Ich bin unschuldig
frage ihn, ob ich recht hatte, ob ich das Auto oder das Plüschtier gewonnen habe, doch er sagt, er wisse es nicht, es sei nicht sein Fall. Wenn dem so wäre, dürfe er nicht mit mir im Raum sein. Er wird PC Evans informieren, den Beamten, der diesen Fall bearbeitet, und man wird sich bei mir melden.
Ein Anflug von Unsicherheit. »Dann wissen Sie nicht, ob auf der DVD irgendwelche Fingerabdrücke waren?«
»Das kann ich in Erfahrung bringen.«
»Und der Mann, wissen Sie, ob er in Haft ist oder …«
Er zuckt zusammen. »Er wird auf Video aufgenommen, wahrscheinlich über seine Rechte aufgeklärt und entlassen worden sein.«
»Aha. Ja. Okay.«
Ich schiebe meinen Stuhl zurück und trete zu ihm an die Tür. »Ich verstehe das nicht … wenn es nicht Ihr Fall ist, warum haben Sie mich dann abgeholt? Warum haben Sie hier dabeigesessen?«
Perivale zieht seine stoppligen Wangen nach unten. »Kommen Sie«, sagt er. »Glauben Sie wirklich, ich würde mir eine Gelegenheit entgehen lassen, Zeit mit Ihnen zu verbringen?«
PC Morrow kichert nervös. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Die Witzchen, die ich gemacht habe, das »Nicht husten und nicht stupsen«, war das der Auslöser für diesen katzbuckelnden Flirtversuch? Habe ich ihm das Gefühl gegeben, er kennt mich? Oder hatte Jack recht? Ist es nur ein Zeichen dafür, wie falsch diese ganze Ermittlung läuft?
Ich bin so aufgebracht, dass ich kaum einen Ton herausbringe. »Ich wünschte, ich könnte behaupten, das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit«, erwidere ich schließlich.
Marta ist wieder in der Küche, sie steht an der Kochinsel. Clara hat einmal gesagt, ihrer Erfahrung nach (jahrelange Kaffeepausen im Lehrerzimmer) lassen sich Menschen in zwei Typen einteilen: Aufzehrer und Ausstrahler. Clara ist eine Ausstrahlerin, keine Frage. Robin ist eine Ausstrahlerin. Marta ist definitiv eine Aufzehrerin. Ich frage sie, ob sie am Morgen irgendjemand Verdächtigen herumschnüffeln gesehen hat. »Nein. Ich habe niemanden gesehen.« Sie hat Müsli gegessen und stellt die Schale jetzt in die Geschirrspülmaschine und die Milch zurück in den Kühlschrank.
Ich sehe zu, wie sie mit kleinen, vorsichtigen Bewegungen in der Küche herumhantiert. Sie setzt sich an den Tisch und überfliegt eine Zeitschrift. Ich finde, diesmal kann ich auf die Einleitung verzichten. »Ich habe diese Woche Frühjahrsputz gemacht«, sage ich und versuche zu lächeln, »und habe auch in Ihrem Zimmer ein bisschen Staub gewischt.«
Ein bisschen Staub gewischt. Gott, ich kann nicht einmal mit ihr darüber reden, ohne vor Verlegenheit über mich selbst schier zu vergehen.
Sie blickt mit schweren Augenlidern auf.
»Hab meine Jeans gefunden! Sie ist wohl aus Versehen in Ihrem Schrank gelandet …«
Sie ist rot geworden. Sie braucht gar nichts zu sagen, ich sehe den Kampf in ihren Zügen. Schließlich sagt sie: »Es tut mir leid. Ich habe sie mir ausgeliehen. Wollte schauen, ob sie gut aussieht.«
Mein Herz wird ein wenig weicher. »Und?«
Sie senkt den Blick auf die Zeitschrift. »Nein.«
»Also, damit ist ein Rätsel gelöst. Das andere, was mir zwangsläufig aufgefallen ist, sind die vielen Umschläge und die Schachtel mit Quittungen unter Ihrem Bett.«
Sie legt die Finger wie einen Fächer um den Becher. Sie trägt schwarzen Nagellack mit einem Strassstern in der Mitte jedes Nagels, eine Maniküre, für die man einen Schönheitssalon braucht oder eine Kosmetikerin. Die Welt scheint auf wenige Personen zu schrumpfen, dicht beieinanderstehende Punkte in einem Diagramm.
»Ich hab mich nur gefragt …« Sie wartet, was ich zu sagen habe. Ich spüre ihre Anspannung. »Ich will nicht, dass Sie Ihr Geld für so etwas ausgeben«, schließe ich. »Dass Sie Sachen nach Hause schicken oder so. Also, lassen Sie mich das bezahlen.«
Ihr Gesicht ist starr. »Nein«, sagt sie. »Es ist okay.«
»Aber die ganzen Geschenke nach Hause.«
»Keine Geschenke. Das sind keine Geschenke nach Hause. Ich verkaufe.« Sie stellt den Becher ab und zieht ihren Pferdeschwanz stramm. »Ich verkaufe auf eBay.«
»Auf eBay?« Ich komme der Sache näher. »Was verkaufen Sie?«
»Bloß Sachen.«
Ich beobachte sie aufmerksam. »Sachen?«
»Sachen, die ich finde … die ich billig kaufe.«
Der Nebel verzieht sich. Der Bildschirm klart auf. Man muss nur den richtigen Knopf finden. Es ist ebenso klar wie schockierend. Sie hat meine Kleider genommen, hier oder da etwas abgezweigt, gestohlen.
Es ist eine
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