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Ich bin Zlatan Ibrahimović

Ich bin Zlatan Ibrahimović

Titel: Ich bin Zlatan Ibrahimović Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lagercrantz David
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gehauen. Die Halbschwester gehörte nicht mehr zu uns, und die Jahre vergingen. Sie war weg. Aber fünfzehn Jahre später rief ihr Sohn bei Mutter an. Meine Halbschwester hatte einen Jungen bekommen, also mit anderen Worten: Mama hatte einen Enkel.
    » Hej , Großmutter«, sagte er, oder etwas in der Art. Aber Mutter wollte nichts von ihm wissen.
    »Tut mir leid«, sagte sie nur und legte auf.
    Ich konnte es nicht glauben, als ich davon hörte. Ich bekam Bauchschmerzen. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben. Ich wollte im Erdboden versinken. So etwas tut man nicht! Nie und nimmer! Aber es gibt so viel Stolz in meiner Familie, der uns das Leben schwer macht, und ich kann froh sein, dass ich den Fußball hatte.

3
    I N R OSENG å RD HATTEN WIR VERSC HIEDENE H ÖFE , und kein Hof war schlechter als der andere, mit einer Ausnahme, der sogenannte Zigeunerhof hatte einen niedrigen Status. Aber es war nicht so, dass alle Albaner oder Türken sich an ein und demselben Ort sammelten. Es war der Hof, der zählte, nicht das Land, aus dem deine Eltern kamen. Man hielt sich an seinen Hof, und der Hof, wo Mama wohnte, hieß Törnrosen. Er hatte eine Schaukel, einen Spielplatz, eine Fahnenstange und außerdem einen Bolzplatz, wo wir jeden Tag Fußball spielten. Manchmal durfte ich nicht mitmachen. Ich war zu klein. Dann war ich binnen einer Sekunde auf hundertachtzig.
    Ich hasste es, nicht dazuzugehören. Ich hasste es zu verlieren. Dennoch war es nicht das Wichtigste zu gewinnen. Es waren die Finten und die schönen Sachen. Es hieß oft: »Wow! Guck dir das an!« Man wollte den Jungs mit Tricks und Dribblings imponieren, und man wollte üben und üben, bis man der Beste von allen war, und oft riefen die Mütter aus den Fenstern:
    »Es ist spät. Das Essen ist fertig. Kommt rein jetzt!«
    »Gleich, gleich«, sagten wir und spielten weiter, und es konnte spät werden, und es regnete, und es gab allgemeines Chaos.
    Aber wir spielten einfach weiter. Wir waren absolut unermüdlich, und die Spielflächen waren klein. Man musste schnell im Kopf und mit den Füßen sein, besonders ich, der klein und schmächtig und ständig von harten Tacklings bedroht war, und ich lernte die ganze Zeit geile Sachen. Ich hatte gar keine andere Wahl, sonst hätte ich keine »Wows« gehört, niemand hätte mich angefeuert, und oft schlief ich mit dem Ball und dachte mir Tricks aus, die ich am nächsten Tag ausprobieren würde. Es war wie ein Film, der die ganze Zeit surrte.
    Mein erster Verein hieß MBI , Malmö Boll och Idrottsförening. Ich war erst sechs Jahre alt, als ich anfing. Wir spielten auf einem Ascheplatz hinter ein paar grünen Baracken, und ich fuhr auf gestohlenen Rädern zum Training und war wohl nicht immer der Fügsamste. Die Trainer schickten mich ein paarmal nach Hause, und ich schrie und fluchte zurück, und die ganze Zeit hörte ich: »Gib doch ab, Zlatan!« Das machte mich wütend, und ich fühlte mich hilflos. Im MBI waren sowohl Ausländer als auch Schweden, und viele Eltern mokierten sich über meine Tricks vom Hof. Ich sagte, sie sollten zur Hölle fahren, und wechselte ein paarmal den Verein und landete schließlich beim FBK Balkan, und das war etwas ganz anderes.
    Im MBI standen die Väter der Schweden am Spielfeldrand und riefen: »Gut gemacht, Jungs. Los, weiter so!«
    Bei Balkan hieß es eher: »Ich fick deine Mutter von hinten!« Es waren verrückte Jugoslawen, die Kette rauchten und mit Schuhen um sich warfen, und ich dachte: Wunderbar, genau wie zu Hause. Hier gefällt’s mir! Der Trainer war Bosnier. Er hatte da unten in Jugoslawien auf ziemlich hohem Niveau gespielt und wurde eine Art Vater für uns. Manchmal fuhr er uns nach Hause und gab mir auch mal ein paar Kronen für ein Eis, oder um was gegen meinen Hunger zu tun.
    Eine Weile stand ich im Tor. Ich weiß nicht richtig, warum. Vielleicht hatte ich den alten Torwart rausgeekelt und irgendwas gesagt wie: »Du bist eine Null, das kann ich besser.« Es war bestimmt so was. Aber in einem Spiel kassierte ich eine Menge Tore und drehte durch. Ich brüllte, dass alles Scheiße wäre. Dass Fußball Scheiße wäre. Dass die ganze Welt bescheuert wäre und ich lieber Eishockey spielen wollte: »Eishockey ist viel besser, ihr blöden Idioten! Ich werde Eishockeyprofi! Ihr könnt baden gehen!«
    Ich checkte das mit dem Eishockey ab, und verdammt, all die Sachen, die man dafür brauchte! Allein die Ausrüstung! Teuer wie sonst was. Das konnte ich also vergessen und musste mit

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