Ich bin Zlatan Ibrahimović
ersten Mannschaft, Junge«, fuhr er fort, und ehrlich gesagt, ich kann es noch immer nicht beschreiben, niemals.
Mir war, als wäre ich zehn Meter in die Luft gehoben worden, und ich nehme an, ich ging raus und klaute ein neues Fahrrad und kam mir vor wie der coolste Bursche in der ganzen Stadt.
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I N M ALMÖ HATTEN WIR ETWAS , das wir die Meile nannten.
Die Meile war eine verdammt lange Strecke. Wir liefen vom Stadion hinaus zum Wasserturm, den Limhamnsvägen entlang, an all den sauteuren Villen mit Meerblick vorbei, besonders an ein Haus erinnere ich mich, es war rosa und absolut krass, und wir dachten: Wow, was sind das wohl für Typen, die da wohnen? Ist ja krank, was die für Knete haben müssen.
Dann liefen wir weiter zum Kungsparken, durch einen Tunnel und von da bis zur Borgarskolan, in perfekter Position vor den Augen aller Bräute und aller Snobs. Was für eine Kraft mir das gegeben hat! Das war meine Revanche. Hier kam ich, der Tölpel aus Rosengård, der kaum gewagt hatte, einem Mädchen gegenüber den Mund aufzumachen, und da lief ich mit all den harten Burschen im MFF , wie Mats Lilienberg und denen. Es war echt heftig, und ich brachte ein bisschen System rein. Am Anfang rannte ich drauflos wie der Teufel. Ich war ja neu in der ersten Mannschaft und wollte zeigen, was in mir steckte. Aber dann begriff ich, worauf es in erster Linie ankam: Am wichtigsten war es, den Bräuten zu imponieren.
Deshalb entwickelten wir, Tony, Mete und ich, eine Reihe von Tricks. Wir liefen die ersten vier Kilometer. Aber am Limhamnsvägen bogen wir hübsch an der Haltestelle ab. Niemand sah uns. Wir waren die Letzten in der Reihe gewesen und konnten in aller Ruhe auf den Bus warten und einsteigen. Natürlich feierten wir uns wie die Verrückten. Schon frech, aber was soll’s! Aber dann mussten wir uns teuflisch ducken, wenn wir an den anderen vorbeifuhren. Ich meine, das mit dem Bus ließ ja nicht auf die richtige Einstellung schließen! Am Ende des langen Wegs stiegen wir aus, weit vor den anderen und völlig ausgeruht, und versteckten uns in einer Ecke. Wenn die Mannschaft vorbeilief, kamen wir heraus und hatten noch enorme Kraftreserven, um vor der Schule zu glänzen. Wow, dachten die Mädchen bestimmt, die Burschen müssen ja superstark sein.
An einem anderen Tag auf der Meile sagte ich zu Tony und Mete: »Das hier ist albern. Wir schnappen uns lieber ein Fahrrad.« Ich glaube, sie waren nicht richtig überzeugt, dass das eine gute Idee war. Sie hatten ja nicht meine Erfahrung auf dem Gebiet. Aber ich überredete sie und schnappte mir ein Teil und fuhr mit ihnen auf dem Gepäckträger los. Andere Male lief es völlig aus dem Ruder. Ich war ja nicht direkt der reifste Bursche in der Stadt, und Tony war genauso ein Idiot wie ich. Der Kerl hatte angefangen, Pornofilme zu gucken. Er ging ins Kungsan und lieh eine Kassette aus und kaufte Schokolade, statt zu laufen. Und wir saßen da und mampften die Schokolade, während die anderen ihre zehn Kilometer liefen.
Ich kann wohl von Glück sagen, dass Roland Andersson uns unsere Ausreden abnahm. Vielleicht tat er es auch nicht. Er war einfach okay. Er verstand uns junge Burschen. Und er hatte Humor. Aber an anderen Fronten rumorte es: » Was ist mit diesem Typen los, diesem Zlatan? Warum ist er nicht demütig? « Und ich hörte das altbekannte Gerede: » Er dribbelt zu viel. Er denkt nicht an die Mannschaft. « Ein Teil davon war völlig korrekt. Keine Frage! Ich hatte noch viel zu lernen. Ein anderer Teil war Neid. Die Spieler spürten die Konkurrenz, und ich war wirklich nicht nur ein Blender.
Ich hängte mich echt rein, und ich begnügte mich nicht mit den Trainingszeiten beim MFF . Ich spielte auch in Mutters Hof, Stunde um Stunde. Ich hatte einen Trick. Ich ging raus nach Rosengård und rief den Kids zu: »Ihr kriegt zehn Kronen, wenn ihr mir den Ball abnehmt!«, und das war nicht nur ein Spiel. Es verfeinerte meine Technik. Ich lernte auf diese Weise, den Ball mit meinem Körper zu schützen.
Wenn ich nicht mit den kleinen Jungs Tricks übte, spielte ich Fußballspiele am Fernseher. Ich konnte zehn Stunden am Stück dabeibleiben, und oft sah ich Lösungen im Spiel, die ich mitnahm ins richtige Leben. Es war Fußball rund um die Uhr. Aber das Training beim MFF war nicht ganz einfach, und vielleicht alberte ich zu viel herum. Es war, als hätten sie ein ganz irrationales Element in die Mannschaft bekommen, einen Burschen, mit dem sie überhaupt nicht umzugehen
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