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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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wegginge?
    »Was für einen kleineren Durchbruch?«, frage ich beiläufig. »Etwa in der Art, dass Sie den Mörder gefunden haben?«
    »Nicht im Fall Ania Dudek, obwohl sich auch da«, er schiebt sein Polohemd in den schlaffen Bund seiner Jeans, und dabei vermitteln seine Bewegungen eine gewisse Selbstzufriedenheit, »Entwicklungen abzeichnen. Wir sind durch die Wohnung und haben uns noch einmal gründlich umgesehen. Äußerst erhellend. Weitere Beweise in der Pipeline.«
    »In der Pipeline?«, frage ich. »Haben Sie beim ersten Mal nicht gründlich nachgesehen?«
    »Das ist nicht besonders witzig«, sagt er. »Nein, der kleinere Durchbruch, von dem ich spreche, bezieht sich auf Ihren Stalker. Wir haben heute Vormittag einen Mann festgenommen. Ein Anwohner, ein Nachbar von Ihnen, hat berichtet, dass sich gegen elf Uhr jemand seltsam verhalten hat, und einer meiner Beamten war rechtzeitig vor Ort, um die Person festzunehmen. Wenn Sie also nichts vorhaben, könnten Sie vielleicht mit mir zum Revier kommen, um einen Blick auf BIDAVIS zu werfen. Mein Wagen steht draußen.«
    »Worauf?«, frage ich überrascht.
    » BIDAVIS , unser Bilddatenverarbeitungs- und Informationssystem.« Jedes Wort ist wie ein Stoß in meine Rippen. »Das ist die moderne elektronische Version der altmodischen Gegenüberstellungen.«

    PC Morrow – Hannah – sitzt am Empfang, als wir kommen. Sie winkt mir, ein kleines Flattern der Finger, und ruft: »Hallo!« Ob Perivale ahnt, wie illoyal sie ist, wie viel sie beim Kaffee ausgeplaudert hat?
    »Ist Caroline Fletcher irgendwo?«, frage ich Perivale, als wir durch die Flure gehen.
    »Sie brauchen Caroline Fletcher nicht«, sagt er, »denn in diesem Fall sind Sie das Opfer und nicht die Verdächtige.« Vor einem Raum bleibt er stehen und späht durch ein kleines quadratisches Fenster in der Tür hinein. »Es sei denn, Sie bestehen darauf.«
    »Nein, natürlich nicht. Sie haben recht: Wer braucht schon Caroline Fletcher?« Er fasst mich auf eine Art am Ellbogen, die ich nicht gerade beruhigend finde. Hier zu sein bringt alles wieder hoch, das Entsetzen und die Klaustrophobie. Meine Beine zittern förmlich vor Grauen.
    Er drückt die Tür auf. Noch so eine kleine weiße Kammer, doch in dieser gibt es einen Tisch, drei Stühle und einen Computer. Wir setzen uns, und er friemelt eine Weile herum. Das rote Licht über der Überwachungskamera an der Wand blinkt, ein seltsam exotischer Vogel.
    Die Tür geht auf, und PC Morrow kommt hereingehuscht, lässt sich auf dem dritten Stuhl nieder und sagt stumm über Perivales Kopf: »Tut mir … leid. Huch.«
    »Sie sind zu spät«, sage ich.
    »Was fällt mir nur ein?« Sie verdreht die Augen.
    Du bist um einiges gerissener, denke ich, als du dich gibst.
    »Okay.« Perivale hat die Seite gefunden, die er braucht, doch der Bildschirm ist düster, und PC Morrow muss sich hinüberbeugen und ihm zeigen, wo der Helligkeitsknopf ist, bevor wir es deutlich sehen können.
    »Richtig.« Perivale bläst sich noch ein bisschen mehr auf, um seine mangelnden technischen Fähigkeiten zu überspielen. »Wir zeigen Ihnen jetzt eine Reihe von zwölf kurzen Videos, jedes von einer anderen Person, von vorn und von der Seite, die der Beschreibung entsprechen, die Sie uns von Ihrem Stalker gegeben haben. Bitte sehen Sie sich alle Videos sorgfältig an, und sagen Sie PC Morrow oder mir Bescheid, wenn Sie einen der Männer erkennen. Diese Sitzung wird gefilmt«, er zeigt auf die Überwachungskamera, »und aufgenommen«, er zeigt auf ein Tonbandgerät auf einem Tisch in der Ecke, »um sicherzugehen, dass weder PC Morrow noch ich Sie in irgendeiner Weise beeinflussen.«
    »Nicht husten und nicht stupsen«, sage ich zu PC Morrow. »Kapiert?«
    Er setzt das Programm in Bewegung, und ich sehe ein Gesicht nach dem anderen über den Bildschirm flackern und sich drehen. Kurze Haare, gedrungene Züge, breites Gesicht. Millionen von Pixel. Beim Dritten bin ich unsicher. Beim Fünften bin ich fast überzeugt. Beim Achten verliere ich das Vertrauen in mein Erinnerungsvermögen, doch beim Neunten … »Das ist er«, rufe ich. »Das ist er. Eindeutig.«
    »Wie viel Prozent sicher?«
    »Hundert Prozent«, sage ich. Meine Augen bohren sich in den Bildschirm. Die untersetzte Figur, die schmale Stirn, die streitsüchtigen Augen. Mich schaudert. »Ja, hundertprozentig. Das ist der Mann, der vor meinem Haus war, der Mann in dem roten Renault.« Perivale schaltet den Computer aus und steht auf.
    Ich

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