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Ich bin Zlatan Ibrahimović

Ich bin Zlatan Ibrahimović

Titel: Ich bin Zlatan Ibrahimović Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lagercrantz David
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alten Jugoslawien einen großen Bruder gehabt, der Sabahudin hieß. Er wurde Sapko genannt, mein großer Bruder wurde nach ihm benannt. Sabahudin war Boxer gewesen, ein echtes Talent. Er boxte für BK Radni č ki in der Stadt Kragujevac und wurde mit seinem Klub jugoslawischer Meister und war Mitglied der Nationalstaffel. Aber1967 , als er frisch verheiratet und erst dreiundzwanzig Jahre alt war, schwamm er in der Neretva, und da gab es Strömungen und Strudel, und ich glaube, er hatte einen Herzfehler oder etwas mit den Lungen. Er wurde in die Tiefe hinabgezogen und ertrank, und ihr könnt euch vorstellen, es war ein harter Schlag für die Familie, und danach wurde Vater eine Art Fanatiker. Er hatte alle großen Kämpfe aufgenommen, auf alten Videokassetten, und es war nicht nur Sabahudin, sondern auch Ali, Foreman und Tyson, und auf den Kassetten waren auch alle Bruce-Lee-Filme und die von Jackie Chan.
    Die guckten wir uns an, wenn wir gemeinsam vorm Fernseher hingen. Schwedisches Fernsehen war geschenkt. Das existierte nicht auf unserer Landkarte. Wir lebten in einer ganz anderen Welt. Ich war zwanzig Jahre alt, als ich meinen ersten schwedischen Film sah, und ich hatte keine Ahnung von schwedischen Helden oder Sportgrößen à la Ingemar Stenmark oder in der Art. Aber Ali, den kannte ich! Was für eine Legende! Der hatte seinen Stil, egal, was die Leute sagten. Der bat nicht um Entschuldigung, und das vergaß ich nie. Der Bursche war cool. Der zog sein Ding durch. So sollte man sein, und ich machte es ihm nach in manchen Dingen, also I am the greatest und so. In Rosengård brauchte man eine harte Haltung, und wenn man angemacht wurde – am schlimmsten war es, Fotze genannt zu werden –, dann kam es darauf an dagegenzuhalten.
    Obwohl wir uns meistens nicht untereinander stritten. Man kackt nicht ins eigene Bett, wie wir sagten. Es lief mehr nach dem Motto: Wir in Rosengård gegen alle anderen. Ich war dabei und ging auf die Straße gegen diese Rassisten, die am 13. November demonstrieren, und einmal beim Malmöfestival sah ich eine ganze Horde Jungs aus Rosengård, so an die zweihundert, hinter einem einzigen Typen herjagen. Es sah nicht ganz fair aus, ehrlich gesagt. Aber weil es Jungs aus meinem Vorort waren, lief ich mit ihnen, und ich glaube, diesem Burschen ging es nachher nicht so gut. Wir waren alle aufmüpfig und wild. Aber manchmal fiel es schwer, hart zu sein.
    Als Vater und ich bei der Stenkulaschule wohnten, blieb ich oft noch lange bei Mutter, und dann musste ich durch einen dunklen Betontunnel gehen, der schräg gegenüber von der Annelundsbron die Amiralsgatan unterquert. Ein paar Jahre vorher war Vater unter dieser Brücke einmal überfallen und beraubt und schwer misshandelt worden und mit einer punktierten Lunge im Krankenhaus gelandet. Ich dachte auf meinen Wegen oft daran, obwohl ich es natürlich nicht wollte. Je mehr ich es verdrängte, desto öfter tauchte es auf. Durch das Viertel ziehen sich Bahngleise und eine Straße. Außerdem eine eklige Gasse, mit ein paar Büschen und zwei Straßenlaternen, eine genau vor dem Tunnel und die andere dahinter. Sonst war es dunkel, und ich spürte miese Vibes. Deshalb wurden die Laternen meine Richtpunkte. Zwischen ihnen rannte ich wie ein Verrückter mit wüst schlagendem Herzen und spürte die ganze Zeit: Bestimmt stehen da drinnen ein paar fiese Typen wie die, die Vater überfallen haben. Und ich dachte total manisch: Wenn ich nur schnell genug laufe, geht es gut; und ich kam völlig außer Atem zu Hause an und war alles andere als Muhammad Ali.
    Ein anderes Mal nahm Vater Sanela und mich mit zum Baden in Arlöv, und hinterher war ich bei einem Kumpel. Als ich loswollte, fing es an zu regnen. Es goss wie aus Kübeln, und ich raste wie ein Irrer und kam völlig durchnässt zu Hause an und konnte nicht mehr gerade gehen. Wir wohnten damals in der Zenithgatan, ein Stück von Rosengård entfernt, und ich war vollkommen fertig. Ich zitterte nur noch und hatte Bauchweh. Ich hatte höllische Schmerzen. Ich konnte mich nicht rühren und lag zusammengekrümmt auf dem Bett. Ich erbrach mich. Ich hatte Krämpfe. Ich kollabierte.
    Vater kam herein, und klar, er ist, wie er ist, und sein Kühlschrank war leer, und er trank zuviel. Aber wenn es wirklich darauf ankommt, dann gibt es keinen wie ihn, und er rief ein Taxi und hob mich hoch in der einzigen Stellung, in der ich liegen konnte, also wie eine kleine Krabbe ungefähr, und trug mich zum Auto hinunter. Ich

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