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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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›Dödel‹ nicht?«
    Ich lächle. »Nicht, wenn wir es vermeiden können.«
    »Okay. Ich war ein Arschloch.«
    Ich ziehe die Augenbrauen hoch. »Ein Arschloch?«
    »Ist das auch tabu?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht.«
    »Ein Wichser?«
    »Mit Wichser kommen Sie wahrscheinlich durch.«
    »Es ist nur … ich weiß nicht …«
    »Was?«
    »Also. Wissen Sie. Sie sind lustig und nett, und Sie stecken in Schwierigkeiten, und wir scheinen gut miteinander klarzukommen, aber in der einen Minuten wollen Sie meine Hilfe und in der nächsten nicht.«
    Lustig und nett: Diese Worte sind wie Gänseblümchen. Ich könnte mich bücken und sie pflücken und eine Girlande daraus winden und mir um den Hals hängen. Es ist sehr lange her, dass mich jemand lustig genannt hat oder nett. Die Worte kommen mir vor wie Schwindeleien. »Es tut mir leid, wenn ich Sie verärgert habe«, sage ich schließlich.
    »Wahrscheinlich hatte ich bloß Hunger.«
    Ich lächle. »Ja, immerhin war es mindestens zehn Minuten her, seit Sie was gegessen hatten.«
    »Zuerst war ich nicht scharf auf die ganze Sache. Wenn ich ehrlich bin, dachte ich, ich mache einfach mit, damit Sie mir das Interview geben, aber jetzt … jetzt, da ich Sie kennengelernt habe, möchte ich Ihre Probleme aus der Welt schaffen. Ehrlich. Und ich wünschte, Sie würden mich lassen.« Seine Stimme ist kratzig und tief, als wäre er erkältet oder hätte gerade eine Zigarette geraucht; eine nette Stimme, eine Stimme, in die ein nettes Mädchen sich verlieben sollte.
    Ich löse den Kopf vom Kissen, sodass er flach auf dem Federbett liegt. Meine Füße baumeln über das Ende des Bettes hinunter. Ein kleiner schwarzer Punkt an der Decke gerät in mein Blickfeld. Es könnte eine winzige Spinne sein oder eine Fliege, es könnte aber auch nur ein schwarzer Fleck sein. Bewegt es sich? Wird die Entfernung zwischen dem schwarzen Punkt und dem Kronleuchter größer, oder bleibt sie gleich?
    »Danke«, sage ich nach einem Weilchen.
    »Wissen Sie, was ich denke? Ich bin immer noch überzeugt, dass Christa irgendetwas weiß. Wir müssen sie fragen, ob sie uns Anias Terminkalender zeigt. Vielleicht finden wir raus, was los war, und graben irgendetwas aus, was Sie aus der Schusslinie holt.«
    Jetzt wäre der Zeitpunkt, ihm zu sagen, was Christa mir über Anias anderen Mann anvertraut hat. Aber es war ein langer Tag. Ich bin zum Umfallen müde. Und wie es aussieht, mag ich dieses Gespräch jetzt. Hier ist ein Mann, der weiß, dass ich in Schwierigkeiten stecke, und der mir – im Gegensatz zu Philip – unbedingt helfen will. Vielleicht ist es schrecklich von mir, aber mir kommt flüchtig der Gedanke an eine Frau, die wir einmal in der Sendung hatten: Sie litt unter dem Münchhausen-Syndrom und erfand eine Krankheit nach der anderen, um Mitgefühl und Aufmerksamkeit zu bekommen, die ihr als Kind versagt geblieben waren. Das hier ist wahrscheinlich so ähnlich wie Münchhausen: Die Information ein wenig zurückzuhalten, um mich von Jacks Besorgnis und Wärme einhüllen zu lassen. Ich wünschte, ich könnte behaupten, ich möchte Christa gegenüber mein Wort halten, doch das wäre gelogen. Ich sage es ihm nur deshalb nichts, weil ich mich in seiner Aufmerksamkeit, seiner Fürsorglichkeit sonne, wenn auch nur vorübergehend. Also, nein, nicht ehrenwert. Meine Motive sind ganz und gar fragwürdig.
    »Geht es Ihnen gut?«, fragt er.
    »Ja.« Meine Stimme ist ein Krächzen. »Es ist nur der Anfang einer Erkältung.«
    »Gaby, da ist doch was. Was ist los?«
    Der schwarze Punkt an der Decke hat sich nicht bewegt. Es ist nichts Lebendiges. Es ist nur ein schwarzer Punkt, ein Fleck.
    Ich seufze tief. »Die Polizei hat neue Beweise. Ich weiß nicht, was. Perivale hat es mir gesagt, als ich … als ich auf dem Revier war.«
    »Sie waren auf dem Revier? Was haben Sie denn auf dem Revier gemacht?«
    »Heute Morgen wurde ein Mann dabei beobachtet, wie er vor meinem Haus herumlungerte … derselbe wie gestern. Die Polizei hat ihn festgenommen, inzwischen aber wieder freigelassen.«
    »Haben Sie sämtliche Türen abgeschlossen?«
    »Ja.«
    »Sind Sie allein?«
    »Marta ist in ihrem Abendkurs.«
    »Ich komme vorbei.«
    Draußen vor dem Fenster hält ein Auto mit laufendem Motor. Ich frage mich, wann Philip mir das letzte Mal das Gefühl gegeben hat, dass er sich um mich kümmert. Ehrgeiz und Tatendrang, da bleibt ganz gewöhnliche Freundlichkeit schon mal auf der Strecke. Seit einigen Tagen fühle ich mich auf

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