Ich bin Zlatan Ibrahimović
relegiert und sollten die Saison dort mit einer ganzen Reihe Minuspunkte starten, möglicherweise sogar dreißig Punkten.
Und ich war immer noch auf dem sinkenden Schiff.
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I M S EPTEMBER 2005 spielten wir in der WM -Qualifikation im Puskás Ferenc Stadion in Budapest gegen Ungarn. Wir waren mehr oder weniger gezwungen zu gewinnen, um uns für die WM zu qualifizieren, und in den letzten Tagen vor dem Spiel hatte die Presse sich eingestimmt. Aber es schien auf eine Enttäuschung hinauszulaufen. Nichts passierte, und ich fand nicht ins Spiel. Ich war schlapp und außer Form, und als die reguläre Spielzeit abgelaufen war, stand es 0:0, und das Publikum wartete nur noch auf den Schlusspfiff.
Gewisse Zeitungen hätten mir wohl die schlechteste Note gegeben, eine Eins. Ich war ein Komplettausfall, und viele sahen sich bestimmt schon in ihrer Meinung bestätigt, dass ich letzten Endes nur eine hochgejubelte Diva wäre. Aber dann bekam ich im Strafraum einen Ball, von Mattias Jonson, glaube ich, und auch damit schien ich erst mal nicht groß etwas anfangen zu können. Ich wurde von einem Verteidiger gestellt und dribbelte zurück in Richtung unserer Spielhälfte. Aber dann machte ich kehrt, bam , einfach so, denn solche Situationen sind es, für die ich spiele, auch wenn es oft so aussieht, als spazierte ich nur auf dem Platz herum. Ich schone mich, um schnelle, aggressive Vorstöße machen zu können, und jetzt machte ich ein paar schnelle Schritte hinunter zur Seitenlinie, und der Verteidiger kam nicht mit, überhaupt nicht, und ich kam in Schussposition, doch der Winkel war zu spitz, und der Torwart stand richtig, und die meisten erwarteten eine Hereingabe oder einen Pass.
Aber ich zog ab, und aus der Position geht der Ball normalerweise nicht rein. Er trifft, wenn es hochkommt, das Lattenkreuz, und der ungarische Torwart reagierte nicht. Er hob nicht einmal die Arme, und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich, ich hatte vorbeigeschossen. Ich war nicht der Einzige. Kein Jubelsturm brach im Stadion aus, und Olof Mellberg ließ den Kopf hängen, als dächte er: Verdammt, so dicht dran, und dann in der Nachspielzeit. Er drehte sogar ab. Er wartete auf den Abstoß der Ungarn, und Isaksson dachte: Es ist zu still, und Olof lässt den Kopf hängen. Der Ball muss ans Lattenkreuz gegangen sein. Aber dann riss ich die Arme hoch und raste ums Tor herum, und da wachte das Stadion auf.
Der Ball war keineswegs ans Lattenkreuz gegangen, er war aus einem unmöglichen Winkel im Toreck eingeschlagen, und der Torwart hatte nicht einmal mit der Hand wedeln können, und nicht lange danach pfiff der Schiedsrichter das Spiel ab, und keiner gab mir mehr eine Eins.
Das Tor wurde ein Klassiker, und wir qualifizierten uns für die WM und hofften wirklich, dass wir Erfolg haben würden. Ich brauchte das, und es war tatsächlich ein gutes Gefühl da unten in Deutschland, trotz der Unruhe bei Juventus. Wir hatten einen neuen zweiten Trainer, nachdem Tommy Söderberg aufgehört hatte, und es war kein anderer als Roland Andersson, der, der gesagt hatte: »Zlatan, es wird Zeit, dass du aufhörst, mit den Knirpsen zu spielen«, er, der mich einst in die A-Mannschaft hochgeholt hatte, und ehrlich gesagt, ich war gerührt. Ich hatte ihn nicht mehr gesehen, seit er beim MFF gefeuert worden war, und es fühlte sich gut an, gezeigt zu haben: Du hattest recht, Roland. Es hat sich gelohnt, dass du auf mich gesetzt hast. Er war ja dafür kritisiert worden. Aber hier waren wir jetzt, Roland und ich. Alles hatte sich für uns beide zum Guten gewendet, und überhaupt war die Stimmung prima. Es wimmelte von schwedischen Fans, und überall hörte man dieses Lied, das dieser kleine Kerl da singt: Keiner kickt so keck wie er, Zlatan, ich sag Zlatan . Es hat einen schönen Rhythmus.
Aber meine Leiste machte Probleme, und meine Familie nervte. So sehr ich auch der kleine Bruder war – nur Keki ist jünger –, ich war wie ein Vater für sie alle geworden, und da in Deutschland war die ganze Zeit etwas. Erst Papa, der abgesprungen war und dessen Tickets noch unbenutzt waren, dann lag das Hotel zu weit weg, dann brauchte mein großer Bruder Sapko Geld, und, als er es bekam, nicht in der Lage war, es zu wechseln. Außerdem war Helena im siebenten Monat schwanger. Sie kam allein zurecht, aber sie war umgeben von Chaos und Tumult. Als sie vor unserem Match gegen Paraguay aus dem Bus stieg, waren alle Fans hinter ihr her wie die Irren, und sie fühlte sich
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