verbesserte sich die Stabilität der Programme, da
sich die Fehler leichter finden und beheben ließen. Häufig waren die gleichen Fehler auch schon anderen Programmierern passiert, und so konnten die Kollegen von den Fehlern der anderen profitieren.
Und so verhält es sich in vielen Situationen. Wenn wir über unsere Fehler sprechen, merken wir oft, dass andere die gleichen Fehler gemacht haben oder dass es gar keine Fehler sind. Fehler, so haben wir es schon in der Schule, in der Ausbildung oder im Elternhaus gelernt, sind etwas Schlechtes. Doch wer sich nicht traut, Fehler zu machen, kann leider nicht spontan sein.
»Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.«
Johannes-Evangelium, 8,7
»If you’re not prepared to be wrong, you’ll never come up with anything original.« Dieser Satz stammt von Sir Ken Robinson, einem britischen Autor und international geachteten Berater in Fragen der Gesellschaftsentwicklung. Wir haben das mal mit »Wenn du nicht vorbereitet bist, Fehler zu machen, wirst du nie was Originelles entwickeln«
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