Ich bin Zlatan Ibrahimović
los mit dir, Zlatan? Ich erkenne dich nicht wieder.«
Keiner erkannte mich wieder, die Kumpel nicht, niemand. Ich verkümmerte, und dazu muss man wissen, dass ich seit der Zeit bei Malmö FF eine Philosophie habe: Ich ziehe meinen Stil durch. Mir ist egal, was die Leute sagen, und ich habe mich unter Ordnungsmenschen noch nie wohlgefühlt. Ich habe was übrig für Typen, die bei Rot fahren, um es mal so zu sagen. Aber jetzt … ich sagte nicht, was ich wollte.
Ich sagte das, wovon ich glaubte, man müsste es sagen. Es war völlig krank. Ich fuhr den Audi des Vereins und stand da und nickte wie in der Schule, oder vielleicht eher: wie ich in der Schule hätte stehen und nicken sollen. Ich schimpfte kaum noch auf meine Mannschaftskameraden. Ich wurde langweilig. Zlatan war nicht mehr Zlatan, und das war nicht mehr vorgekommen, seit ich in die Borgarskola gegangen war und zum ersten Mal Mädchen in Ralph-Lauren-Klamotten gesehen und mir beinah in die Hose gemacht hatte, wenn ich mit ihnen ausgehen wollte. Dennoch hatte ich einen glänzenden Saisonstart mit Bar ç a. Ich schoss ein Tor nach dem anderen. Wir gewannen den UEFA Super Cup. Ich glänzte. Ich dominierte. Aber ich war ein anderer. Etwas war geschehen, nichts Ernstes, noch nicht, aber dennoch. Ich verstummte, und das ist lebensgefährlich, glaubt mir. Ich muss schreien und mich ausleben. Jetzt fraß ich alles in mich hinein. Vielleicht hatte es mit dem Druck zu tun. Keine Ahnung.
Ich war der zweitteuerste Transfer überhaupt, und die Zeitungen schrieben, ich sei ein Problemkind und hätte Charakterfehler, allen möglichen Mist, und leider belastete mich das – also hier bei Bar ç a spielen wir uns nicht auf, und all das, und ich vermute, ich wollte zeigen, dass ich auch anders konnte. Das war das Dümmste, was ich je getan habe. Ich war immer noch extrem auf dem Platz. Aber es machte keinen Spaß mehr.
Ich dachte sogar daran, mit dem Fußball Schluss zu machen. Es war nicht so, dass ich meinen Vertrag brechen wollte, ich bin ja Profi. Aber ich verlor die Lust, und dann kam die Weihnachtspause. Wir fuhren nach Åre, und ich mietete einen Schneescooter. Sobald das Leben stillsteht, muss ich Action haben. Ich fahre immer wie ein Verrückter. Ich habe meinen Porsche Turbo mal auf 325 km/h hochgejubelt und die Bullen abgeschüttelt. Ich habe so viele Wahnsinnssachen gemacht, dass ich kaum daran denken mag, und da oben im Fjell fegte ich auf meinem Scooter herum und holte mir Erfrierungen und hatte einen Riesenspaß.
Endlich Adrenalin! Endlich wieder der alte Zlatan, und ich dachte: Warum soll ich weitermachen? Ich habe ja Geld. Ich muss mich nicht mit idiotischen Trainern herumärgern. Stattdessen könnte ich mir ein schönes Leben machen und mich um die Familie kümmern. Es war eine herrliche Zeit. Aber sie dauerte nicht lange. Als wir nach Spanien zurückkehrten, kam die Katastrophe. Nicht direkt vielleicht, sie schlich sich an, sie lag in der Luft.
Es gab ein völlig krankes Winterunwetter. Es schien, als hätten die Spanier noch nie Schnee gesehen. Bei uns in den Bergen standen die Autos überall kreuz und quer, und Mino, der dicke Idiot – der wunderbare dicke Idiot, muss ich wohl hinzufügen, damit niemand es missversteht –, fror in seinen flachen Schuhen und seiner Sommerjacke und überredete mich, den Audi zu nehmen. Es wäre beinahe total schiefgegangen. An einem Hang verloren wir die Kontrolle und krachten gegen eine Betonmauer, und ich demolierte die rechte Vorderachse des Wagens.
Viele aus der Mannschaft hatten bei dem Unwetter Unfälle, aber keiner so heftig wie ich. Ich gewann auch den Unfallwettbewerb, und wir lachten darüber, und für einen Moment war ich tatsächlich ich selbst. Doch dann fing Messi an zu reden. Lionel Messi ist krass. Er ist unglaublich. Ich kenne ihn nicht besonders. Wir sind total verschieden. Er kam als Dreizehnjähriger zu Bar ç a. Er ist in dieser Kultur groß geworden und hat kein Problem mit dem ganzen Schulscheiß. In der Mannschaft dreht sich alles um ihn, ganz natürlich eigentlich. Er ist glänzend, aber jetzt war ich gekommen und schoss mehr Tore als er. Er ging zu Guardiola und sagte:
»Ich will nicht mehr auf der rechten Außenseite spielen. Ich will in der Mitte spielen.«
In der Mitte ganz vorne war ich. Aber Guardiola war das egal. Er wechselte die Taktik. Von 4:3:3 ging er zu 4:5:1 über, mit mir in der Spitze und Messi direkt dahinter, und ich landete im Schatten. Die Bälle liefen über Messi,
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