Ich bin unschuldig
rüber.«
Er rutscht ein Stück zur Seite, und ich lege mich neben ihn. Wir sehen einander an.
»Es tut mir schrecklich leid, Gaby. Alles.«
Er entschuldigt sich immer wieder.
»Warum hast du es mir nicht gesagt?«, unterbreche ich ihn.
»Es war eine Affäre. Ich dachte, du bräuchtest es nicht zu erfahren. Alle meine Kollegen haben Affären. Ich dachte einfach …«
»Du dachtest einfach?«
»Ich dachte, ich käme damit durch.« Er stöhnt. »Pete Anderson hat mal gesagt, ein kleiner Seitensprung sei wie ein Bonus, eine Belohnung dafür, dass man so hart arbeitet, eine Art Sonderzulage.«
Mir dreht sich der Magen um. »Aber du hast sie geliebt?«
Er stößt einen Laut aus, ein ersticktes Stöhnen. »Ich weiß nicht. Ich wollte dich nicht verlassen. Niemals hätte ich dich und Millie verlassen. Ich war überfordert.« Er hat aufgehört zu weinen und hat sich wieder unter Kontrolle. »Sie hat mich an dich erinnert. Wie du warst, als wir uns kennengelernt haben, so grimmig unabhängig, so entschlossen, die Vergangenheit hinter dir zu lassen und etwas aus dir zu machen.«
Voller Zärtlichkeit sieht er mich an.
»Sie hat sich sogar in die Lippe gebissen, wie du das immer gemacht hast – halb selbstsicher, halb verzweifelt unsicher. An dem Tag, als sie in der Küche war, als deine Mutter krank war, war sie unglaublich süß mit Millie. Ich …«
»Als ich dich gefragt habe, warum du es mir nicht gesagt hast, meinte ich, als sie starb, Philip. Wie konntest du es mir da nicht sagen? Wie konntest du es da weiter für dich behalten? Ich verstehe das einfach nicht.«
Er schließt die Augen. »Ich hatte Angst. Gaby? Bitte. Hör mir zu. Ich wusste nicht, dass die Tote, die du – meine Frau – gefunden hattest, Ania war, bis die Polizei in mein Büro kam. Ich dachte, es wäre irgendein Teenager. Du hast gesagt, es wäre ein Teenager.«
»Habe ich nicht. Ich habe gesagt, ›ein Mädchen‹. Du hast mich falsch verstanden.«
»Als die Polizistin ihren Namen nannte, wäre ich beinahe ohnmächtig geworden. Ich hatte mir Sorgen um sie gemacht. Sie war nicht ans Telefon gegangen. Ein oder zwei Wochen hatte ich sie kaum gesehen. Sie war nach Polen gefahren, zu einer Hochzeit. Ich war an dem Mittwoch mit ihr in ihrer Wohnung verabredet, doch dann hast du mir diese ›Date Night‹ vor die Füße geknallt. Ich hatte versucht, sie anzurufen, ich war bei ihr gewesen … Ich hätte nie gedacht …
Die Befragung durch die Polizei habe ich überstanden … sie haben sich Sorgen um dich gemacht, nicht um mich, sie hatten keine Ahnung. Die Polizistin hat mich seltsam angesehen … ich habe stark geschwitzt. Ich habe ihr gesagt, ich hätte was Verdorbenes gegessen. Sie wollten mein Alibi und sind wieder gegangen. Auf der Toilette habe ich mich übergeben, Gabs, ehrlich, ich konnte einfach nicht … Und dann bin ich aufs Fahrrad gestiegen und losgefahren. Ich weiß nicht, wohin. Mitten im Hyde Park habe ich mit dir telefoniert und dir erzählt, ich wäre noch im Büro. Ich habe unter Schock gestanden. Ich wusste nicht, was ich mit mir anfangen sollte. Ich wartete, bis ich mir sicher war, dass du schläfst, bevor ich nach Hause fuhr.«
»Ich habe dich in der Nacht an deinem Schreibtisch gesehen. Es hat ausgesehen, als würdest du arbeiten.«
»Ich bin gestorben.«
»Du hast mich also angelogen, und du hast die Polizei angelogen? Dir ist nicht in den Sinn gekommen, dass das irgendwie wichtig sein könnte? Die ganzen Beweise, die auf unser Haus zeigten – die Erde aus dem Garten, die Tesco -Quittung, die Kleider? Selbst als sie mich verdächtigten, mit aufs Revier nahmen, in eine Zelle steckten und mich über Nacht dortbehielten.« Ich habe die Stimme gehoben. Ich kann nicht mehr an mich halten. »Du bist nicht heimgekommen und hast es aufgeklärt. Du hast sie in dem Glauben gelassen, ich hätte es getan.«
Er beißt sich in die Hand. Ich ziehe sie von seinem Mund weg. Er hat wieder angefangen zu weinen. »Ich konnte nicht«, sagt er. »Ich konnte es der Polizei nicht sagen.« Die Worte sind kaum zu verstehen.
»Warum?«
Er schüttelt den Kopf.
»Du musst es mir sagen«, beharre ich.
Er schweigt eine ganze Weile, und schließlich sagt er: »Ich war dort.« Er schlägt die Hände vors Gesicht. »In der Nacht, als sie starb. Ich war dort.«
»Erzähl es mir«, sage ich und löse behutsam seine Hände.
Er legt sie auf den Kopf und drückt fest nach unten. »Ich war im Fitnessraum. Ich war im Nobu und anschließend
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