Ich bin Zlatan Ibrahimović
Papa, glaube ich. Ich wurde seine Droge. Er verfolgte alles, was ich tat. Er sah jedes Training. Seine Wohnung wurde zu einer Art Museum meiner Karriere, und er schnitt jeden Artikel über mich aus, jede noch so kleine Notiz, und so ist es seitdem weitergegangen. Man kann ihn heute nach jedem meiner Spiele fragen, er hat sie alle aufgenommen und weiß jedes Wort, das über sie geschrieben wurde, außerdem alle Trikots und die Schuhe, die ich getragen habe, und die Preise und die Goldenen Bälle. You name it , alles ist da, und es herrscht nicht gerade Unordnung, wie früher bei seinen Sachen. Alles liegt an seinem Platz. Er findet in einer Sekunde, was man sucht. Er hat alles unter Kontrolle.
Nach jenem Tag auf Platz eins begann er, für mich und meinen Fußball zu leben, und ich glaube, das hat dazu beigetragen, dass es ihm besser geht. Er hat es nicht leicht gehabt. Er war einsam. Sanela hatte wegen seiner Trinkerei und seiner Launen und all seiner harten Worte über Mutter mit ihm gebrochen, und das hatte ihn schwer getroffen. Sanela war sein Augenstern und wird es immer bleiben. Aber jetzt war sie für ihn nicht mehr erreichbar. Sie hatte mit ihm gebrochen, noch so ein hartes Ding in meiner Familie; mit anderen Worten, Vater brauchte etwas Neues, und das bekam er jetzt. Wir fingen an, täglich miteinander zu reden, und das alles wurde auch für mich zu einer neuen Antriebskraft. Es war enorm, der Fußball kann heftige Dinge bewirken, und ich strengte mich noch mehr an. Was war ein Abstieg in Liga zwei, wo Vater mein größter Fan geworden war!
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Sollte ich anfangen, in der Supereins zu spielen, wie die zweite Liga etwas albern genannt wurde, oder sollte ich etwas anderes suchen? Es war davon die Rede gewesen, dass AIK an mir interessiert sei. Aber stimmte das? Ich hatte keine Ahnung. Mir war völlig unklar, wie heiß ich war. Ich war ja nicht einmal beim MFF Stammspieler. Ich war achtzehn und sollte einen Vertrag für die erste Mannschaft abschließen, doch ich schob es auf. Alles war unsicher, besonders nachdem Roland Andersson und Thomas Sjöberg gefeuert worden waren. Sie waren ja diejenigen gewesen, die an mich geglaubt hatten, als alle anderen etwas an mir auszusetzen gehabt hatten. Würde ich überhaupt spielen, wenn ich bliebe? Ich wusste es nicht und hatte meine Zweifel. Vater und ich, wir hatten beide unsere Zweifel. Wie gut war ich eigentlich?
Ich hatte keine Vorstellung. Ich hatte Kindern und Jugendlichen eine Reihe Autogramme geschrieben, aber das bedeutete natürlich nichts, und mein Selbstvertrauen schwankte. Der erste Freudenrausch über meinen Aufstieg in die A-Mannschaft begann sich zu legen. Aber dann traf ich einen Typen aus Trinidad und Tobago. Es war in der Vorsaison. Er war cool. Er absolvierte ein Probetraining bei uns, und hinterher kam er zu mir:
»Du, Junge«, sagte er.
»Ja?«
»Wenn du nicht in drei Jahren Profi bist, dann bist du selbst Schuld.«
»Wie meinst du das? «
»Du hast mich schon verstanden!«
Aber ich brauchte eine Weile, um es zu verdauen. Konnte er recht haben? Hätte jemand anderes mir das gesagt, ich hätte es wohl kaum geglaubt. Aber dieser Bursche schien Durchblick zu haben. Er war in der Welt herumgekommen, und es ging mir wie ein Stoß durch den Körper. Hatte ich wirklich das Zeug zum Profi? Ich fing an, es zu glauben. Zum ersten Mal glaubte ich es ernsthaft und trainierte noch härter.
Hasse Borg, der ehemalige Verteidiger der Nationalmannschaft, war inzwischen Sportdirektor beim MFF geworden. Hasse hatte von Anfang an ein Auge auf mich. Ich nehme an, er hatte mein Talent erkannt, und er redete mit Journalisten. » Hey, hört mal her, merkt euch mal diesen Jungen « ; und im Februar des folgenden Jahres kam ein Reporter zum Training, der Rune Smith hieß und für die Kvällsposten arbeitete. Rune war prima. Er sollte beinahe ein Freund werden, und nachdem er mich eine Weile beobachtet hatte, unterhielten wir uns ein wenig, nichts Großartiges, nur so dies und das.
Ich erzählte ein bisschen über den MFF und die Supereins und über meinen Traum, Profi in Italien zu werden, wie Ronaldo, und Rune machte sich Notizen und lächelte, und ich weiß selbst nicht genau, was ich erwartete. Ich hatte damals ja keinerlei Erfahrung mit Journalisten. Aber es wurde eine große Sache daraus. Rune schrieb Sachen wie: » ZLATAN , ein Name, der spannend klingt und Schlagzeilen machen wird. Und er ist spannend. Ein ungewöhnlicher
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