Ich bin Zlatan Ibrahimović
zwei gesperrt hatte. Ich weiß nicht, was an diesen Vorwürfen dran ist. Es ist sicher etwas, was in dieser Branche überall vorkommt, und ehrlich gesagt, wer schimpft nicht auf die Schiedsrichter? Wer arbeitet nicht für seinen Klub?
Es war ein Schlamassel. Das Ganze wurde oft Moggiopoli genannt oder Moggigate. Und selbstverständlich tauchte auch mein Name auf. Ich hatte nichts anderes erwartet. Selbstverständlich sollten auch die besten Spieler hineingezogen werden. Es hieß, Moggi habe über meinen Streit mit van der Vaart gesprochen und etwas in der Art gesagt, dass ich die richtige Methode gewählt hätte, um von Ajax wegzukommen. Er soll sogar angedeutet haben, mich zu dem Streit animiert zu haben, und die Leute sogen das natürlich gierig auf. Es wäre ein typisches Moggi-Ding, fanden sie, und vermutlich auch eine typische Ibra-Finte. Aber das war natürlich Unfug. Der Streit war eine Angelegenheit zwischen van der Vaart und mir, und niemand anderem. Aber in jener Zeit konnte man sagen, was man wollte.
Am Morgen des 18. Mai erhielt ich einen Anruf. Helena und ich waren gerade mit Alexander Östlund und seiner Familie in Monte Carlo, und ich erfuhr am Telefon, dass die Polizei vor unserer Tür stand. Die Polizisten wollten in die Wohnung. Sie hatten sogar einen Durchsuchungsbefehl für meine Wohnung, und was blieb mir übrig?
Ich machte mich sofort auf den Weg. Ich fuhr in einer Stunde nach Turin und traf die Polizisten vor der Wohnung, und sie waren echte Gentlemen, das muss ich sagen. Sie taten nur ihre Arbeit. Doch das machte es nicht angenehmer. Sie wollten sämtliche Zahlungen von Juventus an mich durchsehen, als sei ich ein Krimineller oder so etwas, und sie fragten mich, ob ich Schwarzgeld erhalten hätte, und ich antwortete wahrheitsgemäß: »Nie!« Und dann wühlten sie herum. Am Ende sagte ich zu ihnen: »Suchen Sie das hier?«
Ich hatte meine und Helenas Bankpapiere hervorgeholt, und damit begnügten sie sich. Sie sagten: » Danke, wir bewundern Ihre Spielweise. « Die Führung von Juventus, Giraudo, Bettega und Moggi trat in diesem Zusammenhang ab, und das empfand ich als sonderbar. Sie wurden direkt in die Scheiße gestürzt. Moggi, sagte zu den Zeitungen: »Mir fehlt meine Seele. Sie ist getötet worden.«
Am nächsten Tag rauschte die Juventus-Aktie an der Mailänder Börse in den Keller, und wir hatten ein Krisentreffen in unserem Kraftraum. Und das vergesse ich nie.
Moggi kam herunter. Äußerlich sah er aus wie gewöhnlich, elegant gekleidet und dominant. Aber es war ein anderer Moggi. Gerade da war ein weiterer Skandal mit seinem Sohn herausgekommen, der auch irgendwie in der Geschichte mit drinhing. Diesmal ging es um eine Veruntreuung, und er sprach davon, wie kränkend es sei, und ich weiß noch, dass ich ihm zustimmte. Es waren persönliche Dinge, die nichts mit dem Fußball zu tun hatten. Aber es war nicht das, was mich am stärksten berührte.
Sondern dass er weinte, ausgerechnet er. Mir wurde flau im Magen. Ich hatte ihn noch nie schwach gesehen. Der Mann hatte immer alles unter Kontrolle gehabt, er hatte Macht und Stärke ausgestrahlt. Aber jetzt … wie soll ich es erklären? Es war noch nicht lange her, dass er mich in Bossmanier von oben herab behandelt und meinen Vertrag für ungültig erklärt hatte und das alles. Aber jetzt plötzlich war ich es, der Mitleid mit ihm haben sollte. Die Welt war auf den Kopf gestellt, und vielleicht hätte ich mich nicht so viel um ihn kümmern und sagen sollen: selbst Schuld. Aber ich litt wirklich mit Moggi. Es tat weh, einen Mann wie ihn fallen zu sehen. Hinterher dachte ich viel darüber nach, und das war nicht nur das Übliche, dass man nichts als gegeben annehmen kann! Gewisse Dinge wurden auch in ein anderes Licht gerückt. Warum hatte er unsere Verhandlung die ganze Zeit hinausgezögert? Warum hatte er solche Schwierigkeiten gemacht?
Hatte er mich schützen wollen?
Ich begann, das zu glauben. Ich wusste es nicht. Aber ich entschied mich dafür, es so zu deuten. Er musste ja damals schon gewusst haben, dass dies alles ans Licht kommen würde. Ihm muss klar gewesen sein, dass Juventus nicht die gleiche Mannschaft bleiben würde wie vorher und dass ich schlecht dastehen würde, wenn er mich zu fest an den Klub gebunden hätte. Ich glaube, dass er an derartige Dinge dachte. Moggi bremste vielleicht nicht immer bei Rot oder nahm jede Regel ganz wörtlich. Aber er war ein fähiger Manager, er kümmerte sich um seine Spieler, das
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