Ich bin Zlatan Ibrahimović
auch seine Probleme mit Guardiola.
»Er grüßt mich nicht. Er sieht mir nicht in die Augen. Was kann passiert sein?«, fragte ich.
»Keine Ahnung«, antwortete Henry.
Wir fingen an, Witze darüber zu machen, nach dem Muster: » Hej , Zlatan, heute schon einen Blick bekommen?« – »Nein, aber ich habe seinen Rücken gesehen!« – »Glückwunsch, es geht voran!« Solche Albernheiten, und das half ein wenig. Aber es ging mir wirklich auf die Nerven, und ich fragte mich jeden Tag, jede Stunde: Was habe ich getan? Was läuft falsch? Ich bekam keine Antwort, nichts. Aber mir wurde immer klarer, die Eiseskälte musste mit dem Gespräch über meine Position zu tun haben. Eine andere Erklärung gab es nicht. Aber es wäre ja völlig krank, wenn das stimmte. War das eine Psychomasche, um mich kaltzustellen, wegen eines Gesprächs über meine Position? Ich versuchte, Guardiola zu konfrontieren. Auf ihn zuzugehen und seinen Blick zu suchen. Er wich aus. Er schien Schiss zu haben, und klar, ich hätte einen Gesprächstermin ausmachen und ihn fragen können: Was ist eigentlich los? Aber ich war genug vor ihm gekrochen.
Es war sein Problem. Nicht dass ich gewusst hätte, worum es ging. Ich weiß es noch immer nicht, oder doch … Ich glaube, dass der Junge starken Persönlichkeiten nicht gewachsen ist. Er will nette Schuljungen haben, und noch schlimmer: Er läuft vor seinen Problemen davon. Er schafft es nicht, ihnen in die Augen zu sehen, und das machte alles nur noch schlimmer.
Dann kam die Aschewolke des Vulkans auf Island. In Europa waren alle Flüge abgesagt worden, und wir sollten in San Siro in Mailand gegen Inter spielen. Wir nahmen den Bus. Irgendein heller Kopf bei Bar ç a hielt das für eine gute Idee. Ich war zu dem Zeitpunkt nicht mehr verletzt. Aber die Reise war eine Katastrophe. Sie dauerte sechzehn Stunden, und als wir in Mailand ankamen, waren wir völlig fertig. Es war das bis dahin wichtigste Spiel, das Semifinale der Champions League, und ich war darauf vorbereitet, in meinem alten Heimstadion ausgepfiffen zu werden. Kein Problem, wie gesagt, so was motiviert mich eher. Aber die Lage war bescheiden, und ich glaube, Guardiola hatte einen Mourinho-Komplex.
José Mourinho ist ein ganz Großer. Er hatte schon mit Porto die Champions League gewonnen. Er war bei Inter mein Trainer. Er ist wunderbar. Als er Helena zum ersten Mal traf, flüsterte er ihr zu: »Helena, you have only one mission. Feed Zlatan, let him sleep, keep him happy!« Der Typ sagt, was er will. Ich mag ihn. Er ist der Feldherr. Aber er kümmert sich auch. Die ganze Zeit bei Inter hing er an mir und wollte wissen, wie es mir ging. Er ist das genaue Gegenteil von Guardiola. Wenn Mourinho einen Raum erleuchtet, zieht Guardiola die Gardinen zu, und ich vermutete, dass Guardiola sich jetzt mit ihm messen wollte.
»Wir spielen nicht gegen Mourinho. Wir spielen gegen Inter«, sagte er, ungefähr so, als säßen wir da und dächten, dass wir mit dem Trainer Fußball spielen sollten, und dann spulte er sein Philosophiezeugs herunter.
Ich hörte kaum zu. Warum auch? Es war gehobenes Geschwafel, von Blut, Schweiß und Tränen und so was. Nie habe ich einen Trainer so reden hören! Der reinste Müll! Aber jetzt kam er wirklich zu mir. Es war beim Training in San Siro, und die Leute waren da und guckten und checkten: Ibra ist wieder da!
»Kannst du von Anfang an spielen?«, fragte Guardiola.
»Klar«, sagte ich. »Ich bin heiß.«
»Aber bist du bereit?«
»Eindeutig. Ich bin gut drauf.«
»Aber bist du vorbereitet?«
Er war wie ein Papagei, und ich fühlte miese Schwingungen.
»Okay, es war eine ätzende Reise, aber ich bin in Form. Die Verletzung ist verheilt. Ich werde alles geben.«
Guardiola sah aus, als zweifelte er daran. Ich begriff ihn nicht, und hinterher rief ich Mino Raiola an. Ich rufe Mino Raiola wegen allem und jedem an. Schwedische Journalisten pflegen zu sagen: Mino verschafft Zlatan ein schlechtes Image. Mino ist dies und das. Soll ich sagen, wie es wirklich ist? Mino ist ein Genie. Ich fragte ihn:
»Was meint der Kerl?«
Keiner von uns wurde schlau aus ihm. Uns fiel langsam nichts mehr ein. Aber ich war in der Startelf, und wir machten das 1:0. Dann drehte sich das Spiel. Ich wurde nach sechzig Minuten ausgewechselt, und wir verloren 3:1. Es war Scheiße. Ich war stocksauer. Aber früher, bei Ajax zum Beispiel, konnte ich mich Tage und Wochen über eine Niederlage ärgern. Jetzt habe ich Helena und die Kinder. Sie
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