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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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Hunde Badger tauften. Ich meine, das ist doch einfach unglaublich, oder? Terri dachte, die Geschichte wäre getürkt, doch als ich neben ihnen auf dem Sofa saß, spürte ich ihre Verwunderung, die sie zu Tränen rührte. Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.
    Aber die Erdbrocken … der Kassenzettel? Wie sind die in die Wohnung gekommen? Was haben sie mit mir zu tun? Das ist der schlimmste Albtraum, das ist eine Anhäufung von Beweisen.
    Als Caroline Fletcher, die Pflichtverteidigerin, gestern Abend kam, schrieb sie alles auf, machte eine Liste und schaute dann mit einer Miene zu mir auf, die zu sagen schien: »Und?«
    Ich zeigte stumm auf die Manschetten meiner Bluse, wie um zu sagen: Ich hab nichts im Ärmel.
    Ich hatte – habe – keine Erklärung für all das. Warum sollte in der Wohnung der Toten ein Kassenbeleg mit meiner Kreditkartennummer liegen? Sie steckt in meiner Geldbörse, obwohl ich die auch schon mal an der Haustür liegen lasse, wenn ich den Pizzaboten oder so bezahlt habe. Es gibt nur eine Erklärung: Jemand anders hat sie benutzt.
    Caroline Fletcher mit ihrem stufigen, grau melierten Bubikopf und ihrem schwarzen Hosenanzug ist ein anständiger Mensch. Ich bin überzeugt, dass sie ein gutes Herz hat. Sie hat mir gestanden, dass sie noch nie eine Folge von Mornin’ All gesehen hat. »Zu viel zu tun. Die Familie, obwohl die Jüngste Gott sei Dank demnächst das Haus verlässt, um zu studieren. Arbeit. Der ewige Kampf.« Sie scheint mir auch recht clever zu sein. Es wurden, wie sie mir erklärt hat, schon etliche Fehler gemacht. »Wir holen Sie hier raus, machen Sie sich da mal keine Sorgen.« Nachdem sie mit Perivale gesprochen und er sie »umfassend ins Bild gesetzt« hatte, kam sie zurück und war nicht mehr ganz so überzeugt. »Lächerlich. Perivale sagt, es bestünde Fluchtgefahr, Sie wären eine wohlhabende Person mit dem nötigen Kleingeld, um sich aus dem Staub zu machen, wenn Ihnen der Sinn danach stünde.«
    »Was heißt das?«
    Sie kniff die Lippen zu einem grimmigen Strich zusammen. »Dass er sich gegen eine Kaution verwahren wird.«
    »Aber …« Ich brachte kaum ein Wort heraus. »Die können mich doch nicht hierbehalten.«
    »Sie können.«
    »Aber mein kleines Mädchen«, jammerte ich.
    »Es ist absurd.«
    Einige der Fehler, fuhr sie zu erklären fort, während sie mich beobachtete, um zu sehen, ob ich mich zusammenriss, hatte ich mir selbst zuzuschreiben. Ich hätte mich niemals einverstanden erklären dürfen, ohne Gegenwart eines Anwalts befragt zu werden. Die ganzen beiläufigen kleinen Gespräche, in die ich mich hatte hineinziehen lassen: Sie zählten alle. Ich war »emotional nicht auf der Höhe«. Ihrer Meinung nach war er scharf darauf, mich zu überführen. »Er ist besessen von dieser ›Lüge‹, Sie hätten die Leiche nicht angefasst. Das passiert dauernd.«
    »Was, dass Leute Leichen anfassen?«
    »Nein. Dass die Leute etwas vergessen oder übertreiben – eine kleine Dramatisierung hier, ein kleiner Schwindel da, eine Übertreibung dort. Das ist menschlich. Verwirrung, Befangenheit, der Wunsch zu reden. Viel zu selten beruft sich jemand in so einer Situation auf sein Zeugnisverweigerungsrecht. Im Vernehmungszimmer werden mehr Fälle gewonnen oder verloren als im Gerichtssaal. Und Sie haben unter Schock gestanden. Sie hätten … Was haben Sie noch mal gesagt, wer Ihre Anwälte sind?«
    »Withergreen & Spooner.«
    »Sie hätten Withergreens anrufen und herbestellen sollen.« Mit ihrem »Withergreens« ließ sie mich wissen, dass sie ein alter Fuchs war. Wenn ich sie behielt, musste ich nicht fürchten, mich auf eine Ebene mit dem gemeinen Volk zu begeben. Mit diesen feinen Pinseln konnte sie es allemal aufnehmen.
    »Ich habe nichts zu verbergen.«
    »Unerheblich«, erwiderte sie.
    Was sie da sagte, war absolut niederdrückend. Unerheblich. Es spielte so gut wie keine Rolle, ob ich es getan hatte oder nicht. Ich steckte bis zum Hals drin. Ich war in etwas hineingeraten, was parallel zu meinem ganz normalen Leben verlief und seinen ganz eigenen Weisungen folgte. Man wurstelt sich so durch, man bildet sich ein, das eigene Leben gehöre einem, es besäße seine eigenständige Identität, man denkt, die Polizei und das Gesetz seien Teil der Gemeinschaft, eine Zierde, die da ist, wenn man sie braucht, wie Krankenhäuser und Zebrastreifen und Läden, die tiefgekühlte Fertigmenüs verkaufen. Doch das sind sie nicht. Sie

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