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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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der Polizei gesagt. Er hat sie angebetet. Er hat sie behandelt wie eine Prinzessin.« Sie schaut über die Straße. Jack kommt auf uns zugelaufen. »Sagen Sie es ihm nicht!«, sagt sie und zeigt mit dem Kinn auf ihn. »So charmant, Männer wie er. Ich vertraue ihm nicht. Versprechen Sie es mir, Gaby.«
    »Ich … ich verspreche es.«
    Schnaufend erreicht Jack das Auto. »Was hat Tolek gesagt, bevor er weggelaufen ist?«
    Christa ist in ihren Wagen gestiegen.
    »Christa?«, hakt er nach und hält die Tür fest, sodass sie sie nicht schließen kann.
    Ihr Blick huscht in meine Richtung. »Nein«, sagt sie. »Er kannte niemanden, der seiner Ania etwas zuleide getan hätte.«

    Ich möchte nur noch hier fort, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können, doch Jack scheint noch nicht wegzuwollen. Er geht wieder über die Straße und sieht zu, wie Tolek die Teile eines ausrangierten Badezimmers in den Container wirft. Gipskartonstücke und scharfkantige Porzellanteile, dick wie menschliche Gliedmaßen, schleudert er so leicht, als wäre es Herbstlaub.
    »Jemand lügt«, sagt Jack. »Einer von den beiden verheimlicht uns etwas.«
    »Ich wünschte, wir könnten Polnisch.«
    »Wäre sehr hilfreich«, erwidert er ernst.
    »Ich glaube, ich habe ihn schon mal irgendwo gesehen«, sage ich. »Sie auch?«
    Er schüttelt den Kopf. »Nein.«
    Ich weiß nicht, was ich machen soll. Das Natürlichste wäre, ihm zu erzählen, was Christa gesagt hat. Doch ihr Auto ist noch auf der Straße – sie wendet in drei Zügen –, ich kann es ihm unmöglich sofort erzählen. Ich muss wenigstens ein bisschen warten. Sie hat mir das Versprechen abgenommen, es ihm nicht zu sagen. Warum? Kann man ihm nicht vertrauen? Vielleicht ist es auch etwas Kulturelles. »Kommen Sie, gehen wir. Besorgen wir uns einen Kaffee.«
    Er lenkt ein, und wir gehen um die Ecke, bis wir außer Sichtweite des Hauses sind.
    »Ein ganz schönes Temperament«, sagt Jack. »Er hat förmlich rot gesehen. Er ist explodiert. Wenn sie einen anderen hatte und von ihm schwanger war, kann ich mir durchaus vorstellen, dass Tolek in eifersüchtiger Raserei durchgedreht ist. Wenn Perivale sich nicht die Mühe gemacht hat, Marta zu überprüfen, vielleicht hat er sich dann auch nicht vergewissert, dass Tolek wirklich in Polen war?«
    »Wäre möglich.«
    »Das Geld«, fährt Jack fort, »die neue Unterwäsche … Sieht Tolek aus wie einer, der bei Agent Provocateur einkauft?«
    »Ich weiß nicht, Jack. Wie sieht denn einer aus, der bei Agent Provocateur einkauft?«
    Er überlegt laut. »Vielleicht hat sie finanzielle Forderungen gestellt, hat ihn gedrängt, immer härter zu arbeiten, um ihren teuren Geschmack zu befriedigen. Und dann hat er herausgefunden, dass sie einen One-Night-Stand hatte und das Kind nicht von ihm war.«
    »Möglich.«
    »Bei Gail’s gibt es tolle Suppe«, sagt er nachdenklich. »Kichererbsen und Spinat, glaube ich. Solange ein paar ordentliche Brocken drin sind. Ich mag Suppe mit Zutaten, die man kauen kann.«
    Da kommt mir der Gedanke, dass Jack womöglich gar nicht so besessen ist von der nächsten Mahlzeit, wie er immer tut, sondern dass er über Essen spricht, wenn er eigentlich sehr gründlich über etwas anderes nachdenkt.
    »Wenn sie einen anderen hatte«, füge ich vorsichtig hinzu, »vielleicht hat der sie dann umgebracht.«
    Er sieht mich an. In seinen Augen ist eine Frage, flackernder Zweifel.
    Ich bin kurz davor, es ihm zu sagen. Wir stehen im Schatten breiter Ahornbäume in frischem Laub, deren Rinden abblättern. Das wiederholte Heulen eines Zugs, der auf den Gleisen jenseits der Straße vorbeifährt. Doch dann stelle ich mir vor, was er als Nächstes tun würde – zurückgehen, um Tolek zu konfrontieren, Christa hinterherjagen, uns beide noch mehr in die Sache reinziehen? Jetzt, da sie es mir gesagt hat, jetzt da ich es weiß, möchte ich loslassen. Es ist nur ein Instinkt, ein Gefühl, Selbstschutz oder so. Vielleicht sage ich es ihm auch, aber erst später, wenn ich mir überlegt habe, was wir als Nächstes tun können – womöglich sogar damit zur Polizei gehen –, und wenn er Zeit hatte, sich zu beruhigen.
    »Jack«, sage ich. »Es kommt mir nicht richtig vor, dass wir darüber reden, darüber nachdenken. Wir sollten aufhören und es den Leuten überlassen, die was davon verstehen.«
    »Das kapiere ich nicht.«
    »Ich habe schon gestern Abend versucht, es zu sagen, und vorhin … am Telefon.«
    Er wirft die Arme hoch. »Was, zum

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